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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
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ernster Scheiß abläuft.«
    »Das versteh ich doch, glaub mir.« Coby warf den Arm um Sebastians Schulter und führte ihn in Richtung Haus. »Ich bin selbst erst vor ein paar Stunden zurückgekommen. Wir wollten gerade einen Happen essen, willst du auch was? Oh, und Ellie ist hier – Ellie aus L.A., du erinnerst dich?«
    Sebastian grinste. »Die kratzbürstige Blonde mit der großen Klappe?«
    »Genau. Sie hat eine Freundin mitgebracht. Auf Reed wirst du abfahren – sie ist heiß wie die Hölle und seit Kurzem wieder Single.«
    Als er Coby ins Haus folgte, brauchten Sebastians Augen ein paar Momente, bis sie sich an die höhlenähnliche Dunkelheit gewöhnt hatten. Aber kurz darauf begann er die Details
seiner Umgebung wahrzunehmen: Die Wände bestanden aus Granitblöcken, der Fußboden war mit breiten Dielen aus Walnussholz ausgelegt. Holzbalken, dick wie Telefonmasten, stützten die Decke, die eines Schlosses würdig gewesen wäre. Von den Deckenbalken hingen zwei Opernhaus-Kronleuchter, deren Kristalle opulent glitzerten, und schmale Bleiglasfenster mit burgunderroten Samtvorhängen boten Ausblicke auf die sonnenbeschienene Bucht. Im starken Kontrast zu diesem antiken, herrschaftlichen Ambiente stand die spärliche zeitgenössische Möblierung: elegante schwarze Ledersofas, Sessel und Chaiselongues, Glastische mit Chrom, dicke, purpurne Veloursteppiche sowie düstere Porträts in Goldrahmen, die Frauen und Kinder mit übertriebenen, starrenden Augen und lächelnden – oder grimassierenden – Mündern zeigten.
    »Dein Vater ist echt ein Spinner«, bemerkte Sebastian und verrenkte den Hals, um die Innenausstattung zu betrachten. Seine Stimme hallte von den Wänden wider. »Warum will er unbedingt in einem Haus wohnen, das aussieht wie das Schloss von irgendeinem schwulen Vampir?«
    »Seine neue Frau hat gerade alles neu eingerichtet. Irgendeine wichtige Kunsthändlerin aus New York, die ungefähr zehn Pfund wiegt und nie lächelt – sie hat sogar einen falschen englischen Akzent. Aber es ist cool, weil sie ständig unterwegs sind und ich das Haus für mich habe.«
    »Was ist mit der neuen Stiefschwester, von der du mir erzählt hast?«, fragte Sebastian. »Irgendwelche guten Geschichten?«
    Coby schüttelte den Kopf und zuckte die Achseln. »Sie sieht zwar aus wie ein Playmate, aber sie ist erst sechzehn – solche Ideen habe ich mir also schnell aus dem Kopf geschlagen.« Er lachte. »Komm mit nach draußen.«
    Sebastian blinzelte in die helle Sonne, als sie auf die Terrasse traten.
    »Ellie, sag Hallo«, instruierte Coby die junge Frau mit den
langen platinblonden Haaren, die sich auf einer Liege räkelte und mit einer übergroßen Sonnenbrille auf der Nase eine italienische Ausgabe der Marie Claire studierte.
    Sie schob sich die Brille auf die Stirn und rümpfte die Nase. »Was ist denn mit deinem Haar passiert?«
    »Ich freue mich auch, dich wiederzusehen.« Sebastian beugte sich hinunter und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
    »Man wird dich trotzdem erkennen«, sagte sie und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer Zeitschrift zu. »Du solltest einfach Frauenkleidung anziehen.« Sie hob ein beschlagenes Glas Eistee an die Lippen und nippte daran. »Coby, Schatz, fragst du bitte Reed, ob sie meine Lunchbestellung aufnimmt?«
    »Ich glaube, sie ist schon weg«, entgegnete Coby.
    »Eigentlich bin ich schon wieder zurück«, rief eine Stimme aus dem Hausinnern.
    Sebastian drehte sich um und sah eine geschmeidige mokkabraune Schönheit leichtfüßig auf die Terrasse treten, drei gut gefüllte weiße Take-away-Tüten in der Hand.
    »Sebastian Black, ich darf vorstellen: Miss Reed Banks«, murmelte Ellie hinter ihrer Zeitschrift hervor.
    Sie gaben sich kurz die Hand und Reed sah ihn erstaunt an. »Was ist mit deinem Haar passiert?«
    »Ich habe es abschneiden lassen«, teilte er ihr mit und warf ihr sein charmantestes Grinsen zu. »Ich reise inkognito. Was hältst du davon?«
    »Es ist ganz nett.« Reed drehte sich zu Coby um. »Ähm, ich bin einfach losgezogen und habe uns etwas zu essen besorgt, weil ich weiß, wie grantig das Mädchen da drüben wird, wenn die Wirkung der Tranquilizer nachlässt.« An Sebastian gewandt fügte sie hinzu: »Tut mir leid, ich wusste nicht, dass wir mehr als drei sein würden. Wir wussten nicht, wann du ankommen würdest.«
    »Wir teilen einfach alles, was du mitgebracht hast, Dummchen«,
brummte Ellie. »Schließlich isst du am Tag ja selten mehr als ein paar

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