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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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hochgegangen.«
    Er nickte. Immer noch vorsichtig, wie ein besonnener Therapeut.
    »Das ist wahr«, sagte sie. »Kein Morphiumtrip. Er war da.«
    »Das kann nicht sein, Mavie.«
    »Egal, ob das sein kann oder nicht, es ist wahr. Er war da.«
    »Dann wäre er tot. Mavie, das Zimmer war hin. Alles.«
    »Du musst ihn doch gesehen haben.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hab reichlich umgekippte Möbel gesehen, rausgeflogene Scheiben und dich. Und dann war ich auch schon wieder draußen, mit dir.«
    »Er saß neben dem Kamin«, sagte sie. »Auf der anderen Seite. Der Koffer stand links …«
    Er schüttelte wieder den Kopf. »Dann wäre er entweder vor dem Hotel gelandet oder in der Maas. Aber da hätte ihn dann garantiert jemand gefunden – oder wieder rausgezogen.«
    »Ich denke, zuerst gab es drei Verletzte? In der ersten Meldung?«
    Er nickte. »Aber das war ja offensichtlich Blödsinn.«
    »Der letzte Stand ist erst recht Blödsinn. Die Bombe galt nicht irgendeinem Schotten, sondern uns.«
    Er schwieg.
    »Und wenn die«, sagte sie, »mit so einer Story durchkommen, dann können sie auch eine Leiche unter den Tisch fallen lassen. Erst recht einen Verletzten, der in irgendeinem Rotterdamer Krankenhaus liegt. Oder lag, was weiß ich, vielleicht ist er ja inzwischen wirklich tot.«
    Philipp hatte sich aufgerichtet und fuhr jetzt beide Hände aus, bremsend. »Whoaah«, sagte er. »Langsam. Komm du erst mal wieder zu Kräften, dann denken wir noch mal in Ruhe …«
    »Wo ist Eisele? Wo ist Gerrittsen? Waren die beiden schon im Hotel, als es geknallt hat? Unten, hast du sie gesehen? Und, denk mal nach, was, wenn der Anschlag weder McVee noch uns galt, sondern Eisele? Eine Zimmertür weiter.«
    »Gaia-Attentäter, die sich in der Tür irren …«
    »Ja. Nein. Nicht Gaia-Attentäter, das ist doch totaler Quatsch.«
    »Mavie.«
    »Ja, Philipp? «
    »Langsam.«
    »Langsam? Die Prognose stimmt, Philipp.«
    »Ja, sieht so aus.«
    »Und die Welt weiß davon nichts, gar nichts, schon gar nicht die Welt in Afrika und Indien. Millionen Menschen werden sterben, und irgendjemand hat beschlossen, dass sie nicht mal von der Bedrohung erfahren. Irgendjemand lässt sie sterben. Helen hat mit Gerrittsen gesprochen, Gerrittsen hat das weitergegeben – nicht mal Beck wusste, an wen. Zwei Tage später ist Helen tot, und kaum fühlen wir Gerrittsen auf den Zahn, fliegen wir in die Luft. Gaia-Attentäter? Die was erreichen wollen? Dass wir ein für alle Mal den Mund halten?«
    Er schwieg.
    »Wir brauchen Beck«, sagte sie. »Becks Daten, seine Unterlagen. Und dann brauchen wir Sender, Zeitungen, Öffentlichkeit. Helen wusste, dass das eine Riesenstory ist – und ich sehe nicht zu, wie die Welt untergeht.«
    »Gut«, sagte er. »Musst du ja auch nicht. Aber wenn du das alles irgendjemandem erzählst, klingt es nach genau dem, was es ist – einer völlig durchgeknallten Verschwörungstheorie. Mit dem zusätzlichen Nachteil, dass du nicht mal den Sinn und Zweck dieser Scheißverschwörung benennen kannst, geschweige denn die Verschwörer. Das wird bestimmt reichen, um mindestens die UNO zu alarmieren – oder einen guten Irrenpfleger.«
    Sie wollte protestieren, er ließ sich nicht unterbrechen.
    »Wir machen jetzt erst mal was ganz anderes. Sobald du wieder stehen kannst, packen wir dich in ein gut gepolstertes Auto, und dann bringe ich dich nach Hause.«
    »Nach Hause? Was soll ich …«
    »Den Ball flach halten. Nicht in die nächste Bombe laufen. Sofern sie dir oder uns galt, was ja weiterhin zumindest fraglich ist.«
    Sie schüttelte den Kopf. Es tat weh. »Mein Gott, Philipp.«
    »Nein«, sagte er. »Du willst nämlich nicht sterben. Und wenn du recht hast, wenn ihr beide recht habt, du und dein Phantom Beck, dann solltest du dich überhaupt nicht mehr zeigen, sondern in Deckung bleiben, jeder Deckung, die du kriegen kannst. Wenn ihr beide recht habt, steht nicht nur ganz Afrika, der ganzen Welt rund um den Äquator, eine humanitäre Katastrophe bevor, sondern auch dem Norden. Wie hoch waren die prognostizierten Opferzahlen für Hamburg?«
    »Keine Ahnung. Nicht annähernd so hoch wie im Süden.«
    »Interessant, aber zweitrangig. Meine Familie wohnt nicht in Somalia und dein Vater auch nicht. Sollte das da draußen, dieser Scheißregen, ein Dauerzustand bleiben, verstehe ich deine Prognose vollkommen richtig, bis in die letzte Konsequenz: Dann saufen wir nämlich ab, mit unserer ganzen Infrastruktur, mit der Stromversorgung, dem

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