Prosecco um Mitternacht
hinaus, oder? Den Rang eines Liebhabers hatte er ja nie einnehmen dürfen. Wie dem auch sei, Janet hatte keinen Grund zu der Annahme, dass er nicht der treue Freund gewesen war, der ungeduldig ihre Rückkehr erwartete.
Was er in Wahrheit jedoch voller Ungeduld erwartete, war, die ganze Geschichte endlich zu beenden.
“Hör mal, Janet, was ich dir zu sagen versuche, ist …” Er verlor den Faden. Es gab keine andere Möglichkeit, als es rundheraus auszusprechen. Nur schaffte er es einfach nicht, die Worte herauszubringen.
“Will, ich glaube, ich weiß, was du sagen willst”, meinte Janet mit sanfter Stimme.
“Wirklich?” Er sah sie hoffnungsvoll an. Doch bevor er über die Wahrscheinlichkeit nachdenken konnte, dass das, was er sagen wollte, tatsächlich auch nur im Entferntesten dem nahe kam, was sie vermutete, sprach sie es aus.
“Du möchtest mich heiraten.”
Will kippte beinah vom Stuhl, so geschockt war er von ihren Worten.
Panisch schaute er sich im Restaurant um. Die meisten Gäste waren junge Paare wie er und Janet. Die Atmosphäre war ruhig und romantisch, das Licht angenehm gedämpft. Es war genau die Sorte von vornehmem Restaurant, in der ein Mann einer Frau einen Heiratsantrag machen würde.
Will hatte es ausgewählt, weil es sowohl seiner als auch Janets Wohnung am nächsten lag.
“Du warst so liebenswert nervös, dass ich es nicht länger ertragen konnte, wie du stammelst”, erklärte sie.
Er starrte sie völlig perplex an. Wie hatte sie seine Absichten bloß so falsch deuten können? Weil sie natürlich absolut keine Ahnung hat, was du vorhast, erwiderte eine kleine Stimme in seinem Kopf.
Schweigend saß er eine Weile da und überlegte. Sicher, seine Aufgeregtheit konnte durchaus als typische Nervosität vor dem Heiratsantrag interpretiert werden. Aber da diese Nervosität direkt nach ihrer Heimkehr aufgetreten war und er sich Janets Annäherungsversuchen entzogen hatte … Na ja, irgendetwas musste sie doch gemerkt haben, schließlich war sie nicht blöd!
Ein bisschen naiv vielleicht. Vertrauensselig ja, aber nicht blöd. Denn er war es ja gewesen, der all die Monate hindurch ihren untadeligen Freund gespielt hatte, auch wenn er die ganze Zeit darauf gehofft hatte, sie endlich ins Bett zu bekommen.
“Janet, ich …”
“Will, bitte. Sag nichts mehr”, unterbrach sie ihn, senkte den Blick und legte die Hände in den Schoß. “Ich weiß diese Geste zu schätzen, und ich hätte sehr gern den Ring gesehen.”
Will riss die Augen auf. Sie glaubte, er hätte einen Ring dabei?
“Aber meine Antwort lautet nein.”
Er war fassungslos. Er hatte das Gefühl, als habe ihm jemand einen Kübel Eiswasser über den Kopf gegossen. “Nein?”
Na schön, er hatte ihr ja auch nie einen Antrag machen wollen, aber das vergaß er in diesem Moment und konzentrierte sich nur auf ihre Antwort, allein deshalb, weil sie so schockierend war. Tja, und weil ihm allmählich dämmerte, dass tatsächlich nicht Janet naiv war, sondern er.
“Die Wahrheit ist, dass ich mich zu jemand anderem hingezogen fühle.”
Will hätte kaum überraschter sein können.
“Ehrlich gesagt, es geht schon eine ganze Weile so.”
“Du hast mit jemand anderem geschlafen, seit wir zusammen sind?”
Oh, was für ein Frauenkenner er doch war. Ihm war es nicht gelungen, sie ins Bett zu bekommen – dabei hatte die ganze Zeit ein anderer Erfolg bei ihr gehabt.
“Nein. Jedenfalls nicht bis vor ungefähr einer Woche oder so.”
“In L.A.?”
Sie nickte und vermied es nach wie vor, ihm ins Gesicht zu sehen. Er konnte es ihr nicht einmal verdenken. Als er davorstand, ihr seine Untreue zu beichten, hatte er ihr auch nicht ins Gesicht sehen können.
“Aber wieso hast du neulich abends versucht, mich zu verführen?”, wollte er wissen, obwohl die Antwort längst keine Rolle mehr spielte. Die Frage beschäftigte ihn trotzdem.
“Ich weiß es nicht.” Endlich sah sie ihn an. “Ich wollte gar nicht mit dem anderen schlafen. Es passierte einfach. Und ich dachte, wenn wir beide … vielleicht …”
Er konnte ihr nicht weiterhelfen, da ihm selbst gerade die Worte fehlten.
Janet seufzte dramatisch. “Du und ich, wir sind schon seit fünf Monaten zusammen, und ich dachte, dass, wenn wir miteinander schlafen, plötzlich alles wieder ins Lot käme.”
Will nickte, dann schüttelte er den Kopf, da ihr Argument einerseits eine gewisse Logik hatte, ihm andererseits aber völlig absurd erschien.
“Du verstehst also, dass es
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