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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
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müssen, um näher an Sebastian heranzukommen und herauszufinden, ob er sie noch genauso attraktiv fand wie damals. Doch als sie auf ihn zuging – mit gestrafften Schultern, gerecktem Kinn und auf diese verführerische Weise lächelnd, die sie vervollkommnet hatte, damit ihre vollen, rot bemalten Lippen ihre schiefen Zähne verdeckten –, war Sebastians Blick über sie hinweggeglitten wie ein Leuchtturmstrahl über eine karge Küstenlinie. Dann, später, hatte sie ihn noch einmal gesehen: Er stand draußen auf der Terrasse mit zwei Gläsern in der Hand und sah sich nach der jungen Frau mit den langen Haaren und dem dunklen Teint um. Als er sich dann zu ihr umdrehte, nahm sie eine gewagte Pose ein – doch er nahm keinerlei Notiz von ihr. Wieder einmal. Und da hatte sie sich entschieden.
    »Gott hat mir gesagt, dass Sebastian dafür büßen muss, wie er die Menschen hereinlegt und ihre Seelen stiehlt«, sagte sie schließlich. »So einfach ist das.«
    Dyson schüttelte lachend den Kopf. »Du empfindest noch immer etwas für ihn.«
    Amber stieß ein hohes, ungläubiges Lachen aus. »Oh ja, das kann man wohl sagen. Etwas sehr Starkes .«
    »Hattest du dich deshalb in diesem roten Kleid herausgeputzt? Ist übrigens eine tolle Art, nicht aufzufallen.«
    »Es war eine Party«, herrschte Amber ihn an und ihre Augen blitzten. »Eine nette Party.«
    Dyson grinste. »Du bist noch immer in ihn verliebt, stimmts?«
    »Ich bin eine Soldatin Gottes«, sagte sie. »Ich habe weder Angst vor dem Teufel noch vor irgendeinem seiner Dämonen.
Es ist ziemlich riskant, wenn man einen so berühmten Mann wie Sebastian töten will, und wenn wir einen Fehler begehen, hat das große Auswirkungen für uns beide – oder sollte ich sagen: für uns alle drei .«
    »Sprich lieber leise«, sagte Dyson, der noch immer auf dem Bett saß, wachsam. »Die Wände haben Ohren.«
    »Ich warte lediglich ab, was er als Nächstes unternimmt«, sagte Amber in hörbar ruhigerem Tonfall. »Das ist wie bei der Jagd. Man benutzt ja auch keine Luftpistole – oder gar Augentropfen  –, um einen Löwen zu erlegen.«
    Dyson stemmte sich vom Bett hoch. »Und woher willst du wissen, was er als Nächstes unternimmt? Du bist schließlich nicht dabei und kannst sehen, wo er hingeht.« Er trat langsam, mit herausforderndem Blick auf sie zu. »Oder hast du auch telepathische Fähigkeiten, nur weil du ihn gevögelt hast?«
    Amber hob die Hand, um ihn zu schlagen, aber er wich zurück. »Vergiss nicht, der Mann ist das Haupt seiner Frau«, sagte Dyson, »so wie Christus das Haupt der Gemeinde ist und der Erlöser des Leibes – Epheser 5, Vers 24.«
    Sie ließ die Hand sinken. »Wann lerne ich übrigens diesen erstaunlichen Olivier kennen?«
    »Zur rechten Zeit.« Dyson ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. »Vermutlich nächste Woche.«
    Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Du verschweigst mir doch etwas.«
    Er ging zum Nachttisch, um seine Bibel zu holen. »Mein Herz ist bei Jesus, und das ist alles, was zählt«, erwiderte er und begann in dem zerlesenen Buch zu blättern.
    »Du warst am Mittwochabend, am Donnerstagmorgen und Donnerstagabend und dann noch am Freitagmorgen mit ihm zusammen, bevor wir aufgebrochen sind.«
    Blitzartig ging Dyson durch den Kopf, wie er gestern Morgen in aller Frühe vor Oliviers Tür aufgekreuzt war, mit der
beunruhigenden – aber auch aufregenden – Nachricht, dass der hinausgetriebene Dämon wieder zurückgekehrt war.
    »Wie bereits gesagt, wir waren im Gebet vertieft«, sagte er zu Amber. » So hilf mir Gott. «
    »Wenn du in deine alten Gewohnheiten zurückfällst, wirst du in der tiefsten Hölle schmoren, denn Gott hasst Sodomiten – vor allem solche, die die Ehe brechen.«
    »Olivier setzt sich voll und ganz für meine Erlösung ein«, erwiderte Dyson. »Aber sprechen wir wieder über Sebastian. Wenn du die Idee mit dem Visine für so schlecht hältst, was hast du denn vor? Wir wissen nicht mal, ob er sich noch in dem Haus in Sausalito aufhält oder ob er einen anderen Unterschlupf gefunden hat.«
    Amber dachte nach. »Ich bin zuversichtlich, dass Gott uns seinen Plan offenbaren wird. Außerdem können wir mal auf diesen schmuddeligen Promi-Internetseiten und den christlichen Foren nachschauen. Denen entgeht keiner.« Sie leerte ihre Wasserflasche. »Aber ich vermute, er treibt sich noch irgendwo in Sausalito herum, zusammen mit dem dunkelhäutigen Mädchen. Und Sausalito ist eine sehr kleine

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