Promenadendeck
Taxe?« fragte ausgerechnet Pater Brause. Dr. Paterna grinste breit.
»Die moderne Kirche! Letztes Jahr waren es fünfhundert Dollar.«
»Für … für einmal?« fragte Dabrowski fast erschrocken.
»Ja.«
»Und sie wollte an Bord bleiben, bis …«
»Bis zur Rückkehr nach San Francisco. Also Südamerika, Südsee, Neuseeland, Australien, Neuguinea, Philippinen, China, Japan, Hawaii … Geld spielte bei ihr keine Rolle.«
»Dann muß sie hier ein Dollarvermögen verwahrt haben.« Dabrowski wurde etwas unruhig. »Das müssen wir finden.«
Zu dritt suchten sie die ganze Suite ab, rückten die Betten weg, hoben die Matratzen hoch … es dauerte nicht lange, denn eine Suite auf einem Schiff ist übersichtlich und bietet kaum ein Versteck. »Nichts!« sagte Pater Brause. Seine Stimme war dunkler geworden. »Da haben wir das Motiv.«
»So ist es.« Dabrowski zog die Schublade des Schreibtisches ganz heraus und drehte sie um. Zwei Hundertdollarscheine flatterten auf den Teppich. »Die lagen ganz hinten. Der Mörder hat sie übersehen, als er das Geld aus dieser Schublade herausholte. Eine unverschlossene Schublade – man sollte es nicht für möglich halten!«
»Aber typisch für Mrs. White.« Dr. Paterna hob die Geldscheine auf. »Sie bevorzugte drei Schiffe, in denen sie so etwas wie ihre Heimat, ihre zweite Wohnung sah. MS Atlantis gehörte dazu. Hier fühlte sie sich sicher; wozu also Schubladen abschließen? Nur wegen des Geldes? Das fand sie einfach lächerlich.«
»Ungeheuerlich.« Dabrowski setzte sich auf die Bettkante von Mrs. Whites Bett. »Einmal so viel Geld haben … ach was, schon zehn Prozent genügen!«
»Um dann ermordet zu werden!« Pater Brause schüttelte den Kopf. »Es ist schon richtig, daß Christus die Bescheidenheit predigt.«
»Und was geschah mit ihm? Er wurde ebenfalls ermordet!« Dabrowski stand auf und ging zum Telefon. »Ich rufe jetzt den Kapitän an. Ich will alle Besatzungsmitglieder sehen, die einen schwarzen Bart tragen.«
Teyendorf war wie versteinert, als Dabrowski ihm das Ergebnis seiner Untersuchungen mitteilte. »Sind Sie der Detektiv?« fragte er. »Wie war Ihr Name?«
»Ewald Dabrowski, Herr Kapitän. Kabine 136.«
»Du lieber Himmel, das ist ja der Blinde!« flüsterte Hoteldirektor Riemke, der neben Teyendorf stand und das Gespräch mithörte. Teyendorf starrte ihn an, als habe er gerade gesagt: Herr Kapitän, wir sinken!
»Ich komme sofort zu 004!« Teyendorf nickte Riemke zu. »Sie auch! Ich fahre jetzt sechsundzwanzig Jahre zur See, aber das habe ich noch nicht erlebt. Und ich habe vieles gesehen, das können Sie mir glauben. Ein blinder Detektiv … verrückt!«
In der Suite Goethe klärte dann später Ewald Dabrowski das Geheimnis seiner Erblindung. Kapitän Teyendorf war sichtlich beleidigt und kurz angebunden.
»Ein internationaler Juwelendieb an Bord, und davon erfährt der Kapitän nichts! Man ermittelt auf eigene Faust. Wie in einem schlechten Hollywood-Film! Wäre Mrs. White nicht ermordet worden, hätte ich auch heute nicht erfahren, daß Sie gar nicht blind sind, sondern im Gegenteil sehr scharfsichtig.«
»So ist es, Herr Kapitän.«
»Ich finde das unerhört.«
»Ich wollte Sie nicht mit diesem Problem belasten.«
»Belasten! Es ist mein Schiff, ich bin für alles verantwortlich – nicht nur dafür, daß es die richtige Route fährt. So ein großes Schiff ist eine schwimmende Kleinstadt, und in dieser Stadt bin ich, wenn sie auf See ist, Legislative und Exekutive in einer Person! Wenn hier Verbrecher an Bord sind …«
»Zunächst ist es nur eine Vermutung, Herr Kapitän.« Dabrowski war weit davon entfernt, Teyendorfs Zorn als Beleidigung anzusehen. »Ich hoffe, daß er an Bord ist.«
»Sie hoffen es? Ihr Gemüt möchte ich haben!«
»Viel schlimmer scheint es mir, daß ein Mörder in Ihrer Kleinstadt herumläuft. Mit schwarzen Haaren und schwarzem Bart.«
»In einer Stunde tritt die Mannschaft an. Soweit sie nicht schon Landurlaub hat. Aber das ist kein Hindernis; die anderen wissen, wer an Land ist und wer einen Bart trägt.« Teyendorf klopfte seine Taschen ab, aber er fand nicht, was er suchte. Riemke half aus und reichte ihm seine Zigarettenschachtel. »Wenn es nun drei oder fünf oder sogar sieben Männer gibt, die einen schwarzen Bart tragen – wie wollen Sie den Täter überführen?«
»Mit einem Bluff. Ich werde sagen, daß Dr. Paterna im Hospital-Labor die Haare untersucht; dann nehme ich von jedem Kopfhaar und Barthaar
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