Prosecco um Mitternacht
ihm fuhr.
Ginger seufzte dramatisch. “Du machst dir keine Vorstellung davon, wie gut es tut, endlich mit jemandem darüber reden zu können.”
“Ich bin froh, dass ich es bin, der du es erzählst.”
“Ich auch.”
Und plötzlich traf Renae eine Erkenntnis wie aus heiterem Himmel. Das Schicksal hatte die Karten vor ihr auf dem Tisch ausgebreitet!
Sie zwang sich, wenigstens ein bisschen von ihrem Salat zu essen, aber dann schob sie den Teller beiseite, nahm ihren Plan aus der Handtasche und legte ihn auf den Tisch. “Tja, also, Ginger, da habe ich genau den richtigen Vorschlag für dich …”
Nach ihrem Mittagessen mit Ginger fühlte Renae sich zehnmal besser und zehnmal schlechter. Bis auf noch auszuarbeitende letzte Details war Ginger von ihrer Idee sehr angetan gewesen. Erstens fand sie, dass Renae die Chance, sich in das Unternehmen einzukaufen, verdient hatte. Und zweitens würde dieses Arrangement es Ginger ermöglichen, noch mehr Zeit mit ihrer neuen Liebe in Arizona zu verbringen.
Jetzt, nachdem Renae Ginger die Idee unterbreitet hatte und die Weichen für ihren neuen Karriereschritt gestellt waren, war sie nervös und überwältigt zugleich, aber auf eine positive Art.
In dieser Stimmung war sie noch immer gewesen, als sie Tabitha erneut auf ihrem Handy zu erreichen versuchte, um ihr zu sagen, dass sie aus ihrer Wohnung ausgeschlossen war.
Endlich hatte ihre Freundin sich gemeldet und war aufrichtig geschockt gewesen von dieser Neuigkeit. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass Nina die Schlösser ausgetauscht hatte. Sie verabredeten, sich später am Tag in der Wohnung zu treffen.
Im Lauf des Nachmittags bei Women Only bekam Renae ihre Aufgeregtheit in den Griff, doch in dem Moment, als sie auf den Parkplatz vor ihrem Apartmentkomplex einbog, begann ihr Herz zu pochen. Wills Geländewagen stand dort, was bedeutete, dass er zu Hause war. Doch er war nicht der Grund, weshalb sie hier war. Sie musste herausfinden, was mit ihrem Zimmer passiert war. Wohnte sie noch in Tabithas Wohnung? Oder war es längst überfällig, dass sie auszog?
Sie stieg die Treppe in den zweiten Stock hinauf und fragte sich, was sie tun würde, wenn Will seine Tür öffnete und sie ansprach. Diese Frage blieb unbeantwortet, da sie ohne Zwischenfall an seiner Wohnung vorbeikam. Enttäuscht, doch mit hoch erhobenem Kopf, ging sie weiter bis zu ihrem Apartment.
Renae klopfte und stand kurz darauf Nina von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Ninas Miene war hart.
“Was willst du hier?”, fragte sie kühl.
Renae runzelte die Stirn. “Soweit ich mich erinnern kann, wohne ich hier”, meinte sie, schob sich vorsichtig an Nina vorbei, damit sie nicht einfach die Tür wieder zuschlagen konnte, und rief: “Tabitha?”
Ihre seit über zehn Jahren beste Freundin kam aus der Küche. “Ich bin froh, dass wir alle drei zusammen sind. Vielleicht können wir dieses Durcheinander klären.”
Durcheinander? Nina hatte die Schlösser ausgewechselt, ohne ihr einen Schlüssel auszuhändigen, und ihr stattdessen deutlich zu verstehen gegeben, dass sie Renae nicht mehr in der Wohnung haben wollte. Klarer ging es wohl kaum.
Doch statt das auszusprechen, folgte sie ihrer Freundin zusammen mit Nina in die Küche. Renae setzte sich ihrer Freundin gegenüber, wahrend Nina sich natürlich näher zu Tabitha setzte.
Tabitha sah müde aus. Renae hatte sie selten so erschöpft gesehen. “Anscheinend hat es hier ein Missverständnis gegeben, für das eine Entschuldigung angebracht ist”, sagte sie. “Offenbar hat Nina vorgestern Nacht ihren Schlüssel verloren. Sie befürchtete, jemand könnte sich Zugang zur Wohnung verschaffen. Deshalb rief sie einen Schlüsseldienst an. Bevor sie dir einen Schlüssel nachmachen lassen konnte, mussten wir noch zwei Freunde besuchen, mit denen wir uns verabredet hatten.”
Renae warf Tabitha einen kritischen Blick zu. Sie wollte diese Geschichte doch wohl nicht einfach wegdiskutieren, oder? Selbst wenn Renae die Entschuldigung annahm und den Grund für ihre Aussperrung akzeptierte, wieso war dann gestern Abend Tabithas Handy nicht eingeschaltet gewesen? Und wieso war gestern niemand hier in der Wohnung ans Telefon gegangen?
Was aber noch wichtiger war – wieso bot man ihr nicht mal jetzt einen Schlüssel an?
Zum ersten Mal, seit sie die Küche betreten hatte, wandte sie sich an Nina. “Warum hast du mich dann gerade eben gefragt, was ich hier will, als wäre ich die letzte Person, mit der du hier
Weitere Kostenlose Bücher