Propaganda
er aufgewachsen ist und die er als Geschäftsführer seiner Beech-Nut Company zu einem prosperierenden Gemeinwesen gemacht hat. Er trägt weiterhin die gesamte Verantwortung für das Unternehmen und betonte, dass er das Unternehmen »an niemanden verkaufen würde, um keinen Preis«, weil er dies als Verrat an seinen Freunden und Mitarbeitern betrachten würde. Das gesamte Mohawk-Tal entschied daraufhin spontan, dass diese Einstellung öffentliche Anerkennung verdiene. Daher die Festlichkeiten am heutigen Tage.
Über 3000 Menschen nahmen teil, an ihrer Spitze das Festkomitee mit dem Vorsitzenden W. J. Roser, B. F. Spraker, H. V. Bush, B. F. Diefendorf und J. H. Cook. Sie wurden unterstützt von den Industrieverbänden von Canajoharie und des Mohawk-Tals .«
Danach war natürlich jeder davon überzeugt, dass an dem Verkaufsgerücht nichts Wahres dran sein konnte, während ein einfaches Dementi längst nicht dieselbe Überzeugungskraft gehabt hätte.
Auch Amüsement ist ein Geschäft – eines der größten in den USA. Es war die Unterhaltungsbranche – erst der Zirkus, dann die fahrenden Schaubuden, dann das Theater –, die der Industrie und dem Handel das kleine Einmaleins der Werbung beigebracht hat. Letztere übernahmen den Reklamerummel des Showgeschäfts. Unter dem Einfluss praktischer Erfahrung verfeinerte man allerdings die rohen Werbemethoden des Tingeltangel und machte sie effizienter. Umgekehrt hat das Theater inzwischen von der Wirtschaft gelernt und seine alten Marktschreier-Methoden über Bord geworfen.
Der Werbedirektor eines Theaterverbandes oder einer Filmgesellschaft ist Geschäftsmann, verantwortlich für investiertes Kapital in Höhe von Millionen von Dollar. Wenn es um die Werbung geht, kann er sich keine Mätzchen und keine waghalsigen Experimente leisten.
Er muss sein Publikum genau kennen, sein Denken und Handeln mit den Methoden lenken, die die Unterhaltung von ihrer ehemaligen Schülerin, der Großindustrie, gelernt hat. In dem Maße wie der Wissensstand des Publikums sich erhöht und sein Geschmack sich verfeinert, muss die Industrie ihm entgegenkommen.
Der moderne Geschäftsmann hat seinen Finger stets am Puls der Öffentlichkeit. Er muss den Wandel in der öffentlichen Meinung verstehen und bereit sein, sich selbst schnell und eloquent stets neu zu erfinden.
Propaganda und politische Führung
Das große Problem in unserer modernen Demokratie besteht darin, unsere Politiker zum Führen zu bewegen. Durch das Dogma, dass die Stimme des Volkes die Stimme Gottes sei, neigen unsere gewählten Volksvertreter dazu, sich wie willenlose Diener ihrer Wählerschaft zu benehmen – zweifellos eine der Ursachen der viel beklagten politischen Sterilität des amerikanischen Systems.
Kein ernsthafter Sozialwissenschaftler glaubt noch, dass des Volkes Stimme von besonderer Göttlichkeit oder erhabener Weisheit beflügelt sei. Vielmehr ist sie Ausdruck des Volksempfindens, welches wiederum von Anführern gesteuert ist, an die die Menschen glauben, sowie von denjenigen, deren Geschäft die Manipulation der öffentlichen Meinung ist. Die Volksmeinung setzt sich zusammen aus überlieferten Vorurteilen, Symbolen und Klischees und den griffigen Sprüchen, die die Anführer dafür gefunden haben.
Ein seriöser und talentierter Politiker ist dank des Instrumentariums der Propaganda glücklicherweise in der Lage, den Volkswillen zu formen und zu kanalisieren.
Etwas zynisch drückte der ehemalige englische Premierminister Benjamin Disraeli das Dilemma aus: »Ich muss den Menschen folgen. Bin ich denn nicht ihr Führer ?« Er hätte hinzufügen können: »Ich muss die Menschen führen. Bin ich denn nicht ihr Diener ?«
Leider sind die Methoden, die unsere Politiker heute im Umgang mit der Öffentlichkeit anwenden, so altertümlich und ineffizient, wie es die Werbemethoden des Jahres 1900 in unserer heutigen Wirtschaftswelt wären.
Die Politik war zwar der erste Bereich des amerikanischen Lebens, in dem Propaganda im großen Stil angewandt wurde, aber die Anpassung der Propaganda-Methoden an die Erfordernisse der heutigen Zeit fand dort am langsamsten statt. Ursprünglich hat die amerikanische Wirtschaft von der Politik gelernt, wie man die breite Öffentlichkeit für sich gewinnt. Aber die Wirtschaft hat die alten Methoden im harten Wettbewerb immer mehr verfeinert, während die Politik noch an den alten Formeln festhält.
Die politische Gleichgültigkeit des Durchschnittswählers, von
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