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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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schneiden und anschließend auf dem Server die Langversion durch die kürzere ersetzen. Zwar war er ein erklärter Gegner der Zensur, aber alles hatte Grenzen.
    Als sie die kürzere Version des Intros hochluden, wies Oskar ihn auf das Hit-Fenster hin, das er eben aufgeklappt hatte. Gerrittsens Anschuldigung und Eiseles unfreiwilliges Geständnis verbreiteten sich durch die Netze wie ein Lauffeuer.
    Das war der Augenblick gewesen, in dem Beck und Oskar sich die Hände geschüttelt hatten wie alte Kriegs- oder Sportkameraden, und danach hatte Beck sich auf dem harten Küchenstuhl zurücksinken lassen, Stella höflich gefragt, ob er ihr Telefon benutzen dürfe, und von dem Handy aus, das sie ihm reichte, Mavie und Philipp angerufen. Um ihnen zu sagen, dass sie, das Kommando Diego Garcia, ihren Teil des Auftrags erfüllt hatten.
    Dass Mavies Mailbox sofort ansprang, beunruhigte ihn nicht. Sie hatte zuversichtlich geklungen, bei ihrem letzten kurzen Anruf von Hamburg aus, ihn um einen umgehenden Rückruf gebeten und ihn gebeten, ihr eine möglichst gute Nachricht zu hinterlassen. Falls sie seinen Anruf nicht entgegennehmen könne, liege das schlicht und ergreifend an den dauernd zusammenbrechenden Netzen.
    Er hinterließ ihr eine Nachricht. Gut gelaunt. Entschuldigte sich, ihm sei etwas dazwischengekommen, nämlich ein Wolf, aber jetzt seien er und Oskar trotz halb abgebissener Arme am Ziel.
    » Mission accomplished«, sagte er. »Dein Freund Eisele ist Geschichte. Melde dich, sobald du wieder ein Netz hast. Und passt weiter auf euch auf.«
    Er legte auf, sah Oskar zufrieden an und lächelte. »Mann, wär ich jetzt gern in Genf.«
    »Würdste glatt deinen Arm für hergeben?«
    Beck wusste nicht genau, wann er zuletzt gelacht hatte. Es tat weh, aber er wollte trotzdem gar nicht wieder aufhören.

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    56 Leland Milett war nicht amüsiert. Im Gegenteil. Er war empört, geladen, über die Maßen verärgert. Und zugleich irritierend euphorisiert, allerdings biochemisch und beileibe nicht von den unerhörten Dingen, die ihm widerfuhren.
    Sie hatten ihn abgewiesen. Ihm keinen Zutritt gewährt. Sie: Lakaien, Lohn- und Befehlsempfänger, Leibwächter. Völlig unbedeutende Menschen. Ameisen. Hatten ihn abgewiesen. Und das, obwohl er ihnen überdeutlich gemacht hatte, wer er war und welche Bedeutung er besaß, im Gegensatz zu ihnen. Zunächst war er nur giftig geworden, dann aber, als das nichts fruchtete, giftig und laut. Sehr laut. Direkt vor der verschlossenen Tür von Professor Fritz Eisele. Der Tür, hinter der Eisele telefonierte und konferierte und nicht gestört werden durfte.
    Nachdem Milett sein gesamtes Repertoire an Drohungen und Beschimpfungen abgefeuert hatte, war einer der Leibwächter immerhin so beeindruckt gewesen, dass er kurz den Kopf in das Büro des Professors gesteckt hatte, aber bewirkt hatte das nicht das Gewünschte. Bloß gereiztes Murmeln von hinter der Tür und anschließend ein neuerliches stummes Kopfschütteln des Leibwächters vor der nun wieder verschlossenen Tür.
    Sowie weitere empörte Drohungen von Milett.
    Aber schließlich hatte er einsehen müssen, dass seine Wundermedizin ihn zwar zum mit Abstand wichtigsten Menschen derWelt machte, aber nicht zum stärksten. Jeder der drei Leibwächter überragte ihn um zwei Köpfe und war doppelt so breit wie er selbst. Er konnte sie nicht einfach aus dem Weg prügeln.
    So hatte er sich zurückgezogen, einstweilen. War unverrichteter Dinge gegangen. Weg von den Wächtern, weg von Eisele, weg von der verschlossenen Tür. Zurück über den Korridor, zurück in den Versammlungssaal. Um dort herauszufinden, ob auch seine Entourage inzwischen von dem Gerücht gehört hatte. Von den Chinesen und ihrer Bombe.
    Niemand hatte.
    Seine Begleiter bedachten ihn mit skeptischen Blicken. Blicken, die stumm fragten, ob es ihm gut ginge. Was Milett erst recht wütend machte. Energisch wies er Jean-Baptiste, Aldo und die Vulkanexperten darauf hin, er wünsche eine umgehende Klärung des Sachverhaltes, im Übrigen mögen sie sich daran erinnern, weshalb sie hier waren und wem sie ihren temporären Platz im Zentrum des Universums verdankten. Insubordination dulde er nicht und erst recht nicht vielsagende Blicke. Er verlange Aufklärung.
    Man hatte sich alle weiteren vielsagenden Blicke geschenkt und war ausgeschwärmt, durch die Reihen der Versammelten, um Milett zu verschaffen, was er verlangte: Aufklärung. Hinweise.
    Was, fragte er sich in seinem gefühlt

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