Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
Vom Netzwerk:
überprüfen kannst, weil der simulierte Tag ja bereits stattgefunden hat, in der Vergangenheit. Und Prometheus lag mit diesen simulierten Prognosen richtig, soweit ich das überprüfen konnte, und zwar exakt richtig, was alle wichtigen Parameter betrifft – Temperatur, Niederschläge, Wind. Warum also sollte die Simulation zukünftiger Ereignisse weniger präzise sein als die der überprüfbaren Ereignisse?«
    Er schwieg. Dann nickte er. »Keine Antwort. Überzeugt. Für den Augenblick. Das heißt, Gerrittsen hat den Stein der Weisen gefunden.«
    »Zumindest den Stein der Klimaweisen. Soweit ich das beurteilen kann.«
    »Wer denn sonst, du bist doch hier die Fachfrau?«
    »Ja, aber ich würde trotzdem gern mal einen Blick in die Programmstruktur werfen. In die Algorithmen, in die Gewichtungen der statistischen Daten. Ich habe nämlich keine Ahnung, was Prometheus genau rechnet. Er berücksichtigt nicht nur Wasserdampf, was bislang völlig undenkbar war, er operiert auch mit mindestens einem Dutzend Parameter von Milankovic über Heinrich, Dansgaard und Schwabe bis ›G z ‹, von denen ich höchstens die Hälfte kenne – ich weiß noch nicht, wieso Prometheus recht hat, ich weiß nur, dass er recht hat.«
    Sie beugte sich vor, blinzelnd und suchend, weil eine Wimper sich in ihr Auge verirrt hatte. »Taschentuch?«
    »Im Handschuhfach«, sagte er, und während sie die Klappe aufdrehte, wies er seinen ins Armaturenbrett gedockten iAm an, Lisa Weiß anzurufen. Was der iAm umgehend tat. Mavie fand unterdessen die Taschentücher, zog die Packung heraus und runzelte die Stirn, weil hinter den Tüchern ein dunkelgraues, rechteckiges, halb handtellergroßes Plastikkästchen zum Vorschein kam, das auf den ersten Blick aussah wie ein Reiseschminkset für US -Marines. Allerdings war daran ein schwarzer Plastiklauf aus dem gleichen Hartplastik befestigt, und das sprach eindeutig gegen das Schminken, aber weiterhin für kriegerische Auseinandersetzungen. Auf wen wollte er damit schießen, auf Leute, die ihm den Parkplatz wegzunehmen drohten?
    Philipp sprach mit Lisa Weiß. Fragte sie, ob nicht das »sagenumwobene OF « cirka genau dort sein müsse, wo er gerade war, hörte zu, brummte dann eine zufriedene Bestätigung und bat sie, ihm die Route auf den iAm zu senden. Er bedankte sich und wollte die Verbindung schon beenden, aber offenbar hatte sie ihm noch etwas zu sagen. Er hörte zu. Mavie schloss das Handschuhfach, wischte sich die Wimper aus dem Augenwinkel, Philipp sagte unzufrieden: »Das kann aber nicht sein«, und fügte hinzu: »Dann lass jemanden aus seinem Zimmer werfen, wozu haben wir diese ganzen Frequent-Honor-Sonstwas-Karten?« Er hörte noch einen Moment zu, dann bedankte er sich und beendete die Verbindung.
    Der iAm schaltete auf Navigation, zeigte eine Karte und wies den Fahrer mit sanfter Frauenstimme an, die Autobahn bei der nächsten Ausfahrt zu verlassen. Mavie sah fragend nach rechts. Sie hatten die Grenze noch nicht erreicht.
    »Wohin?«, fragte sie.
    »Mittag«, sagte er. »Wollte ich schon immer mal hin, hab’s nur nie geschafft. Liegt nicht direkt auf meinem Weg, normalerweise.«
    »Was?«
    »Das OF . Old Fashioned. Bestes Surf-and-Turf zwischen New York und Osaka, angeblich.«
    Er verlangsamte, setzte den Blinker und ließ den Porsche nach rechts rollen, Richtung Ausfahrt.
    »Das ist nicht dein Ernst«, sagte sie.
    »Gibt bestimmt auch Salat«, sagte er.

[Menü]
    16 Sie schaffte es, nichts zu seiner Bestellung zu sagen. Während des gesamten Essens im OF , einem gediegenen Landgasthof unter Reet, vor dem ausschließlich SUV s und teure Sportwagen abgestellt waren und dessen Gäste allesamt deutlich stilvoller gekleidet waren als Mavie und ihr Begleiter. Sie löffelte ihre mäßig schmackhafte Kürbis-Koriander-Suppe und versuchte anschließend, des Riesensalates Herrin zu werden, den ein Kellner ihr mit missbilligendem Blick hingestellt hatte, während Philipp sein Steak zu sich nahm. Rind. Kobe. Sehr groß. Sie hatte dreimal blinzeln müssen, bis sie einsah, dass auf der Karte wirklich nicht 30 stand, sondern 300.
    Aber sie schwieg dazu. Sie wollte keine Diskussion führen, und im Grunde ging es sie ja auch nichts an, was er wo aß. Zumal sie sich die Pause erlauben konnten, denn Zeit hatten sie genug, Eiseles Vortrag stand für den Abend auf dem Programm – und so, wie sie den Professor kannte, würde er erst unmittelbar vorher eintreffen.
    Sie schwieg. Und dachte sich ihren Teil, im sicheren

Weitere Kostenlose Bücher