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Promijagd

Promijagd

Titel: Promijagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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mit seinem Kammerdiener Fredersdorf ganz ungeniert über seine Hämorrhoiden geplaudert.«
    »Da gab’s aber auch noch keine Boulevardpresse und keine Freude an öffentlichen Schlachtfesten, dafür harte Strafen im Hinblick auf Majestätsbeleidigung.«
    Dieses Gespräch führten sie im TXL-Bus, den sie der Fahrt im eigenen Pkw vorgezogen hatten, um sich die Irrwege in den Parkhäusern zu ersparen.
    Mannhardt gähnte. »Warum so viele Kinder davon träumen, Detektiv zu werden, das ist eigentlich Langeweile hoch zwei. Gemessen jedenfalls an dem, was wir in der Mordkommission alles erlebt haben.«
    »Wer weiß, wo ich mal lande«, sagte Orlando.
    »Richter, Staatsanwalt, Rechtsanwalt? Vielleicht in einer Einmann-Kanzlei für Arbeitsrecht.«
    »Deine Generation hat es mit Sicherheit schwerer als meine«, sagte Mannhardt. »Auf was sollt ihr euch eigentlich freuen? Alles wird ja doch immer schlechter. Wir nach dem Krieg dagegen wussten, dass alles immer nur besser werden konnte. Ist es ja auch.«
    »Und heute ist für viele das Leben so leer, dass sie andere erpressen, weil sie sonst ins absolute Nichts abstürzen würden.« Anschließend summte Orlando das Sesamstraßen-Lied. »Wozu habt ihr Kopf und Hände, denkt euch selbst mal was aus.«
    »Was ja Völlenklee und seine Partnerin auch getan haben«, sagte Mannhardt.
    »Wie immer: Das Fernsehen ist schuld an allem.«
    »Ich ärgere mich in meinen Lehrveranstaltungen immer, wenn mir die Studenten mit dieser These kommen, und frage sie dann, warum es die größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte vor der Erfindung beziehungsweise der Einführung des Fernsehens gegeben hat, zum Beispiel das massenhafte Abschlachten und Töten von Menschen bei den Kreuzzügen, während des Dreißigjährigen Krieges, bei der Eroberung Amerikas und in den beiden Weltkriegen. Man vergesse nicht die Hexenverbrennungen und die KZs. Dazu siehe Dresden, Hiroshima, Nagasaki und Sibirien.«
    Nach dieser Exkursion in die Weltgeschichte erreichten sie den Flughafen und stiegen aus dem Bus. Die Tage von Tegel waren gezählt, und Mannhardt bedauerte das nicht nur wegen seiner nostalgischen Gefühle, sondern auch, weil er Tegel mit seinem Rundbau für ein geniales Bauwerk hielt, allen anderen Airports überlegen.
    Alles, was mit dem Luftverkehr zusammenhing, unterlag ja der Geheimhaltung, jedoch hatte Heike herausgefunden, aus welchem Ausgang Fröttstädt kommen musste. In dessen Nähe ließen sich Mannhardt und sein Enkel nieder, um zu warten. Ein Foto des Piloten hatten sie nicht, aber eine ungefähre Personenbeschreibung aus Heikes Quelle: Er habe eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Regierenden Bürgermeister.
    Die Piloten, die aus der Schiebetür kamen, machten in ihren durchweg dunkelblauen Uniformen alle unglaublich was her. Ein Kapitän, gleich ob auf den Meeren oder in den Lüften, hatte in dieser Kultur noch immer einen hohen Stellenwert.
    »Zudem verdienen sie ja auch eine ganze Menge«, sagte Orlando, als er mit Mannhardt über die Gründe dieser Wertschätzung sprach.
    »Dazu kommt, dass sie sozusagen Herren über Leben und Tod sind«, fügte Mannhardt hinzu. »Wie die Ärzte. Eine falsche Entscheidung – und es kann mit uns aus sein. Werden in anderen Berufen Fehler gemacht, passiert gar nichts beziehungsweise die Leute lachen noch darüber.«
    »Warum habe ich nie Pilot werden wollen?«, fragte Orlando.
    Mannhardt grinste. »Weil du als Kind immer schlechte Erfahrungen mit dem Fliegen gemacht hast.«
    »Wie das?«
    »Na, wenn du geflogen bist, dann immer nur auf die Schnauze.«
    »Zum Glück nie von der Schule!«, glaubte Orlando festhalten zu müssen.
    »Achtung!«, flüsterte Mannhardt. »Das müsste er sein.«
    Fröttstädt kam aus der Tür, allerdings mit dem Kopiloten an seiner Seite. Mannhardt und Orlando fluchten leise vor sich hin, da sie ihn in dessen Gegenwart nicht ansprechen konnten. Zum Glück für Großvater und Enkel verabschiedeten sich die beiden, woraufhin sie auf Fröttstädt zugingen.
    »Entschuldigung, Herr Fröttstädt?« Mannhardt lächelte so gewinnend wie möglich.
    »Ja«, kam es schroff.
    »Wir sind hier, um Ihnen zu helfen.«
    »Zeugen Jehovas oder was?«
    »Nein, Mannhardt mein Name, ich war einmal bei der Kriminalpolizei, jetzt bin ich pensioniert und eine Art Privatdetektiv … Das ist mein Enkel, ein Jurastudent.«
    Fröttstädt sah über sie hinweg. »Und was hat das mit mir zu tun?«
    »Wir wissen, dass Sie erpresst werden.«
    »Unsinn! Lassen Sie mich

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