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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
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Strafentlassene in Mid-L.A. Wir sind zu sechst, sechs Männer, und helfen einander abstinent zu bleiben. Aber wenn ich nicht mehr auf Bewährung bin, das ist in zweieinhalb Jahren, gehe ich nach Mexiko, denn da gibt es immer noch ganz viele von diesen alten VWs. Ein paar davon sind auch gar nicht mal so alt, weil es noch ein Werk in Brasilien gibt, glaube ich, und ich denk mal, da könnte ich einen festen Job finden und mir vielleicht sogar eine Wohnung kaufen, wissen Sie?«
    »Klingt nach einem guten Plan«, antwortete Sebastian munter, obwohl das Geschwafel des Mannes ihn zunehmend langweilte und nervte. Hat Reed sich so gefühlt, als ich ständig über mich gesprochen habe? Er beschloss das Thema zu wechseln. »Also, warum wollten Sie sich mit mir treffen?«
    »Also, ich glaube, weil ich nie irgendwas gemacht habe, das Bestand hatte, Sie wissen schon, ich hab nicht viel erreicht im
Leben. Aber sogar ein paar der härtesten Knackis hatten wenigstens Kinder, die sie von Zeit zu Zeit mal sehen konnten – nach dem Wochenende haben sie sich immer darüber unterhalten, wer von den Kindern zu Besuch gekommen ist, und sie hörten sich an wie ganz normale Väter, die nach irgendeinem Fußballspiel darüber reden, wessen Kind ein Tor geschossen hat. Und ich hab im Knast darüber nachgedacht, weil man da Zeit hat, über jede Menge Sachen nachzudenken, und ich hab mir gedacht, dass ich vielleicht einiges anders gemacht hätte, wenn ich ein Kind gehabt hätte, dass ich dann vielleicht sogar die Finger von diesem Zeugs gelassen hätte – ich hätte etwas gehabt, für das es sich lohnte, wieder clean zu werden, etwas, auf das ich hätte stolz sein können. Also, nach der Sache mit dem Foto dachte ich mir, wenn wir uns gut verstehen oder auch nur so einigermaßen, könnten wir vielleicht mal sehen, ob wir vielleicht Freunde werden können, Sie wissen schon. Das ist alles.« Er schaute Sebastian nervös an und wandte dann den Blick ab.
    Sebastian lächelte den Mann freundlich an, denn obwohl klar war, dass die Drogen bei ihm für Nervenschäden im Gehirn gesorgt hatten, schien er ein guter, ehrlicher Mensch zu sein. »Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Ich habe mich immer gefragt, wie es wohl sein würde, einen Vater zu haben.«
    Chucks Gesicht hellte sich auf. »Siehst du? Genau das meine ich! Ich meine, versteh mich nicht falsch. Ich glaube, deine Mutter denkt, dass ich euch irgendwie alles kaputtmachen will, das mit eurer Religion und eurem Geld und alles, aber darum gehts mir gar nicht. Ich bin gern bereit von der Bildfläche zu verschwinden und dich vielleicht gelegentlich zu sehen ... vielleicht ein paar Mal im Jahr oder so – genau wie all die anderen kaputten Väter da draußen.« Er lachte.
    Sebastian lachte auch. »Das wäre cool.«
    »He, erzähl doch mal, wie es ist, diese Fähigkeiten zu haben.
Ich hab gehört, du kannst tatsächlich Gedanken lesen und so. Ist das wahr?«
    »Ja, manchmal kann ich das«, erwiderte Sebastian leise und nickte einer äußerst attraktiven Blondine zu, die gerade an ihnen vorbeikam, einen australischen Schäferhund an der Leine.
    Die Frau warf ihm ein wissendes Lächeln zu.
    »Also, kannst du merken, wenn so eine heiß auf dich ist?« Chuck schaute Sebastian mit großen Augen an. »Ich mein, ich sollte dich so was nicht fragen, aber das war das Erste, was mir in den Kopf kam, weil ich früher immer gedacht hab, ich könnt es merken, wenn ein Mädchen mich mochte. Es gab jede Menge komischer Sachen, die ich manchmal plötzlich im Kopf hatte.«
    Sebastian blieb stehen und starrte Chuck kurz an. Dann setzte er sich wieder in Bewegung. »Gelegentlich war ich schon in der Lage, das festzustellen, ja«, erwiderte er kühl.
    »Und was für andere, äh, Botschaften kannst du empfangen, wenn es dir nichts ausmacht, dass ich das frage?«
    »Weißt du, Chuck, ich glaube, ich würde im Augenblick lieber nicht darüber reden, wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Oh, klar, tut mir leid, Mann, ich hätte nicht danach fragen dürfen ... Es ist nur so, dass ich nicht weiß, was für Fragen ich jemandem wie dir stellen soll. Es ist, als kämen wir aus zwei völlig verschiedenen Welten, weißt du.« Er überlegte eine Weile und ihre Schritte knirschten im Gleichmaß auf dem Sandweg: links  – rechts  – links  – rechts. »Nein, doch, ich weiß: Was kannst du mir über dich erzählen? Was würdest du gerne machen, zum Beispiel?«
    Sebastian sann über diese Frage nach und entschied dann, dass es

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