Prosecco um Mitternacht
zu lassen. Renae saß im Schneidersitz auf seinem Ledersofa, den Becher Eiscreme auf dem Schoß und einen Löffel in der einen Hand, während sie in der anderen Hand die Fernbedienung des Fernsehgeräts hielt. Sie trug einen weiten weißen Jogginganzug, auf dessen Brust in dunkelblauen Buchstaben Women Only stand. Sie sah nicht geschminkt aus, und ihre Haare waren nachlässig zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, aus dem dunkelblonde Strähnen auf ihren gebräunten Nacken fielen. Es war ganz eindeutig nicht die Art von Pferdeschwanz, die Will normalerweise anziehend fand. Und ein pinkfarbenes oder sonst wie buntes Band hatte sie auch nicht darum gebunden.
Sie fand einen Sender, der ihr gefiel, und legte die Fernbedienung wieder auf den Couchtisch.
“Macht es dir wirklich nichts aus, dass ich hier warte?”, fragte sie und sah zum Durchgang zwischen Wohn- und Esszimmer, wo er stand.
“Nein, es macht mir nichts aus.”
“Es könnte aber eine Weile dauern.”
Verdammt, dachte er. Laut sagte er: “Das macht doch gar nichts.”
“Magst du ‘Sex in the City’?”
Fast hätte Will sich verschluckt.
Renae schien seine Reaktion nicht zu entgehen, da sie ihn still beobachtete. Sie zeigte zum Fernseher, und Will begriff, dass sie die Serie meinte.
Nicht, dass es darauf noch ankam. Die Vorstellung, diese provokante Serie mit ihr im gleichen Zimmer anzusehen, war äußerst beunruhigend.
Offenbar empfand sie das genauso, da sie mit zitternder Hand die Fernbedienung nahm und auf einen Nachrichtenkanal umschaltete.
Das war besser, wenn auch nur geringfügig.
Will deutete zur Küche. “Ich mache mir etwas zu essen. Möchtest du auch etwas?”
Sie hob den Becher Eiscreme, ohne Will anzusehen.
“Ach ja, richtig.”
Sie hatte ihm etwas davon angeboten, als er ihr einen Löffel gab, aber er hatte lieber abgelehnt, hauptsächlich wegen der Art, wie sie sich den Löffel zuerst in den Mund geschoben hatte, um ihn anzufeuchten, ehe sie ihn ins Eis grub. Und zusehen, wie Renae Eis aß, sollte er jetzt lieber auch nicht.
Er stand eine ganze Weile vor der offenen Kühlschranktür und konnte es nicht fassen. Vor nicht einmal einer halben Stunde hatte sich ihm eine schöne Frau an den Hals geworfen, die er in den letzten fünf Monaten begehrt hatte, und er war vor ihr unförmlich geflohen. Und jetzt …
Er begann Sachen aus dem Kühlschrank zu nehmen, ohne hinzusehen, und stellte sie auf die Arbeitsfläche. Es war ihm egal, was, Hauptsache, es lenkte ihn von dieser aufregenden Frau nebenan ab. Sie lachte gerade über etwas, sodass Will eine grüne Paprikaschote fallen ließ.
Sein ursprünglicher Plan war gewesen, Janet vom Flughafen abzuholen, mit ihr essen zu gehen und sie anschließend nach Hause zu fahren. Daher hatte er auch nichts mehr gegessen seit der Brezel zum späten Frühstück, das gleichzeitig auch sein Mittagessen war. Das Problem war nur, dass sein Appetit sich nicht auf irgendetwas Essbares richtete.
Na fabelhaft. Er musste etwas tun, solange Renae in seinem Apartment war, etwas, um sich abzulenken und zu beschäftigen. Nur leider hatte er nicht die leiseste Ahnung, was.
Er nahm die aufgereihten Lebensmittel und verstaute sie alle wieder im Kühlschrank.
Na schön, damit hatte er schon mal ganze dreißig Sekunden herumgebracht. Er drehte sich um und entdeckte Renae im Türrahmen.
Oh, verdammt!
Aus dieser Nähe und trotz des wenig schmeichelhaften Lichts der Küchenbeleuchtung sah sie noch besser aus. Ihre grünen Augen hatten die Farbe von Jade und waren noch faszinierender. Ihre Haut war zart und einladend, ihr Körper weich und verlockend, trotz der dicken Kleidungsschicht, die sie verhüllte.
“Ist dir nicht heiß?”, erkundigte er sich und deutete auf den Jogginganzug.
Entweder interpretierte sie seine Worte falsch oder ignorierte deren eigentliche Bedeutung absichtlich. “Sehr.”
Seine Willenskraft schwand zusehends. Er sehnte sich danach, ihre Haut zu spüren.
“Das hier hilft”, sagte sie und hielt ihm den geschlossenen Eisbecher hin.
“Ich bin kein großer Eisfan.”
“Probier es. Vielleicht magst du es.”
Will hatte genug davon, Dinge zu probieren, die er besser nicht mögen sollte.
“Könntest du es in deinem Kühlschrank für mich aufbewahren, bis ich in meine Wohnung zurück kann?”
“Na klar.” Er nahm den Eisbecher und verstaute ihn. Als er sich wieder umdrehte, war Renae an seiner Seite. Nicht nur das, sie beugte sich auch noch herunter, sodass er einen Blick
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