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Promijagd

Promijagd

Titel: Promijagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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getippt. Die alte Devise der Linken: Macht kaputt, was euch kaputt macht. Und Völlenklee hat ja sein Leben zerstört.«
    »Klingt logisch«, sagte Schneeganß. »Das Duell, das im Klassenzimmer begonnen hatte …«

27
     
    Sein Sohn trabte gerade los, um pünktlich zwei Minuten zu spät in der Schule zu sein, da kam sein Enkel die Treppe hinauf und nahm den freien Platz am Frühstückstisch ein.
    »Na, Opa?«, fragte Orlando. »Den gestrigen Fußballabend ohne Herzinfarkt überstanden?«
    »Hör auf!«, rief Mannhardt. »Das war ja teilweise so schrecklich, dass man gar nicht hinsehen konnte.«
    »Darum ist auch zeitweise das Fernsehbild ausgefallen«, sagte Heike.
    »Der Sieg ist alles«, erklärte Orlando.
    »Richtig«, sagte Mannhardt. »Der Freddy Sieg.«
    »Wer ist Freddy Sieg?« Orlando und Heike kannten ihn beide nicht.
    »Gleich ausweisen aus Berlin!« Mannhardt stöhnte anhaltend. »Das ist der, der die beiden Lieder gesungen hat, die für jeden Eingeborenen eine Heilige Kuh sein sollten: ›Zickenschulzes Hochzeit‹ und ›Das Lied von der Krummen Lanke‹: ›Und dann saß ick mit der Emma uff da Banke …‹«
    Orlando lachte. »Wie würde mein Opa sagen: Besser Sieg Freddy als Sieg Heil.«
    »Können wir nicht auch mal über was anderes reden als über Fußball?«, mahnte Heike.
    »Ja, darüber, ob die deutsche Nationalmannschaft nun wegen ihres 3:2-Sieges über die Türken wegen Beleidigung des Türkentums angeklagt wird«, sagte Orlando.
    »Die sollte man lieber wegen Verunglimpfung der Fußballkunst anklagen«, forderte Mannhardt.
    »Andererseits waren die Slapstickeinlagen unseres Torwarts schon wieder hohe Kunst.«
    »Hätten sie lieber schön spielen und 2:3 verlieren sollen?«, fragte Orlando.
    »Die Frage ist falsch gestellt, meine Damen und Herren!«, rief Mannhardt im Tonfall eines Redners im Bundestag. »Sie hätten das tun sollen, was meine Partei schon seit Langem fordert: Schön spielen und 3:2 gewinnen.«
    »Der Sieg ist alles«, wiederholte Orlando.
    »Das merkt euch mal«, sagte Heike.
    »Wieso?«, fragte Mannhardt.
    »Weil ihr beide im Fall Dr. Narsdorf ja nicht gerade gesiegt habt«, sagte Heike. »Wenn ihr Pech habt, hat der Gute eine Anklage wegen Mordes am Hals.«
    Sie kamen nun auf Völlenklee und Ritchie zu sprechen und trugen alles zusammen, was sie in den Zeitungen gelesen und über informelle Kanäle erfahren hatten. Damit brachten sie es auf etwa denselben Wissensstand wie Schneeganß und Grätz.
    »Tja, wer hat den Bauwagen vorsätzlich angezündet und Völlenklee getötet? Das ist die große Frage.« Mannhardt sah die beiden anderen an. »Oder ist Völlenklee nur versehentlich Opfer geworden?«
    »Einer weiß es ganz bestimmt«, sagte Orlando.
    »Oder eine«, fügte Mannhardt hinzu. »Nach allem, was wir herausgefunden haben, käme auch Sabrina Immelborn infrage.«
    »Wir müssen sehen, dass wir Narsdorf entlasten«, sagte Orlando. »Sonst muss ich allein Doppel spielen – und das geht wohl schlecht.«
    »Wieso?«, fragte Mannhardt. »Nimmst du einen Schläger in die rechte und einen in die linke Hand und spielst abwechselnd mit beiden. Wäre mal etwas, um das Tennis wieder interessanter zu machen, zurzeit ist es nur ein besseres Schlafmittel.«
    »Wann sollt ihr bei Narsdorf sein?«, fragte Heike.
    »Um halb zehn, vor seinem ersten Patienten.«
    »Dann mal ab!« Sie stand auf und drückte den beiden Männern alles in die Hand, was auf dem Tisch zu finden war. »Aber tragt das erst mal in die Küche, damit ihr heute wenigstens ein Erfolgserlebnis habt.«
     
    *
     
    Dr. Narsdorf schreckte davor zurück, zum Eigentlichen zu kommen, und philosophierte erst einmal mit leichter Selbstironie über das gestrige Länderspiel. »Wenn ich etwas zu sagen hätte, wäre die Sache anders gelaufen. Dann hätte ich verfügt, dass das Spiel 2:2 endet und anschließend eine gemischt deutsch-türkische Mannschaft im Endspiel gegen Spanien oder Russland angetreten wäre: sechs Deutsche, fünf Türken.«
    »Das hätten die Gralshüter der political correctness bestimmt nicht durchgehen lassen«, wandte Mannhardt ein. »Die denken mit Schrecken daran, wie Sepp Herberger nach dem Anschluss Österreichs auf Befehl Hitlers aus Deutschen und Österreichern eine gemeinsame Mannschaft bilden musste, die dann auch prompt bei der WM 1938 baden gegangen ist.«
    »Heute ist es ja eher umgekehrt«, sagte Orlando. »Frau Merkel und Herr Sarkozy sind gegen die Aufnahme der Türkei in die EU. Da würde

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