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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
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nichts gab, was er gern über sich mitteilen wollte – zumindest noch nicht. »Warum erzählst du mir nicht von dem Abend, an dem du meine Mutter getroffen hast? Ich wette, das gibt eine gute Geschichte ab.«
    Chuck stieß einen leisen Pfiff aus. »Daran erinnere ich mich nicht mehr allzu gut, junger Mann, denn sie und ich hatten an dem Abend ziemlich bald ziemlich viel getankt, und einen Teil von dem, was passiert ist, kann – und sollte – ich dir nicht erzählen. Aber eins kann ich dir sagen: Als ich deine Mutter zum ersten Mal sah – sie nannte sich damals Katie –, dachte ich, das ist das schönste Mädchen, das ich je gesehen habe. Ich meine, nicht billig und aufgedonnert wie manche, sie sah teuer aus, ich meine natürlich nicht wie eine Nutte, sie sah aus, als hätte sie echt Klasse. Und ich merkte, sie versuchte nicht, mir zu signalisieren, dass sie mich heiß fand oder so, als wäre sie schüchtern oder so, aber ich hatte das Gefühl, wenn ich zu ihr rübergehen würde, würde sie das gut finden, also lächle ich sie an, nur so aus Spaß, und sie wirft mir einen Blick zu, genau wie ich es mir gedacht hatte. Und dann haben wir angefangen zu reden, und später passierte dann diese erstaunliche Sache zwischen uns, und hier bin ich, zwanzig Jahre später, und gehe mit meinem Sohn am Strand spazieren ... meinem Sohn, der ein weltberühmter Promi ist.« Er hieb Sebastian auf den Rücken, grinste und schaute ihm in die Augen. »Verdamm mich, ist das Leben nicht komisch!«
    »Kannst du laut sagen«, meinte Sebastian zustimmend und dachte, dass das wirklich stimmte, das Leben war schon komisch. Dann fiel ihm der Termin beim Anwalt wieder ein und er warf einen Blick auf seine Rolex. »Wo steht dein Wagen? Ich begleite dich noch bis dahin.«
    »Also, meinen alten Karmann-Ghia musste ich verkaufen, um die Geldstrafen zu bezahlen und alles, du weißt schon«, erwiderte Chuck, »und die alte Karre fehlt mir richtig. Ich hatte den Wagen fast perfekt wiederhergerichtet – silbern mit roten Ledersitzen und schwarzem Dach – und er war das Einzige, was ich je geliebt habe.«
    »Wie kommst du dann da hin, wo du hinwillst?«
    »Mit dem Bus – aber das muss dir nicht leidtun, es ist so lange her, dass ich ein eigenes Auto hatte, dass es mir mittlerweile so vorkommt, als wäre das die einzige Möglichkeit, mein Ziel zu erreichen.« Er hielt Sebastian die Hand hin. »Also, ich weiß, du musst los und alles, aber ... könnten wir das vielleicht irgendwann mal wiederholen? Ich meine, du könntest sogar vorbeikommen und Hank kennenlernen oder so.« Er grinste.
    »Das würde ich gerne«, erwiderte Sebastian und schüttelte ihm die Hand.
    Und mit diesem letzten Szenenfoto schob der Mann, der alles dokumentiert hatte, seine Kamera in den Mantel und kehrte schnellen Schrittes zu seinem Auto zurück.

35
    Montagabend
     
    Die Story erschien kurz nach sechs.
    Sebastian donnerte gerade mit seinem Porsche Cayenne den Pacific Coast Highway entlang, um Reed in Ballena Beach abzuholen – sie wollten essen gehen –, als sein Handy klingelte.
    Er klopfte auf seinen Mikrokopfhörer. »Hi Kitty.«
    »Hast du gelesen, was ... über ... und Chuck ... sagt?« Kittys hysterische Stimme war zwischendurch immer wieder weg. »Warum ... ihr euch ... der Öffentlichkeit getroffen? Was ... dabei gedacht?«
    »Ich kann dich kaum verstehen. Ich habe das Verdeck offen, mein Bluetooth funktioniert nicht, und mein Kopfhörer ist kurz davor, den Geist aufzugeben.«
    Kitty wiederholte ihre Worte lautstark kreischend.
    »Wovon redest du?«, brüllte Sebastian zurück und scherte nach rechts aus. »Was ist los?« Er ließ den Wagen ausrollen und hielt.
    »Jemand von diesen lachhaften Internet-Promi-Klatschseiten hat Fotos von dir und Chuck in einem Park gepostet, mit der Überschrift: ›Wer ist dein Daddy‹? Und jetzt überschlagen sich im Internet die Mutmaßungen. Jemand hat es rausbekommen, Sebastian, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn gefunden haben. Ich bin so wütend auf dich, dass ich kaum klar denken kann! Was zum Teufel hast du dir nur dabei gedacht?«
    »Ich wusste nicht, dass jemand Fotos macht. Ich bin lediglich hingegangen, um mich mit ihm zu treffen, und dazu hattest du mich schließlich herbeordert – schon vergessen?«
    »Komm mir nicht so. In einer Million Jahren hätte ich nicht erwartet, dass du etwas so Dämliches tun würdest, wie dich in einem öffentlichen Park mit ihm zu treffen – und dann auch

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