Prophetengift: Roman
hinauf zu Coby. Dann, nachdem er ihr einen ganz zärtlichen Kuss gegeben hatte, hatte er sie verblüfft, indem er seine Absicht kundtat, am Morgen nach Los Angeles zu fahren.
Außerdem hatte er ihr angeboten, sie mitzunehmen, doch Reed hatte abgelehnt; er merkte, dass sie ihm noch immer nicht ganz traute. Sie hatte ihm aber versprochen, sich zu melden, sobald sie zu Hause angekommen sei, und eine Verabredung in Aussicht gestellt.
Nach einem vierstündigen Höllenritt bog Sebastian am Nachmittag in die Tiefgarage seines Appartementhochhauses ein, übergab den Wagen dem dafür zuständigen Angestellten, holte den Fahrstuhl in die Garage hinunter, schob seine Schlüsselkarte in den Schlitz und fuhr hoch ins Penthouse.
Das Geräusch der Fahrstuhltüren, die auseinander glitten, und Sebastians Schritte auf dem Terrazzoboden drangen an Kittys Ohr. »Du hast meine Nachricht also bekommen.« Sie saß auf dem weißen Ledersofa im Wohnzimmer, eine Zigarette lässig in der einen Hand, während sie mit der anderen auf dem Laptop tippte. Sie blickte auf und warf ihm diesen speziellen Blick zu, der ausdrückte: Du wirst noch büβen für all den Kummer , den du mir bereitet hast . »Was hast du denn mit deinen Haaren angestellt?«
»Was für eine Nachricht?« Sebastian nahm die Reisetasche von der Schulter und stellte sie auf den Boden. »Ich hab nur keine sauberen Socken mehr.«
Kitty kicherte und erhob sich vom Sofa. »Ich bin so froh, dich zu sehen!« Sie ging zu ihm, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Was hast du gemacht?«
»Meinen alten Freund Coby besucht, oben in San Francisco.«
»War es nicht Sausalito?«
Sebastian blickte finster. »Woher weißt du das?«
»Ich habe mich der Online-Gruppe dieser reizenden Menschen angeschlossen, die uns hassen. Offenbar haben die dich auf Schritt und Tritt verfolgt. Außerdem habe ich gerade eben ein neues Gmail-Konto eröffnet, um herauszufinden, was da so gesagt wird; sie sind übrigens nicht besonders clever. Also, wie heißt sie?«
»Ich weiß nicht, wovon du redest.«
»Von einem hübschen, dunkelhäutigen Mädchen. Mit umwerfender Figur. Und geheimnisumwitterter ethnischer Zugehörigkeit.«
»Vergiss es.«
»Hast du ihren Namen schon vergessen?«
Er begab sich in seine Räume. »Ich bin gleich wieder da, und dann möchte ich alles über Chuck wissen. Außerdem habe ich einen Mordshunger. Wenn du mir also bitte etwas zu essen machst – du weißt schon, wie eine richtige Mutter –, würde mich das sehr freuen.«
Nachdem er das Bad benutzt hatte, fand er Kitty an der Küchenbar sitzend vor, immer noch rauchend. »Hot Pockets. Mit Hühnchen.« Sie wies auf den rotierenden Teller in der Mikrowelle. »Siehst du? Ich bin praktisch eine treu sorgende Fußball-Mutter.«
»Ah ja, wir sind also nicht mehr Vegetarier?«
Kitty zuckte mit den Schultern. »Das Hausmädchen hat aus Versehen welche mit Fleisch gekauft und die schmecken gar nicht so schlecht.«
Sebastian stellte sich neben die Mikrowelle. »Und wie läuft’s mit dem Zivilprozess?«
»Das kann ich noch nicht sagen. Aber Larry hat ein paar ermutigende Präzedenzfälle und Urteile gefunden und ist zuversichtlich, dass diese Witzbolde mit ihren Forderungen heruntergehen werden. Aber er braucht dich trotzdem, du musst so schnell wie möglich diese eidesstattliche Erklärung abgeben; er hält ihre Anwälte schon seit Tagen hin.«
»Das erledige ich morgen.«
Die Mikrowelle piepte, darum zog er den Teller mit dem dampfenden Fertiggericht heraus und stellte es vor Kitty auf die Küchenbar. Er warf einen Blick auf die Zigarette in ihrer Hand. »Würde es dir etwas ausmachen?«
Kitty glitt vom Küchenbarhocker, ging zum Herd und schaltete die Dunstabzugshaube ein. »Besser?«
Sebastian verdrehte die Augen und biss in seine Blätterteigtasche. Er verbrannte sich den Gaumen. »Jetzt erzähl doch mal von Chuck.«
»Ich würde dir zwar gern sagen, dass er irgendein Leistungsträger ist, Naturwissenschaftler oder Neurochirurg, oder ein Nobelpreisgewinner, der zudem Mäzen und Stifter ist«, antwortete Kitty, »aber im Grunde ist er ein Loser.«
»Ja, das habe ich seiner E-Mail, nachdem ich sie ein paarmal gelesen habe, auch entnommen – er kommt mir nicht sehr helle vor. Hast du dich mit ihm getroffen?«
»Wir sind ins Denny’s gegangen.«
»Du?« Sebastian lachte.
»Ich wollte nicht erkannt werden.« Sie zog heftig an der Zigarette, und als sie den Rauch ausstieß, saugte
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