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Promijagd

Promijagd

Titel: Promijagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Corinna.
    »Sicher. Aber das ist doch alles nur Bluff.« Völlenklee bemühte sich, die Sache leichthin abzutun. »Das ganze Leben ist ein Pokerspiel, was meinst du denn, warum die Leute das im Fernsehen so gerne sehen?«
    »Das Leben als Zufallsgenerator … Das Schicksal teilt die Karten aus.« Corinna überlegte, wie sie diesen Satz am besten in Bilder umsetzen konnte. Als was man auf die Welt kam, entschied ja auch schon der große Zufallsgenerator. Man hatte ein bestimmtes Blatt zugeteilt bekommen, und wer schlechte Karten hatte, dem blieb nur die Chance zu bluffen, wollte er nicht zu den Verlierern gehören.
    Als sie die Urbanstraße entlanggingen, sahen sie auf Höhe des Nachbarhauses aus einem Bauwagen einen jungen Mann klettern, in dem Völlenklee bei genauerem Betrachten Ritchie erkannte. Er erinnerte sich an ihre Begegnung vor nicht allzu langer Zeit.
    »Mensch, das ist Ritchie!«, rief Völlenklee.
    »Der aus unserer WG?«
    »Ja, wer denn sonst.«
    Corinna war über diese Begegnung keineswegs begeistert und hatte Völlenklee am Arm gepackt und »Komm weiter!« gerufen, allerdings war das bereits zu spät erfogt, da Ritchie über die Straße gelaufen kam.
    »Mensch, Leon, Alter! Hey, Corinna! Sagt bloß, ihr wolltet mich besuchen?«
    Völlenklee schaltete auf Abwehr, weil er wusste, dass Corinna etwas gegen Ritchie hatte. »Wieso denn das?«
    »Hattest du mir doch versprochen.« Ritchie grinste und zeigte auf seinen Arm, auf dem unzählige Nadeln ihre Spuren hinterlassen hatten. »Man kann ja nie wissen.«
    »Nein, deswegen bestimmt nicht. Und auch sonst …«
    Bei Corinna hatte sich inzwischen genügend Mitleid eingestellt, um milder zu reagieren. »Du, heute Abend haben wir einen wichtigen Termin, aber die nächsten Tage kommen wir mal bei dir vorbei.«
    »Schwört ihr’s?«
    »Ja.«
    Ritchie kehrte in seinen Bauwagen zurück, sie setzten ihren abendlichen Rundgang fort, ganz bürgerliches Paar. Unten auf der Wiese am Urbanhafen war Berlin an diesem Sommerabend Anfang Juni besonders idyllisch. Überall lagerten Gruppen und Pärchen unterschiedlichster ethnischer Herkunft, tranken Bier und anderes, erfreuten sich an dem, was ihre tragbaren DVD-Player und I-Pods an Hits hergaben und schmusten bis in die Nähe des Pettings. Nur Single-Frauen lasen, Zeitschriften oder dicke Romane. Hunde und Kinder wuselten umher. Sightseeing-Schiffe zogen zur Admiralsbrücke.
    Es war kaum ein freies Plätzchen zu finden, und als Völlenklee und Corinna endlich eines entdeckt hatten, sprang Völlenklee sofort wieder auf, denn auf der Decke neben ihnen war eine türkische Kopftuchmutter gerade dabei, eine Wassermelone zu spalten und an ihre Familie zu verteilen.
    »Was hast du?«, fragte Corinna.
    »Mensch: Bulkowski! Wenn ich eine Melone sehe, denke ich … Das bleibt ein Trauma, mein Leben lang.«
    Aus diesem Grund gingen sie in einen Biergarten. Kaum hatten sie sich niedergelassen, wollte Völlenklee wieder aufspringen. »Mensch, hier nebenan wohnt Fröttstädt. Da kann ich gleich mal …« Er lief zum Hauseingang und klingelte. Doch wiederum ohne Erfolg. »Wenn wir wenigstens seine Handynummer hätten«, stöhnte er, nachdem er wieder am Tisch Platz genommen hatte.
    »Wir haben ihm doch schon einen Brief geschrieben«, sagte Corinna. »Ihm und dieser Millie Malorny.«

16
     
    Mannhardt und sein Enkel waren auf dem Weg zum Flugplatz Tegel. Heike, Mannhardts Lebensgefährtin, war Journalistin und hatte nicht nur herausbekommen, bei welcher Fluggesellschaft Sören Fröttstädt angestellt war, sondern auch, wann er an diesem Tag in Berlin landen würde.
    »Den Seinen gibt’s der Herr im Beischlafe«, sagte Mannhardt, denn während eines solchen war Heike eingefallen, wen sie wegen des Piloten einmal ansprechen konnte.
    Orlando war es peinlich, seinen Großvater über Sex reden zu hören, und so ging er schnell zu einem anderen Thema über. »Eigentlich sind wir doch alle erpressbar, irgendetwas haben wir alle zu verbergen und denken mit Schrecken daran, dass es in die Öffentlichkeit gelangen könnte.«
    Mannhardt lachte. »Klar, sonst gäbe es nicht so ein großes Wehgeschrei im Hinblick auf den Datenschutz, den alle immer verletzt sehen, selbst wenn irgendwo jemand eine Bombe bastelt. Stell dir vor, einer unserer Spitzenpolitiker leidet unter Inkontinenz und muss ständig Windeln tragen.« Er nannte einige Namen, und beide kriegten sich gar nicht mehr ein vor Heiterkeit. »Früher war das anders: Friedrich der Große hat

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