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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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Detail vorzutragen, jedenfalls noch nicht zu diesem Zeitpunkt und schon gar nicht weltöffentlich.
    Mavies Handy klingelte. Sie zog es heraus, sah aufs Display und nahm Edwards Anruf entgegen. Philipp nickte ihr unterdessen zu, deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den Buffettisch des Catering-Service und verschwand in der Menge.
    Mavie nickte und begrüßte ihren Vater.
    »Ich muss mich wohl entschuldigen«, sagte Edward, mühsam beherrscht.
    »Wofür?«
    »Dass ich euch zu Milett geschickt habe.«
    »Ja, ich hätte mir auch eine andere Rede gewünscht …«
    »Was habe ich da gerade gehört und gesehen? Einen Teaser? Was will er, UNO -Generalsekretär werden? US -Präsident und Papst in Personalunion? Mavie, was war das für ein Vortrag?«
    »Keine Ahnung«, sagte sie. »Er hat irgendwas vor, aber ich weiß darüber genauso wenig wie du.«
    »Ich kann dir sagen, was er vorhat. Und ich kann dir sagen,dass es ihm auch schon teilweise gelungen ist, sofern seine Worte auch bei anderen so angekommen sind wie bei mir. Er will Entscheidungsbefugnisse. Er geriert sich, als kenne er die Lösung, den Weg, Milliarden Menschen zu retten, aber ehe er diese Lösung verrät, will er uneingeschränkte Befugnisse. Und zwar ohne sich irgendwelchen demokratischen Prozessen unterwerfen zu müssen …«
    »Er ist eitel, Edward«, unterbrach Mavie ihn. »Und er hat, wenn ich das richtig sehe, noch ein paar Rechnungen offen, mit der Welt, mit dem IPCC …«
    Edward unterbrach sie, entrüstet. »Aber es geht doch nicht um seine Rechnungen! Das ist nicht der Punkt! Es geht darum, eine Panik zu verhindern, nicht zu befördern …«
    »Ich weiß«, sagte sie.
    »Was hat er vor?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Menschen statt Natur? Wer auf diesem Weg nicht auf unserer Seite ist, ist unser Feind?«
    »Edward, ich weiß es nicht.«
    »Was kommt als Nächstes? Eine Kriegserklärung gegen die Natur? Ein Ultimatum? Wenn du nicht bis morgen mittag diesen Planeten verlassen hast, schießen wir zurück …?«
    »Was macht der Regen?«, unterbrach Mavie den Empörten.
    Edward schwieg einen Augenblick, und Mavie sah ihn förmlich vor sich, wütend, mit dicker Halsschlagader, und hörte ihn zweimal durchatmen. »Es wird nicht besser«, sagte er.
    »Das heißt?«
    »Das heißt, wer sich die Mühe macht, genauer hinzusehen, erfährt beim Wetterdienst, dass wir seit Beginn des Regens 450 Liter pro Quadratmeter abgekriegt haben, das ist mehr als die Hälfte dessen, was normalerweise im Jahr hier herunterkommt. Dazu der ungünstige Wind, Nordwest, es sieht nach Sturm aus, und zu allem Überfluss, sieh mir die Formulierung nach, ist morgen Neumond. Hier draußen ist und bleibt alles erträglich, aber die Verbindung nach Norden wird nicht mehr lange bestehen. Der Tunnel ist vorhin offenbar gesperrt worden, angeblich wegen eines Unfalls, aber wenn du mich fragst, kommen die Pumpen nicht mehr hinterher. Das heißt, das Wasser sammelt sich an dertiefsten Stelle, und wenn es da unten stabil höher als einen halben Meter steht, kommt niemand mehr durch. Die Elbbrücken sind noch teilweise frei, aber das wird mittelfristig nicht viel nützen, weil die Zuwege im Süden, in Wilhelmsburg, inzwischen unter dem Elbspiegel liegen. Man wird den Druck auf die Deiche demnächst verringern müssen, also Willhelmsburg volllaufen lassen, und dann ist auch die Verbindung über die Brücken unterbrochen.«
    »Die Eisenbahnbrücken«, sagte Mavie. »Die liegen höher.«
    »Stimmt«, sagte Edward. »Sind aber trotzdem schon mehrfach gesperrt worden, weil da oben Strom geführt wird, für die S-Bahnen. Und bei dem Wind besteht die Gefahr eines Wasserschlages bis auf die Gleise. Da niemand will, dass die Sicherungen für die ganze Stadt rausfliegen, schaltet man also auch diese Verbindung ab. Aber du hast recht, noch kommt man mit dem Zug – wenigstens stundenweise – von Nord nach Süd. Die Autovermieter auf dieser Seite der Elbe machen das Beste draus, die Preise haben sich angeblich verzehnfacht, und bezahlt wird bar, im Voraus, weil die Kreditkartendaten nicht mehr störungsfrei übermittelt werden. Bar klingt daher vernünftig, gestaltet sich allerdings insofern schwierig, als viele Geldautomaten auch vom Netz gegangen sind. Und es hat offenbar, im Gegensatz zu deinem Vater, nicht jeder ein paar Tausend Euro bar im Haus.«
    Sie hörte schweigend zu. Und mochte es sich nicht vorstellen.
    »Sollte das noch ein paar Tage so weitergehen«, sagte er, »gibt es keinen Weg mehr

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