Propaganda
prägendes Element verankern kann. Die Fabrikation von Produkten für die Massen kann untereinander aufgeteilt werden – Großunternehmen lassen immer noch Raum für kleinere Firmen. So kann neben einem riesigen Kaufhaus ein winziger Spezialitätenladen existieren und ein sehr gutes Auskommen haben.
Ein Propagandist hat die Aufgabe übernommen, das modische Interesse wieder auf große Hüte zu lenken. Der simple Filzhut, der alle anderen Kopfbedeckungen zu verdrängen drohte, bedrohte die Existenz der Hutmacher. Man stellte fest, dass sich Hüte grob in sechs Kategorien einteilen ließen. Ferner wurden vier einflussreiche Gruppen ausgemacht, die dabei helfen könnten, die Hutmode im Sinne der Hutmacher zu beeinflussen: gesellschaftliche Führungsfiguren, Stil-Experten, Moderedakteure und Künstler, die einem Stil die notwendige Anerkennung verliehen, und schöne Mannequins. Das Problem bestand nun darin, diese Menschen den Hutkäufern zusammen zu präsentieren.
Man stellte eine Jury prominenter Künstler zusammen, die die schönsten Mädchen von New York küren sollte. Diese trugen vor verschiedenen Bühnenarrangements die schönsten Hüte aus jeder der sechs Hutfamilien. Den Rahmen für die Modenschau bildete ein angesehenes Hotel in New York.
Ferner rief man ein Komitee aus bedeutenden Amerikanerinnen ins Leben, die aufgrund grundsätzlichen Interesses an der Förderung eines amerikanischen Industriezweigs nichts dagegen hatten, ihren Namen für die Sache einzusetzen. Aus Modejournalisten und anderen Modeexperten, die ebenfalls bereit waren, die Idee zu unterstützen, wurde ein Stil-Komitee zusammengestellt. Die Mädchen mit ihren schönen Hüten und Kostümen traten vor einem Publikum aus Branchenvertretern auf.
Die Nachricht von dieser Veranstaltung beeinflusste nicht nur die Kaufgewohnheiten der direkten Besucher der Modenschau, sondern der Frauen im ganzen Land. Die Konsumentinnen erfuhren aus ihrer Tageszeitung und durch Werbung in ihrem Lieblingskaufhaus von dem Ereignis. Die Industrie feuerte ein regelrechtes PR-Trommelfeuer auf die Hutmacher ab. Vor der Schau hatte ein Hersteller nach eigenem Bekunden keinen einzigen Hut verkauft, danach jedoch Tausende.
Oft wird nach dem PR-Berater gerufen, wenn eine Notsituation überwunden werden muss. Zum Beispiel kann ein Gerücht einen enormen Verlust an Prestige und Geld nach sich ziehen, wenn ihm nicht rasch und effektiv begegnet wird. Ein Ereignis, das am 21. Mai 1926 im New York American beschrieben wurde, zeigt, welche Folgen die unsachgemäße Handhabung von Public Relations-Techniken haben kann.
»MILLIONENVERLUST MIT HUDSON-AKTIEN AUFGRUND UNWAHRER GERÜCHTE
Die Aktien der Hudson Motor Company schwankten gestern um die Mittagszeit heftig und erlitten Verluste von 500.000 bis zu einer Million Dollar. Ursache waren unzutreffende Gerüchte über die Dividendenpolitik des Unternehmens.
Das Direktorium trat um 12.30 Uhr New Yorker Zeit in Detroit zusammen, um über die Dividendenzahlung zu entscheiden. Fast sofort geriet die falsche Nachricht in Umlauf, dass nur die reguläre Dividende gezahlt werden solle. Um 12.46 ging dieser Bericht von der Börse bei der Nachrichtenagentur Dow, Jones & Co. ein. Aufgrund der Veröffentlichung brach der Aktienkurs weiter ein. Kurz nach ein Uhr erhielten die Nachrichtenagenturen die offizielle Meldung, dass die Dividende auf 20 Cent pro Aktie erhöht worden sei. Die Nachricht wurde eilig über die Ticker geschickt, und die Hudson-Aktie stieg sofort um über sechs Punkte .«
Ein Ausschnitt aus dem Journal of Commerce vom 4. April 1925 zeigt dagegen an einem interessanten Beispiel, wie man Gerüchten entgegentreten sollte:
»FESTAKT FÜR BEECH-NUT-CHEF
Bartlett Arkell von Gemeinden des Mohawk-Tals geehrt
( exklusiv für das Journal of Commerce )
Canajoharie, New York, 3. April. Heute war ›Beech-Nut‹-Tag in der Stadt und im gesamten Mohawk-Tal. Geschäftsleute und praktisch alle Bewohner der Region nahmen an einer Veranstaltung teil, bei der Bartlett Arkell, New York City, Präsident des Lebensmittelproduzenten Beech-Nut, seine Absicht bekundete, sein Unternehmen nicht an Interessenten aus Finanzkreisen zu verkaufen und den Sitz der Firma beizubehalten.
Mr. Arkell wies öffentlich Gerüchte zurück, wonach er sein Unternehmen für 17 Millionen Dollar an die Postum Cereal Company verkaufen und den Unternehmenssitz von seinem Geburtsort weg verlegen wolle. Damit bekannte er sich loyal zu der Stadt, in der
Weitere Kostenlose Bücher