Propaganda
Faktoren von allgemein verbreiteten Klischeebildern beeinflusst werden. Für jeden Aspekt schlägt der Berater eine bestimmte Maßnahme oder Verhaltensänderung vor, um den angestrebten Meinungswandel zu erreichen.
Die Verstaatlichung eines Unternehmens ist eine sehr unwahrscheinliche Option und steht nur ganz selten zur Debatte. Gleichzeitig wird aufgrund der zunehmenden Popularität von Aktien und Anleihen als private Geldanlage die öffentliche Beteiligung an Großunternehmen immer mehr zur Realität. Praktisch alle erfolgreichen Unternehmen wollen irgendwann expandieren, und dazu müssen sie neue Aktien und Anleihen ausgeben. Aus dieser Perspektive betrachtet, wächst die Bedeutung der Public Relations, denn der Erfolg solcher Emissionen ist abhängig vom Bild, das der Konzern in der Geschäftswelt abgibt, und vom Wohlwollen, dass er in der Öffentlichkeit zu erzeugen vermag.
Als die Victor Talking Machine Company kürzlich an die Börse ging, wurden praktisch über Nacht Aktien im Wert von vielen Millionen Dollar unters Volk gebracht. Andererseits gibt es finanziell gesunde und wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen, die zu so einer großen Platzierung nicht in der Lage wären – weil die Öffentlichkeit sie gar nicht wahrnimmt oder irgendein noch nicht näher untersuchtes Vorurteil gegen sie besteht.
Die erfolgreiche Platzierung von Aktien und Anleihen ist derart von der öffentlichen Gunst abhängig, dass auch der Erfolg einer Unternehmensfusion mit der dafür erzeugten Akzeptanz bei der Allgemeinheit steht und fällt. Durch eine Fusion können riesige Ressourcen miteinander kombiniert werden, und diese millionenschweren Ressourcen haben oft nur durch die professionelle Steuerung der öffentlichen Meinung zusammengefunden. Ich spreche hier ausdrücklich nicht davon, durch unehrliche Propaganda oder Börsenmanipulationen einer Aktie künstlich einen unrealistischen Wert zuzuschreiben. Ich spreche vom echten ökonomischen Mehrwert, der entsteht, wenn Akzeptanz für ein Industrieunternehmen erzeugt wird und die Öffentlichkeit zum echten Partner gemacht wird. Großunternehmen wachsen mitunter so schnell, dass ihre Eigentümerschaft inzwischen eher international als national strukturiert ist. Um Handel und Industrie in der heutigen Zeit zu finanzieren, müssen immer größere Gruppen von Menschen angesprochen werden. Die Amerikaner haben seit Kriegsende ausländische Wertpapiere im Nennwert von mehreren Milliarden Dollar gekauft, und die Europäer besitzen Schätzungen zufolge welche von uns im Wert zwischen ein und zwei Milliarden. In jedem Fall muss also öffentliche Zustimmung für das Wertpapier und das dahinter stehende Unternehmen geschaffen werden.
Kredite, die der Staat an andere Länder vergibt, hängen vom Wohlwollen ab, das diese Länder hier bei uns genießen. So ist der Versuch, ein Wertpapier eines osteuropäischen Landes zu platzieren, gescheitert, weil die Öffentlichkeit ungünstig auf das Verhalten der regierenden Familie in diesem Land reagiert hat. Andere Länder haben hingegen keine Probleme, jedes beliebige Wertpapier zu platzieren, weil die Öffentlichkeit von der wirtschaftlichen Seriosität des Landes und der Stabilität seiner Regierung überzeugt ist.
Die neue PR erfüllt einen nützlichen Zweck für die Wirtschaft. Während sie legitime Werbung unterstützt, hilft sie, übertriebene und wettbewerbsverzerrende Werbung der Konkurrenz in die Schranken zu weisen und ihr mit dem Mittel der Wahrheit zu begegnen. Wenn zwei Wettbewerber aus der gleichen Branche einander mit unlauteren Mitteln bekriegen, schaden sie dieser Branche erheblich – möglicherweise so sehr, dass die Öffentlichkeit das Vertrauen in die gesamte Branche verliert. Der einzige Weg zur Bekämpfung unredlicher Werbemethoden besteht in Propaganda, die der Wahrheit wieder Geltung verschaffen kann.
Nehmen wir als Beispiel den Fall der Zahnpasta, ein wettbewerbsintensiver Bereich, wo das Vertrauen der Verbraucher in die Eigenschaften eines Produkts dieses leicht in eine marktbeherrschende Stellung bringen kann. Was ist auf diesem Markt also geschehen?
Ein großer Hersteller hat seiner Zahnpasta Vorzüge angedichtet, die nach heutigem Kenntnisstand keine Zahnpasta überhaupt besitzen kann. Der Konkurrent hat nun die Wahl: Entweder versucht er, durch noch stärkere Übertreibungen dem Wettbewerber Paroli zu bieten, oder er kann tatenlos zusehen, wie ihm sein Wettbewerber Marktanteile abjagt. Stattdessen bedient er sich
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