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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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Edward, aber sie wusste, dass ihnen keine andere Möglichkeit blieb.
    Die Angreifer kamen rasch näher, waren aber noch immer einige Hundert Meter entfernt. Weitere Schüsse fielen – und wurden von Bord des Kajütkreuzers aus erwidert. Philipp und Edward paddelten los, geduckt, so schnell sie konnten, und Mavie wendete das Boot in Richtung Ufer, in Richtung der überschwemmten Straße und des Hauses. Widerwillig. Sie wusste, was sie zu tun hatte, aber es kam ihr falsch vor. Dass nun ausgerechnet sie Philipps Familie in Sicherheit bringen sollte, statt an Philipps und Edwards Seite zu bleiben. Sie hatte Edward in diese Situation gebracht. Es war ihre Schuld. Nicht sie gehörte in das Boot, das sich aus der Schusslinie entfernte, sondern er.
    Sie sah sich um, über die Schulter. Philipp und Edward wuchteten das Schlauchboot mit hohem Tempo durch die flachen Wellen, die Schlauchboote der Angreifer teilten sich auf, weiter draußen in der Fahrrinne, und steuerten ihre Ziele in weitem Bogen an. Mavie zählte insgesamt acht Männer in den Booten, von denen mindestens drei oder vier auf die Cessna und den Kreuzer feuerten – oder besser, in die ungefähre Richtung ihrer Ziele, denn präzise Schüsse konnten sie aus den hüpfenden Booten nicht abgeben.
    Was das betraf, waren die Kapitäne des Kreuzers und des Flugzeugs im Vorteil, denn ihre deutlich trägeren Gefährte boten bessere Bedingungen für gezielte Schüsse auf die Schlauchboote.
    Eines der angreifenden Boote wurde plötzlich langsamer, und Mavie begriff, dass Edwards Tischlerfreund den Mann am Außenborder erwischt haben musste, aber im nächsten Augenblick erstarrte sie, und ihr entfuhr ein ungläubiges »Nein!«.
    Edward und Philipp erreichten den Kreuzer in genau dem Augenblick, in dem das Wasserflugzeug sich energisch in Bewegung setzte. Mit laut über die Wasseroberfläche dröhnendem Propeller.
    Die Maschine entfernte sich rasch von dem Kreuzer, flussabwärts, und nahm Tempo auf. Sie sah Philipp und Edward an Bord des Kreuzers klettern, geduckt, sie sah die zwei in Bewegung verbliebenen Schlauchboote der Angreifer näher kommen, nahm fast beiläufig wahr, dass diese von rechts aus Verstärkung in Form einer von der Eastern Star aus näher kommenden Barkasse erhielten, an deren Bug mehrere Männer mit Gewehren hockten, Piraten, schwarz, in Lumpen, aber ihre ganze fassungslose Aufmerksamkeit galt für den Moment ihrer Cessna, ihrem Fluchtfahrzeug.
    Der Pilot gab Vollgas.
    Die Schwimmer lösten sich von der Wasseroberfläche.
    Die Maschine startete.

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    55 Thilo Beck hatte sich inzwischen damit abgefunden, in Situationen zu geraten, die er sich noch eine Woche zuvor nicht im Traum hatte vorstellen können, geschweige denn vorstellen wollen. Dennoch war ihm entsetzlich unwohl dabei, beim Retten der Welt von einem landwirtschaftlichen PC aus nun auch noch von einem attraktiven jungen Mädchen geflöht zu werden beziehungsweise nach Zecken abgesucht, und das nackt bis auf eine vom Regen durchweichte Unterhose.
    »Schmerzen?«, fragte sie, die Zeckenzange in der Rechten und immer noch auf der Suche nach weiteren kleinen braunen Punkten auf seine Haut, die sich kopfüber in die Tiefe zu bohren versuchten. Er hatte bei fünfzig aufgehört mitzuzählen.
    »Alles gut«, sagte Beck lächelnd zu dem jungen Engel, der ihn gerettet hatte und auf den schönen Namen Stella hörte. »Wirklich.« Das stimmte zwar nicht ganz, denn sein Arm schmerzte höllisch, trotz der doppelten Ration Schmerzmittel, die Stellas Mutter ihm in den Arm gejagt hatte, aber er sah dennoch keinen Anlass zum Klagen. Im Gegenteil.
    Durch die schmutzigen Fenster der Bauernhausdiele sah er Paulina und Diego im Regen in den SUV von Stellas Vater steigen, auf dessen Rückbank sie Nina verstaut hatten, um sie ins nächstgelegene Krankenhaus zu transportieren, nachdem Stellas Mutter, Christa, auch sie vorläufig verarztet hatte. Nina würde eine Weile brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen, aber sie würde nicht verbluten.
    Als Vater Oswald mit den offenbar letzten drei Überlebenden des Angriffs auf das Gaia-Camp zurückgekehrt war, von der Straße aus, die Paulina, Diego und Nina zielsicher angesteuert hatten, waren Oskars Wunden und die von Beck bereits fachkundig von Christa genäht, die Zecken von Stella aus Händen und Armen der Waldläufer entfernt, Borreliose-Spritzen verabreicht – und der Laptop der Bauernfamilie hochgefahren.
    Oskar arbeitete schnell, auch wenn ihm nur eine Hand

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