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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
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möchte«, antwortete sie mit gespielter Unschuld und stellte sich ein langstieliges Weißweinglas mit kaltem, goldenem Chardonnay vor. »Könntest du einfach gucken, was, äh, gut aussieht?«
    »Klar.« Sebastian warf ihr ein Lächeln zu und stand vom Sofa auf. Dann schlängelte er sich durch die Menge, die sich vor ihm öffnete, und blickte wachsam nach allen Seiten, obwohl er keine Ahnung hatte, nach was er Ausschau halten sollte.
    Endlich erreichte er sein Ziel, die Bar.
    »Zwei, äh ...« Er schaute sich um, um zu sehen, was die anderen Gäste tranken. »Zwei von denen da.« Er deutete darauf.
    »Zwei Mojitos?«, fragte der Kahlkopf mit Ziegenbart, der hinter der Bar stand.
    »Ja. Danke.« Sebastian fiel auf, wie ausgelaugt der Barmann wirkte, der ein weißes, mit Cranberrysaft beflecktes Hemd trug und seine Fliege gelockert hatte. Er tastete nach seiner Brieftasche und zog einen Fünfer als Trinkgeld heraus.
    »He, Sie sind doch dieser Typ, oder?«, fragte der Barmann und zerstieß die Minzblätter, die er in zwei Gläser getan hatte, mit einem Stößel. »Also, was denke ich gerade?«
    Zorn. Weißglut. Brennender Zorn. Es kommt näher.
    »Sie, äh, wünschten, Sie wären nicht hier.«
    »Das hätte mir ja nun jeder sagen können«, meinte der Barmann und füllte Rum in die Gläser.
    Sebastian ließ das Trinkgeld in die Dose fallen, schnappte sich seine Drinks und kehrte zu Reed zurück.
    Sie saß nicht länger auf dem Sofa.
    Er schaute sich um, konnte sie aber nirgends entdecken.
    Vielleicht ist sie draußen?
    Er durchquerte das Wohnzimmer, ein Glas in jeder Hand, und schlängelte sich durch das Gewühl zur Terrasse.
    Endlich an der frischen Luft angelangt, trottete er über die ausgedehnte, mit Steinplatten ausgelegte Fläche zur Balustrade und stellte die Gläser, aus denen er schon etwas verschüttet hatte, darauf. Er beugte sich über die Balustrade und wollte gerade seinen Mageninhalt nach unten entleeren, als ihm etwas befahl, über die Schulter zu blicken. Er tat es und entdeckte auf der anderen Seite der bleiverglasten Terrassentür der Bibliothek einen Mann, Arm in Arm mit einer rotblonden Frau. Der Mann trug Jeans und ein schwarzes T-Shirt und hatte eine riesige Kamera um den Nacken geschlungen, die Frau trug ein knielanges, figurbetontes rotes Kleid.
    Als Sebastian das Paar anschaute, wandte der Mann den Blick ab, aber die Frau funkelte ihn kühn an und warf ihm ein lockendes Lächeln zu.
    Ein Schock des Wiedererkennens durchfuhr ihn. Sie ist es also!
    Bewusst nonchalant schaute er auf die Gäste, die sich hinter dem Paar drängelten, wandte sich dann beiläufig ab und blickte auf die mondbeschienene Bucht hinunter.
    Doch als er sich von dem Paar abwandte, das ins Haus eingedrungen war, bekam er eine Gänsehaut im Nacken, als hätte jemand darauf gehaucht.

27
    Freitagabend
     
    »Wo warst du?«, fragte er Reed. Es sollte eigentlich nicht anklagend klingen, tat es aber.
    »Im Bad oben. Und dann musste ich Ellie suchen, weil ich mir andere Schuhe anziehen wollte.« Reed musterte ihn forschend. »Und was bitte ist mit dir los?«
    »Tut mir leid, ich wollte nicht – äh, das ist eine lange Geschichte ... aber ich hätte das eben nicht in dem Ton sagen dürfen.« Er hielt nach dem Paar von eben Ausschau. »He, lass uns nach oben gehen, okay?«
    »Entschuldige, aber ...« lachend trat Reed einen Schritt zurück. »Ich gehe nicht mit dir nach oben. Wir haben uns heute gerade erst kennengelernt, du erinnerst dich?«
    »Nein, nein, es ist nur so, es sind Leute hier, die mir echt eine Gänsehaut einjagen«, erklärte er. »Es ist genau das eingetroffen, was ich befürchtet hatte, und ich muss einfach das Gefühl haben, in Sicherheit zu sein – so verrückt das auch klingen mag.«
    Reed merkte ihm an, wie durcheinander er war. »Okay.«
    »Oh, und ...« – Sebastian reichte ihr eins der Gläser – »hier ist dein Drink.«
    Sie schaute mehr als ein wenig enttäuscht auf ihren Mojito. »Danke.«
    »Komm mit, ja?« Sebastian legte ihr den Arm um die Schultern und steuerte sie durchs Gewühl. Dabei versuchte er, sich
nicht von den erhobenen, auf sie gerichteten Handys irritieren zu lassen.
    Reed schaute zurück und erhaschte einen Blick auf Ellie, die an der Bar lehnte und sich mit einem heiß aussehenden Typen unterhielt. Ellie hob lüstern eine Augenbraue und wackelte mit den Schultern. Reed warf ihr ein zufriedenes Lächeln zu.
    Sebastian führte sie die Treppe hinauf und den Flur entlang zu seinem

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