Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch
Nicht ... nicht wegen so einem Arsch.“
„Er ist kein Arsch“, widersprach Mathilda leise.
„Und warum steht er dann mit seiner neuen Tante knutschend direkt auf dem Schulhof? Wo er doch jeden Moment damit rechnen muss, dass du ihn siehst. Also Mati, wenn das kein Arsch ist, dann weiß ich auch nicht.“
Mathilda hatte nicht die Kraft, nochmals zu widersprechen. Katis Worte hatten sich mit einer solchen Wucht direkt in ihr Herz gebohrt, dass ihr ganz schwindelig davon wurde.
„Hast du Zeit? Können wir uns treffen?“, sagte sie mit leiser, brüchiger Stimme.
„Klar habe ich Zeit. Wo wollen wir uns treffen?“
„Ich brauch ein bisschen frische Luft. Kannst du in den Park kommen? Kennst du den Springbrunnen, dahinter ist eine Bank, ziemlich weit hinten im Gebüsch, da warte ich auf dich, ja?“
Mathilda wusste selbst nicht, warum sie sich unbedingt an
ihrer
Bank mit Kati treffen wollte. Vielleicht, weil sie sich dort Tom ein wenig näher fühlte oder weil sie ganz tief in sich drinnen noch immer hoffte, dass er dort auf sie warten würde.
Tom wartete nicht auf Mathilda. Natürlich hatte sie das schon vorher gewusst. Trotzdem war sie in den Park gerannt, so schnell und ohne Pause, dass ihr Herz gegen die Rippen hämmerte und ihre Lunge explodieren wollte. Und trotzdem war sie unendlich enttäuscht darüber, dass die Parkbank leer war. Kein Tom, der mit offenen Armen auf sie wartete.
Mathilda japste nach Luft und ließ sich schwerfällig auf die Bank plumpsen. Wenige Augenblicke später kam auch schon Kati um die Ecke gebogen. Sie schaute sich suchend um, schien die Bank, die ziemlich gut verborgen schon fast im Gebüsch stand, nicht gleich zu entdecken.
„Hier bin ich“, rief Mathilda noch immer ganz atemlos.
Kati fuhr herum und lächelte ihr entgegen.
„Hast du die Bank dahin gestellt?“, wollte Kati verwundert wissen, während sie sich neben Mathilda setzte. „Die findet man ja echt nicht.“
Mathilda schüttelte den Kopf. „Nein. Die Bank steht schon immer hier. Aber vielleicht hat irgendjemand sie weiter nach hinten gezogen. Tom hat ...“ Sie stockte.
Ein Schatten flog über ihr Gesicht. Kati schaute sie besorgt an und legte dann den Arm um Mathildas Schultern. „Mensch, Mati, lass dich doch nicht so hängen. Das geht vorüber. Andere Mütter haben auch schöne Söhne. Ganz bestimmt. Du musst dich irgendwie ablenken oder so.“
„Das habe ich ja versucht“, murmelte Mathilda. Ihre Zunge fühlte sich schwer an, als ob sie wieder von dem Rotwein ihrer Mutter getrunken hätte.
Kati schaute sie fragend an. „Was hast du versucht?“
„Mich abzulenken. Ich habe mich gestern Abend mit ’ner Flasche Rotwein besoffen. Deswegen habe ich heute Morgen auch verschlafen und ...“ Weiter kam sie nicht, denn Kati ließ ihren Arm von Mathildas Schulter sinken, drehte sie so zu sich um, dass sie ihr beide Hände auf die Schultern legen konnte, und sagte mit fassungsloser Stimme: „Du hast dich besoffen? Spinnst du denn total? Du siehst doch Tag für Tag, was der verdammte Alkohol mit deiner Mutter macht. Du jammerst mir und Franzi doch schon seit unserem Kennenlernen davon vor. Und jetzt fällt dir nichts Besseres ein, als dich genauso wie deine Mutter sinnlos zu besaufen?“
An Mathildas Schläfe zuckte ein Muskel. Sie wusste ja, dass Kati recht hatte. Sie wusste ganz genau, dass Alkohol weder ihre noch die Probleme ihrer Mutter lösen konnte. All das wusste Mathilda. Doch in diesen Moment hätte sie Kati für ihre Worte am liebsten mitten ins Gesicht geschlagen und sie zum Teufel gejagt.
Sie tat es nicht. Sie biss sich auf die Unterlippe und beherrschte sich.
Mit unterdrückter Wut auf der Zunge, presste sie leise hervor: „Alles klar. Das ist genau die richtige Standpauke, die mir jetzt noch gefehlt hat. Danke dafür.“
„Weißt du, Mati, ich würde ja nicht so einen Stress hier veranstalten, wegen einmal besaufen, wenn ich nicht wirklich Angst um dich hätte. Du bist so ’n Typ Mädchen, das schnell aus der Bahn zu werfen ist, weil du immer so lieb und gutgläubig bist und man irgendwie alles mit dir machen kann.“
Die redet mit mir wie mit einem kleinen Kind, dachte Mathilda bitter.
Sie presste die Lippen zusammen und Kati seufzte. „Jetzt bist du sauer, ja?“
Mathilda schüttelte den Kopf und schwieg weiter.
Kati ignorierte Mathildas trotzige Miene und sagte: „Gut. Dann schlag dir jetzt den Idioten aus dem Kopf und reiß dich ein bisschen zusammen. Du warst gerade mal
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