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Promijagd

Promijagd

Titel: Promijagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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klang: »Denn es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören, und werden hervorgehen, die da Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Übles getan haben …«
    Sie gab ihm einen kleinen Katzenkopf. »Hör endlich auf, Johannes, und steig ein!«
    Als sie dann endlich hinten in seiner Taxe saßen, erklärte sie Tabaschinski, dass ihr Mann, seit sie im Heiligen Land gewesen waren, am sogenannten Jerusalem-Syndrom zu leiden begonnen habe und nun dabei sei, die ganze Bibel auswendig zu lernen.
    »Und da kriegt er von mir, immer wenn er damit anfängt, etwas an den Hinterkopf, damit sich bei ihm im Gehirn wieder alles einpendelt. Sie wissen doch: Kleine Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen.«
    Tabaschinski drehte sich nach hinten um. »Sie sind Lehrerin gewesen?«
    »Ja, und er Professor am Museum für Völkerkunde.«
    Er kicherte und sang dann: »Völker, hört die Sekunde!«, ehe er wieder aus der Bibel zitierte. »Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht.«
    Sie hielt ihm den Mund zu. »Hör auf, Johannes, sonst kommst du wieder in die Psychiatrie!«
    Tabaschinski grinste. So liebte er sein Berlin: Be Berlin. Be in therapy. Be in the capital of losers. Dass auch seine beiden Fahrgäste zu den Verlierern zählten, lag auf der Hand, denn ein solches Paar wohnte normalerweise in einem Einfamilienhaus in Lichterfelde, Gatow oder Frohnau und nicht in der Böckhstraße.
    Er hatte gewendet, war den Mehringdamm ein wenig nach Norden gefahren und an der Amerika-Gedenkbibliothek vorbei zur Blücher- und zur Urbanstraße gekommen. Die fuhr er nun in Richtung Hermannplatz hinunter. Kurz hinter der Baerwaldstraße sah er auf der rechten Straßenseite einen Feuerschein. Zuerst dachte er, dass die deutschen Fans nach einem Tor kräftige Böller angezündet hätten, realisierte aber kurz darauf, dass etwas brannte. Ein Auto, ein Transporter, nein: ein Bauwagen. Er gab Gas und bremste wieder so abrupt, dass seine Fahrgäste aufschrien. Es war ihm egal.
    »Rufen Sie die Feuerwehr!«
    »Wir haben kein Handy.«
    Tabaschinski stand eine Sekunde lang da wie gelähmt. Sollte er erst … Nein! Oder? Schließlich kämpfte er sich durch den Qualm, schnellte zur Tür des Bauwagens hoch und riss an der Klinke. Es war abgeschlossen. »Hallo, ist da noch jemand drin?« Keine Antwort. Er riss sein Handy heraus und rief 112 an. Danach stürzte er zum Kofferraum, um seinen Feuerlöscher zu holen.
    Auch Johannes war ausgestiegen und kommentierte das Bild mit einem Satz aus dem 5. Buch Mose: »Denn der Herr, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer und eifriger Gott.«
    Seine Frau starrte in Richtung des brennenden Bauwagens, dachte an Sarg und Einäscherung und murmelte: »Na, hoffentlich sorgt dein eifriger Gott dafür, dass du bald kremiert wirst.«
     

26
     
    Gunnar Schneeganß und Eugen Grätz hingen müde in ihren Drehsesseln. Die langen Fußballabende hinterließen nach und nach ihre Spuren. Ob man nun nach dem Schlusspfiff Wein trank, wie der eine, oder Bier, wie der andere, der Adrenalinspiegel war auch weit nach Mitternacht noch so hoch, dass man nicht einschlafen konnte. Was blieb einem da anderes übrig, als im Büro erst einmal eine Tasse Kaffee nach der anderen zu trinken und zum Warm-up Zeitung zu lesen und das Gelesene zu kommentieren.
    »Diese blöden Iren mit ihrem No«, sagte Grätz. »Gleich rausschmeißen aus der EU.«
    »Ich esse ab heute keine irische Butter mehr«, merkte Schneeganß an.
    »Früher haben wir unsere Butter immer bei Butter-Beck gekauft«, erinnerte sich Grätz. »Aber wenn ich heute den Namen Beck höre, dann … Wenn der Kanzler werden sollte, wandere ich aus.«
    »Bei mir steht Beck ganz oben an«, erklärte Schneeganß.
    »Wer – Kurt Beck?«
    Schneeganß lachte. »Nein, Martin Beck, unser Kollege in den Krimis von Sjöwall/Wahlöö. Durch den bin ich zur Kripo gekommen. Aber da habe ich ja noch nicht an unseren Beck gedacht, und dass wir uns an dem die Zähne ausgebissen haben.«
    Grätz konnte ihm nicht folgen. »Wer ist unser Beck?«
    »Na, der Jöllenbeck vom U-Bahnhof Bayerischer Platz.«
    Grätz wandte sich wieder seiner Zeitung zu und wechselte das Thema. »Haben sie dich schon aus Vancouver angerufen?«
    Schneeganß kniff die Augen zusammen. »Wieso denn das?«
    »Na, damit du den Kollegen vor Ort helfen kannst.« Grätz las vor, was von den Küsten Kanadas berichtet wurde. »Sechster Fuß

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