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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
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eine wichtige religiöse Figur, da kann man sich ja vorstellen, was für Psychopathen hinter ihm her sind. In dem Fall wäre es gut, wenn er tatsächlich Telepath ist.« Mit besorgter Miene schaute sie Ellie an. »Glaubst du, er weiß, was ich über ihn denke?«
    »Du meinst, dass er zu jung und zu sehr von sich eingenommen ist?«
    »Du weißt, was ich meine«, entgegnete Reed scharf. »Er ist echt süß.«
    »Wenn du wissen willst, ob er deine Gedanken lesen kann, dann versuch doch ...« – Ellie überlegte – »dir den Cocktail vorzustellen, den du gern hättest – mal dir aus, wie er sich in deiner Hand anfühlt und wie er schmeckt, und dann schick Sebastian mit der Anweisung an die Bar, dir ›irgendwas Schönes‹ mitzubringen.«
    »Er ist noch nicht volljährig.« Reed lachte. »Wahrscheinlich kommt er dann mit einer Rum-Cola an. Oder mit einer Wasserpfeife.«
    »Also – sei einfach du selbst und sieh unwahrscheinlich heiß aus, wie immer.«
    »Ja, klar doch.« Reed streifte Ellies Pumps über und stand auf. »Autsch. Das wird nie was mit denen.«
    »Du wirst dich daran gewöhnen«, verkündete Ellie. »Und
jetzt sieh hin«, sagte sie und wies auf den Spiegel. »Ist das nicht viel besser?«
    Reed drehte sich um und musterte ihr Spiegelbild. »Ja ... vermutlich. Und du hast recht, die Schuhe martern einen nicht mehr ganz so, wenn man sie erst mal anhat.« Sie zupfte den Saum ihres Kleides zurecht und richtete ihre Frisur. »Also, was ist denn jetzt mit dir und Coby?«
    »Tja«, seufzte Ellie, »du weißt, dass ich ihn immer lieben werde. Ich wünschte nur, er wäre nicht ganz so dämlich. Die Hälfte der Zeit weiß ich, was für einen blöden Spruch er bringen wird, noch bevor er den Mund aufmacht.«
    »Wenn du den Typen liebst, warum redest du dann immer von ihm, als wäre er minderbemittelt?«
    »Weil er so dämliche Sachen macht, Reed. Habe ich dir erzählt, dass er mir vor zwei Tagen unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut hat, dass Sebastian herkommt? Und dann finde ich heraus, dass er zehn Minuten nach diesem Anruf ungefähr tausend Leute per SMS darüber informiert hat, dass Sebastian Black zu seiner Party kommt. Und das auch noch, obwohl Sebastian ihm ausdrücklich gesagt hatte, dass er herkommt, weil er sich verstecken muss.«
    »Aber warum hat Coby es dann allen erzählt?«
    »Weil er sich wichtig vorkommen will«, erwiderte Ellie. »Und wenn er sagen kann, dass er irgendeinen A-Promi bei sich zu Besuch hat, fühlt er sich wichtig. Ich bin mittlerweile alt genug, um darüber nachzudenken, was nach der Uni kommt, und da frage ich mich schon, ob ich mein Leben mit jemandem teilen will, der so wenig gesunden Menschenverstand besitzt – ganz zu schweigen davon, dass ich meine Kinder der Hälfte ihres potenziellen IQs beraube, wenn ich ihn heirate.« Ellie warf einen Blick auf die Uhr. »Wahrscheinlich gehts bald los. Wir sollten unseren großen Auftritt hinlegen.« Sie trat zur Tür, öffnete sie einen Spalt und lauschte.
    Schwaches Gemurmel und Gläsergeklirr drang von unten herauf.
    »Noch ziemlich ruhig«, verkündete Ellie. »Wir sollten zehn oder fünfzehn Minuten warten und dann jedermann mit unserem vereinten Sexappeal umhauen.«

    Sebastian kam gerade aus der Dusche, als er unten anschwellendes Stimmengewirr hörte und daraus schloss, dass die ersten Gäste eingetroffen waren. Er trocknete sich ab und zog seine abgetragenen Lieblingsjeans an, dunkelbraune Cole-Haan-Stiefel und ein enges schwarzes T-Shirt.
    Soll ich das wirklich durchziehen?
    Das Gefühl starken Unbehagens und die Übelkeit hatten noch nicht nachgelassen.
    Aber vielleicht wird ja alles gut gehen.
    Dann dachte er an Reed.
    Es wird schon gut gehen.

    Die Party entwickelte sich rapide. Eben hatte Sebastian sich noch umgeschaut und vereinzelte Partygäste auf den schwarzen Ledersofas, Sesseln und Chaiselongues gesehen, und als er zum nächsten Mal den Blick durch den Raum schweifen ließ, hatte er sich so weit gefüllt, dass es nur noch Stehplätze gab.
    Und Sebastian Black war der Star.
    Manche der Gäste mieden ihn komplett und achteten darauf, so etwas wie einen leeren Burggraben um die Chaiselongue in der Ecke freizulassen, auf der er mit Reed saß. Andere warfen ihm mit Verachtung oder Eifersucht gespickte Seitenblicke zu, ein paar Mädchen und Jungs deuteten mit Blicken ihre
Verfügbarkeit und ihr Interesse an, und Handykameras wurden gezückt, sobald die Besitzer annahmen, dass Sebastian gerade nicht in ihre

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