Prophetengift: Roman
Croûtons.«
Sebastian erhaschte Reeds Blick. »Ich begnüge mich gern mit dem, was übrig bleibt.«
Reed schaute weg. »Dann mache ich das mal ... jetzt gleich.« Sie drehte sich um und hastete zurück ins Haus.
»Du musst sie entschuldigen«, sagte Ellie zu Sebastian, »aber sie ist ziemlich schüchtern. Die Ärmste hat furchtbares Pech mit Männern.«
»Ich finde sie hübsch«, meinte Sebastian. »Wie alt ist sie?«
»So alt wie ich, dreiundzwanzig«, entgegnete Ellie. »Aber das sollte doch kein Problem sein, oder? Wie ich höre, stehst du auf ältere Frauen ... und Männer ... und Chihuahuas ...«
»Im Gegensatz zu Coby, der auf Sechzehnjährige steht«, lachte Sebastian.
Ellie warf ihre Zeitschrift zu Boden. »Das war hoffentlich ein Witz.«
»Also, wie lange wirst du bleiben?«, frage Coby.
Sebastian zuckte die Achseln. »Ein paar Tage, wenn das okay ist.«
»Sämtliche Schlafzimmer stehen dir zur Verfügung – sogar meins.« Coby hieb ihm spielerisch auf die Schulter.
»Das nun nicht«, schoss Ellie zurück.
Sebastian kam ein Gedanke: »He, könntet ihr mir morgen mal ein paar coole Gegenden zeigen? Ich überlege, ob ich ...«
»Meine Mutter ist Maklerin«, unterbrach Ellie ihn, »sie könnte dir ein paar tolle Objekte zeigen.«
Sebastian lächelte sie an. »Das wäre klasse.«
»Du denkst also daran, hier hochzuziehen, Digger?«, fragte Coby. »Warum?«
»Es wird höchste Zeit, dass ich mal in eine neue Umgebung komme.« Sebastian schaute Ellie an. »Du wohnst also immer noch in Ballena Beach?«
»Im Moment ja«, erwiderte sie bedauernd. »Aber seit Coby hergezogen ist, komme ich häufig rüber; die Läden und die Restaurants sind hier einfach viel besser. Ich bin L.A. ja so was von überdrüssig.«
Reed tauchte wieder auf, gefüllte Teller in der Hand. »Aber nicht so satt, wie L.A. dich hat.«
»Pah«, erwiderte Ellie. »Was für einen Salat essen wir?«
»Cobb-Salat – Hähnchen, Avocado, Tomate, Ei, kein Bacon, Balsamico-Vinaigrette. Und wir teilen uns alle Cobys Puten-Sandwich; ich habe es in kleine, mundgerechte Stücke geschnitten.«
»Vielen Dank, dass du dir so viel Mühe gemacht hast«, sagte Sebastian. Er versuchte Reed anzulächeln, aber sie wich seinem Blick aus.
»He, Seb! Ich hatte ganz vergessen, es dir zu erzählen.« Coby zögerte. »Heute Abend kommen ein paar Leute vorbei.«
»Eher ein paar Hundert«, murmelte Ellie.
Sebastian schaute Coby an, dann die beiden Mädchen und wieder Coby. »Ist das dein Ernst, Mann? Ich hatte doch erwähnt, dass ich aus L.A. weg bin, weil ich mich verstecken muss, oder?«
»Hab ich’s doch gesagt«, trillerte Ellie.
»Es wird niemand von der Presse da sein«, versicherte Coby, obwohl er sehr gut wusste, dass das Gegenteil der Fall war.
»Aber was ist mit Telefonhandys?«, fragte Reed. »Jeder kann die Bilder, die er damit macht, ins Internet stellen.«
Sebastian verschränkte die Arme vor der Brust. »Du hast doch sonst niemandem erzählt, dass ich hier sein würde, oder?«
Coby zuckte die Achseln. »Die Party war lange geplant«, log er. »Ich hatte ganz vergessen, es dir zu erzählen, als du anriefst. Ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass es so ein Problem sein würde – ich meine, wer hat schon keinen Spaß auf einer Party?«
»Die Donner-Familie beispielsweise«, murmelte Ellie in ihren Eistee.
Sebastian vergrub die Hände tief in den Hosentaschen. »Ich versteck mich einfach im Keller.«
Coby beäugte ihn. »Du hast doch keine Probleme mit der Polizei, oder?«
»Es wird schon gehen«, sagte Sebastian. »Macht euch keine Gedanken.«
»Wir könnten ja in der Bibliothek bleiben«, schlug Coby munter vor. »Als wär das ... unsere Privatsuite oder so – nur für VIPs, mit Samtabsperrband und allem.«
»Oh nein, werden wir nicht«, protestierte Ellie. »Ich habe mir doch kein neues Proenza-Schouler-Kleid gekauft, um mich in der Bibliothek zu verstecken, als wäre ich die verrückte Tante von irgendjemandem.«
»Egal«, murmelte Sebastian. »Wie gesagt, ich komm schon klar.«
»Äh, hier ist dein Salat«, sagte Reed und hielt ihm einen Teller hin.
Ihre Blicke trafen sich.
»Danke«, sagte er und nahm den Teller entgegen – obwohl er gerade allen Appetit verloren hatte.
25
Nach dem Essen brachte Sebastian seine Sachen in eines der leeren Schlafzimmer und legte sich dann etwas hin. Aber der Schlaf wollte nicht kommen, denn seine Übelkeit verschlimmerte sich zusehends und seine Gedanken drehten sich
Weitere Kostenlose Bücher