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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
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womit ich kein Problem hätte. Aber irgendetwas sagt mir, dass ich dir nicht vertrauen sollte, und ich glaube kaum, dass du gekommen bist, um dir das anzuhören.«
    »Zunächst mal heiße ich Kitty , Mr Niesen – was K-I-T-T-Y buchstabiert wird.« Sie schob ihm abermals den Vertrag hin.
    Chuck setzte sich in der rostfarbenen Vinylnische zurück und betrachtete das vor ihm liegende Blatt Papier. Es wäre ein Leichtes, den Wisch zu unterschreiben ... außer dass Hank, dieses Großmaul, bereits Bescheid wusste – nur Gott wusste, wie vielen Leuten er inzwischen davon erzählt hatte. Aber er konnte ja immer noch zurückfahren und zu Hank sagen, dass er sich getäuscht hatte, zumindest so lange, bis sich die Dinge weiter geklärt hatten. »Du schlägst das mit der Vereinbarung doch nur vor, weil du weißt, dass ich sein Vater bin, oder?«
    »Meine Position in dieser Frage ist in Stein gemeißelt«, erklärte sie. »Und wichtig ist hier allein die Rolle, die Sie in unserem Leben spielen und nicht spielen werden. Zum Beispiel: Da Sie bereits behaupteten, keinerlei Interesse an unserem Geld zu haben, werden Sie nichts davon bekommen, weder jetzt noch zukünftig. Und Sie werden auch nicht irgendwelche albernen Vorstellungen hegen,
in unsere Familie hineinzuspazieren und sie irgendwie zu komplettieren; Sie sollten wissen, dass Maria und Jesus das ganz gut alleine hinbekommen haben, auch ohne einen Josef.«
    Chuck krauste die Stirn. »Da du das ansprichst – was ist eigentlich mit Josef passiert?«
    »Wie bitte?« Kitty sah ihn verständnislos an.
    »Ich meine, am Anfang von Jesus’ und Marias Leben ist er immer dabei, bei der Krippe und allem, und auch später, als er Jesus lehrte, wie man ein guter Zimmermann wird, aber was ist danach passiert?« Er blickte Kitty erwartungsvoll an.
    Kitty wollte gerade etwas darauf erwidern, als sie vom Kreischen eines Kindes in der Nachbarnische unterbrochen wurde.
    Sie wartete, bis die Mutter das Kleine zum Schweigen gebracht hatte.
    »Ich verstehe Sie nicht«, sagte sie. »Und ich erkenne auch nicht, was das mit Sebastian zu tun haben soll.«
    »Joseph verschwindet einfach von der Bildfläche«, sagte Chuck, »und niemand erwähnt ihn je wieder. Ich meine, ist er gestorben oder was? Weißt du, er war nicht mal bei der Kreuzigung seines Sohnes anwesend.«
    Kitty sah den Mann leidenschaftslos an, aber insgeheim dachte sie, dass er – bei aller Verrücktheit – vielleicht doch nicht so dumm war, wie er aussah. »Es gibt bestimmt eine Erklärung dafür«, sagte sie mit tonloser Stimme. »Also ... wollen Sie nun unterschreiben?«
    »Weißt du, irgendwas ist hier faul, Kitty «, sagte Chuck. »Warum sollte ich den Wisch unterschreiben? Ich meine, wieso sorgst du nicht einfach dafür, dass ich, du weißt schon, verschwinde?«
    Kitty trank zwei Schlucke von ihrem Wein, und plötzlich wurde ihr klar, dass sie ein wenig Ehrlichkeit in dieses Geschäft einbringen musste. »Falls Sie es noch nicht bemerkt haben: Ich
bin meinem Sohn gegenüber sehr beschützend. Momentan mache ich mir große Sorgen um ihn. Aber ich werde Ihnen erst dann etwas verraten, wenn Sie das hier unterschrieben haben; darum geht es schließlich bei einer Geheimhaltungsvereinbarung. Das hier« – sie tippte mit der weiß lackierten Nagelspitze dreimal auf das Blatt – »ist Ihr Versprechen, den Mund zu halten.«
    Chuck seufzte, faltete das Blatt Papier auseinander und überflog den Text. »Na ja, wäre wohl nicht weiter schlimm, wenn ich unterschreibe«, sagte er schließlich und nahm ihr den goldenen Kugelschreiber aus der Hand.
    Er kritzelte seinen Namen, sein Geburtsdatum, die Sozialversicherungsnummer und die Adresse in die dafür vorgesehenen Felder.
    Fertig.
    Kitty verkniff sich ein Lächeln. »Und jetzt können wir reden, Mr Niesen«, begann sie mit leiser Stimme. »Ich werde Ihnen sagen, was vor sich geht. Aufgrund des Stresses, unter dem mein Sohn steht, ist er verschwunden, und obwohl wir telefonisch und per E-Mail in Kontakt stehen, weigert er sich nach Hause zu kommen.« Sie widerstand dem Drang, ihre Sonnenbrille wieder aufzusetzen, damit er die Besorgnis in ihren Augen lesen konnte. »Meine Hoffnung ist nun, wenn ich ihm mitteile, dass jemand aufgetaucht ist, der sein Vater sein könnte, könnte dies für ihn Grund genug sein, zu mir zurückzukehren.« Sie verzog den Mund zu einem grimmigen Lächeln. »Und das ist die Wahrheit.«
    Der große, beleibte und kahlköpfige Mann trank seinen Kaffee aus

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