Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
Vom Netzwerk:
feuerten auf die Schlauchboote, aber im nächsten Moment sah Mavie entsetzt, wie Philipp zurückgeworfen wurde, offenbar getroffen am rechten Arm oder der Schulter, und ihr Vater sich zu ihm hinunterbeugte. Kaum war das geschehen, ging auch Edwards Begleiter zu Boden, oder besser, verschwand aus ihrem Blickfeld, denn eine Garbe Schüsse erklang über das Wasser, und Mavie hörte dieEinschläge in der Flanke des Holzbootes noch von ihrer Position aus.
    Sie paddelte weiter, Schlag für Schlag. Sie befand sich bereits über dem überschwemmten Strand, keine fünfzig Meter mehr entfernt von der Hecke hinter der Uferstraße. Sie würde es schaffen. Wieder drehte sie sich nach rechts über die Schulter um, aber jetzt hatte sich das Bild in dramatischer Weise verändert. Aus den beiden mit je drei Vermummten besetzten Booten wurde weiter auf den Kreuzer gefeuert, aber das dritte Schlauchboot, dessen Fahrer draußen auf dem Fluß verletzt worden war und das Mavie gar nicht mehr gesehen hatte, war wieder aufgetaucht. Diesseits des Kreuzers, an dem es gerade vorbeigeschossen war.
    Und weiter voranschoss.
    Auf sie zu.
    Mavie warf das Paddel vor sich ins Boot, zog die Pistole aus dem Hosenbund und wandte sich vollständig dem Angreifer zu. Aber schon in der Bewegung sah sie, dass der nicht mehr allein war. Denn von der anderen Seite, jener Seite, der sie beim Paddeln und Zurückblicken über die rechte Schulter keinerlei Beachtung geschenkt hatte und die erst jetzt in ihr Blickfeld geriet, sah sie die Verstärkung der Vermummten nahen – eine Barkasse, in ebenfalls hohem Tempo auf sie zusteuernd, über deren durchs Wasser spritzenden Bug drei lange Gewehrläufe in ihre ungefähre Richtung ragten. Sie sah die schwarzen Köpfe hinter dem Bugschott hervorlugen, keine weiteren Vermummten, sondern Piraten, hielt die Pistole fest und ließ sie von links nach rechts springen, unentschlossen, wohin sie zuerst feuern sollte.
    Zwischen den beiden herannahenden Booten der Angreifer explodierte eines der Schlauchboote. Sie sah Philipp, zurück an der Reling, stehend, und aus der Mündung seines Schnellfeuergewehrs schlugen Funken, während er einen lang gezogenen, wütenden Schrei ausstieß. Auch Edward hatte sich wieder erhoben und feuerte eine Leuchtkugel flach über das Wasser, und Mavie richtete ihre Waffe auf den Kopf des Vermummten, der mit seinem Schlauchboot ungebremst auf ihres zugeschossen kam. Er musste die Waffe sehen. Er musste wissen, dass sie ihn aus dieser Entfernung treffen würde. Mit jedem Meter, den er näher herankam, kam er seinem sicheren Tod näher. Er musste abdrehen.
    Mavie hatte noch nie geschossen. Geschweige denn auf einen Menschen.
    Er musste abdrehen.
    Aber er drehte nicht ab.
    Im letzten Moment ließ Mavie den Lauf ihrer Waffe sinken und feuerte auf das Boot statt auf den Fahrer. Drückte ab, fing den Rückschlag instinktiv geschickt ab, als hätte sie nie etwas anderes gemacht, und feuerte, während Karla und die Kinder schrien, zwei weitere Kugeln in die Nase des Schlauchbootes.
    Das Boot platzte keine fünf Meter vor ihren Armen. Der Fahrer flog förmlich an ihr vorbei, überschlug sich in der Luft nach links und landete hart mit dem Gesicht auf der Wasseroberfläche. Sein Hals knickte nach hinten weg, als wäre er auf Beton gelandet, nicht im einem Fluss, und sein bewusstloser oder bereits toter Kumpan, der im Boot gelegen hatte, rutschte nach links und verschwand stumm in den Wellen.
    Aber all das nahm Mavie nur am Rande war, als Einzelbilder in dem Chaos, das mit der Explosion des Schlauchbootes ausbrach. Denn der verbliebene Rest des Bootes, Plastik und der immer noch aufgepumpte, holzverstärkte Boden, flog weiter und traf, wenn auch deutlich gebremst, das Heck ihres eigenen Bootes.
    Mavie verlor den Halt, kippte nach hinten und landete im Wasser, das sich im Boot gesammelt hatte, aber noch ehe sie sich wieder aufrappeln konnte, spürte sie bereits, dass etwas nicht stimmte. Dass zu viel Bewegung in ihrem Boot war, hinter ihr. Sie wandte den Kopf und sah entsetzt, dass Karla halb stand, nicht mehr kniete. Dass sie den Unterarm ihrer Tochter festhielt und dass dieser Unterarm nicht auf ihrer Höhe war, sondern viel zu weit oben.
    Hannah stand. Und schrie. Gellend, panisch, außer sich vor Angst.
    Und fiel.
    Mavie streckte den Arm in Richtung des Mädchens aus. Karla versuchte ihre Tochter festzuhalten, aber das Mädchen stürzte, stolperte halb über den Rand des Schlauchbootes und landete im

Weitere Kostenlose Bücher