Prosecco um Mitternacht
zu sein …”
Und wieder legte sie los, aber das war immer noch besser als ihr Schweigen vor wenigen Minuten. Solange sie redete, war alles in Ordnung. Er sah sie lieber nicht an. Zum Glück war sie viel zu sehr mit sich beschäftigt, um das zu bemerken.
Endlich, als Janet mitten in einer Beschreibung des Hotels war, in dem sie gewohnt hatte, hielt er vor ihrem Apartmentkomplex in Sylvania, am westlichen Rand von Toledo. Die neuen Gebäude kamen ihm vor wie das gelobte Land.
“Tja, da wären wir”, verkündete er unnötigerweise.
Janet sah sich um. “Oh! Ich habe gar nicht mitbekommen, dass wir schon da sind.”
Will dagegen war in Gedanken schon seit dreißig Minuten hier. Er stellte den Motor aus und traf sich mit Janet an der Heckklappe des Wagens. Als Janet sich auf dem Weg zum Eingang bei ihm unterhakte, erschrak er.
“Ich hatte übrigens viel Zeit zum Nachdenken, während ich weg war”, verkündete sie.
“Ach ja?” Will war damit beschäftigt, die Schritte bis zur Tür zu zählen.
“Ja.”
Ihr Ton ließ ihn aufhorchen. Gleichzeitig beschleunigte er sein Tempo.
“Ich habe mir überlegt …”
Will riss die Eingangstür so heftig auf, dass Janet sie fast vor den Kopf bekommen hätte.
“Oh!”
“Entschuldige”, sagte er. “Ist alles in Ordnung?”
Sie legte eine Hand auf ihre Brust, dann überprüfte sie den Sitz ihres Pferdeschwanzes, der mit einem pinkfarbenen Band zusammengehalten wurde.
Im Stillen verdammte er seine Besessenheit von Mädchen mit Haarbändern. Besonders von solchen mit einer Vorliebe für glänzenden pinkfarbenen Satin. “Gib mir deine Schlüssel”, bat er, als sie ihre Wohnung im ersten Stock erreichten.
Janet reichte ihm den Schlüsselbund, der an einem Band mit einem Pompon in Blau und Gold befestigt war – eine Erinnerung an ihre Zeit als Cheerleader.
“Bitte sehr”, sagte Will und stieß die Tür zu ihrem Apartment auf. Zum Glück ging sie nach innen auf, sodass diesmal keine Verletzungsgefahr bestand. Er stellte ihre Taschen in den Flur. “Jetzt bist du heil und gesund wieder zu Hause.”
Ihm wurde klar, dass er sie seit einer ganzen Weile nicht mehr angesehen hatte. Das holte er jetzt nach.
“Du hast mich noch gar nicht geküsst”, beschwerte sie sich in vorwurfsvollem Ton, den er einst für sinnlich gehalten hatte.
Sie hakte ihren Zeigefinger zwischen zwei Knöpfe seines Oxfordhemdes.
Oh, Junge!
“Na klar habe ich dich geküsst”, entgegnete er. Oder etwa nicht?
Janet schüttelte den Kopf. “Was mich auf das bringt, worüber ich in L.A. nachgedacht habe.”
Grundgütiger. Sie hatte diesen Ausdruck auf dem Gesicht. Keinen, den er bei ihr schon gesehen hatte, aber dafür auf den Gesichtern anderer Frauen – auf Renaes unzählige Male –, unmittelbar bevor sie einen unanständigen Vorschlag machten.
“All das Warten bis zur Hochzeitsnacht …” Janet kam näher, doch statt ihn zu erregen, erwachte in ihm der Wunsch, einfach zurückzuweichen. “Na ja, ich habe entschieden, dass das altmodisch ist.”
Will schluckte, unfähig zu einer Erwiderung, und überlegte fieberhaft, wie er am schnellsten fliehen konnte.
“Ich will dich”, flüsterte Janet, küsste ihn flüchtig auf den Mund und sah ihm in die Augen. “Ich will dich jetzt. Heute Nacht.”
“Sex?”, platzte er heraus.
Sie kicherte. “Ja, Sex.”
Du liebe Zeit!
Sie zog den Finger aus seinem Hemd und legte die Hand auf seine Taille, um sie von dort langsam zu seinem Po hinunterzuschieben.
Will war fassungslos. War das noch die gleiche Frau, die vor fünf Monaten darauf gewartet hatte, dass er den ersten Schritt machte? Und die ihn seither so oft zurückgewiesen hatte, dass er schon gedacht hatte, er müsste sie tatsächlich heiraten, um mit ihr schlafen zu können?
Vor etwas über einer Woche hatte er sich von einem braven Lämmchen verabschiedet. Jetzt stand er einem Vamp gegenüber, der die Absicht hatte zu bekommen, was er wollte.
Janet rieb sich provozierend an ihm.
Seltsamerweise regte sich bei ihm nichts.
“Schlaf mit mir”, hauchte sie und schmiegte sich noch enger an ihn, um ihn wieder zu küssen.
Entsetzt packte er sie an den Schultern und schob sie von sich fort. Sie verlor beinah das Gleichgewicht, doch er hielt sie fest. Nicht um sie vor dem Fallen zu bewahren, sondern um sie auf Abstand zu halten.
“Ehrlich gesagt, ich habe auch nachgedacht, während du fort warst”, meinte er hastig. Ein Schweißtropfen rann ihm über die Stirn. “Und zufällig
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