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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
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Chuck.
    »Wie gesagt, ein paar Minuten habe ich. Es ist also kein Problem.«
    Sie schlenderten den alten gewundenen Asphaltweg unter den zerzausten Eukalyptusbäumen entlang, die dem Palisades Park Schatten gaben, und Sebastian versuchte sich eine Gesprächseröffnung einfallen zu lassen. »Also ... wie ist Ihr Treffen mit Kitty gelaufen? Sie hat mir erzählt, dass Sie sich bei Denny’s getroffen haben.«
    »Wissen Sie«, begann Chuck, »Ihre Mutter ist immer noch eine sehr attraktive Frau, man sieht gleich, wo Sie einen Teil Ihres guten Aussehens herhaben. Apropos Aussehen, hier ist das Foto von mir, als ich ungefähr in Ihrem Alter war.« Er holte das Bild aus der Jackentasche hervor und reichte es Sebastian.
    Sebastian brauchte nur einen Blick darauf zu werfen, um die außerordentliche Ähnlichkeit zu erkennen. »Das ist ziemlich überzeugend«, sagte er und eine Gänsehaut überlief ihn. Seine Ähnlichkeit mit dem jungen Surfer auf dem verblassten Foto beschäftigte ihn so sehr, dass er den Mann nicht bemerkte, der ihnen in angemessenem Abstand folgte.
    »Das hat mein Kumpel Hank auch gesagt. Ihm ist gleich aufgefallen, wie ähnlich ich Ihnen sehe – oder vielmehr, dass ich früher so aussah wie Sie, sozusagen.«
    »Schon gut, ich habs verstanden. Also, erzählen Sie mir von sich. Was haben Sie in den letzten zwanzig Jahren so angefangen?«
    »Nicht sonderlich viel eigentlich«, antwortete Chuck. »Damals, als ich Ihre Mutter kennenlernte, war ich VW-Automechaniker. Mit sechzehn bekam ich einen von diesen alten
Karmann-Ghias, die aussehen wie so eine Art alter Badewannen-Porsche, und da ich ziemlich gut darin war, an dem Wagen rumzuschrauben, hab ich mir einen Job als Automechaniker besorgt. Dafür, dass ich noch so jung war, hab ich ziemlich gut verdient, mehr als viele von meinen Freunden, und ich hab all mein Geld für unnützen Kram ausgegeben und bin rauf auf Koks.«
    »Wie ich höre, kann Koks ziemlich süchtig machen.«
    Chuck lachte, und der Mann, der ihnen folgte, fing an, Fotos von den beiden Männern zu machen, die in gemütlichem Tempo vor ihm herschlenderten. »Oh, das war nichts im Vergleich mit dem Crystal Meth, mit dem ich später angefangen habe. Sehen Sie, kurz darauf war es vorbei mit meinem Job, es gab nämlich nicht mehr so viele von diesen VWs zu reparieren, wissen Sie, weil sie nicht mehr in die USA importiert wurden. Es fiel mir also ziemlich schwer, zu Geld zu kommen, und da hab ich angefangen, Meth zu schnupfen, weil das billiger war und leichter zu beschaffen. Und dann, als ich keinen anderen Job fand, fing ich an, das verdammte Zeugs in meiner Küche herzustellen, zusammen mit ein paar anderen Typen. Dann wurde ich verhaftet und bekam vier Jahre – das Mindesturteil für die Herstellung von weniger als fünfhundert Gramm – und machte einen Entzug.«
    »Wow.« Sebastian schaute auf den glitzernden blauen Ozean hinaus, der direkt hinter dem Park lag, und fragte sich, warum die Leute wohl so drastische Maßnahmen ergriffen, um der Realität zu entfliehen. »Wie lange sind Sie jetzt schon clean?«
    »Wenn man die Zeit im Knast nicht mitzählt, fast siebzehn Monate«, erwiderte Chuck, als sie auf den Klippenweg einbogen, »aber ich muss jeden Tag einen harten Kampf mit mir selbst ausfechten, das können Sie mir glauben. Als ich entlassen wurde, dachte ich mir, dass diese ganze Freiheit sich mit ein bisschen Meth noch viel besser anfühlen würde, also hab
ich mir als Erstes etwas Pepsi besorgt – so nennen wir es, um es nicht mit Coke zu verwechseln, also Koks, Sie wissen schon, und dann bin ich wieder in die Szene gerutscht und fing an, mit den anderen Meth-Typen rumzuhängen, und dann hatte ich die Idee, meine Bewährungshelferin anzurufen, und die hat dafür gesorgt, dass ich in eine betreute Wohngruppe für Suchtkranke komme.«
    »Was für Leute leben da denn so?«
    »Also, mein Freund Hank ist Alkoholiker – das ist der, der das Foto von Ihnen entdeckt und die Ähnlichkeit gesehen hat, hatte ich ja schon erzählt. Er interessiert sich für Ihre Religion, seit er diesen Artikel in der Vanity Fair gelesen hat, denn wir sollen eigentlich an eine höhere Macht glauben, das gehört zu unserem AA-Programm, aber ich bin katholisch erzogen worden und konnte eigentlich nie viel damit anfangen, und es gab eigentlich keine höhere Macht, mit der ich was zu tun haben wollte. Na jedenfalls, wie ich ja schon erzählt habe, Hank und ich leben in einem Rehabilitationszentrum für

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