Provinz Fünf (German Edition)
Italienisch singen, Süßer.”
Ein göttliches Duett! Eugene konnte kein Italienisch, aber er konnte das Meer, die Boote, die Segel in der irdischen Sonne schillern sehen, er spürte den Geruch des Meeres ... alles war in einer Vorahnung von Liebe verschlungen. Plötzlich erkannte er, dass er all das verloren hatte. Die verzauberte Welt würde für ihn nicht mehr existieren. Gleichzeitig erfassten ihn Weltschmerz und unermessliches Glück. Er war dem Weinen verdammt nahe. Er hatte bisher niemals Selbstmitleid empfunden, aber jetzt sah und begriff er nur eine Sache, dass er sein Leben ruiniert hatte. Von nun an, würde er ein jämmerliches Dasein führen: mit zerrütteter Gesundheit, mit einem Gehirn, das, für die einfachste intellektuelle Tätigkeit unfähig war, für immer entflohenes Glück ...
Sein Körper krümmte sich mit dem krampfhaften Schluchzen, das er nicht zurückhalten konnte. Indessen machte ihn das göttliche Duett da draußen unermesslich glücklich und lockte ihn zum Sterben.
Nach einer Weile beruhigte er sich etwas und beschloss, einen Blick durch das Fenster zu werfen, um zu sehen, wer so wunderbar sang. Sein Körper war erschöpft, aber e r gehorchte ihm dennoch bis zur Perfektion.
Er zog den Vorhang ein wenig beiseite. Eine schlanke und schöne junge Frau lag auf dem blauen Liegestuhl am Pool. Sie war ganz nackt .
Die starke Sonneneinstrahlung blendete Eugene und ermöglichte es ihm nicht, sie im Detail anzusehen. Allmählich verengten sich seine Pupillen und er war in der Lage, auf dem kleinen Tisch unter dem Sonnenschirm ein Glas Orangensaft mit Eiswürfeln zu erkennen, ihr dunkles H aar, ihre bräunliche Haut, ihre—
„ Heiliger Strohsack! Das ist ja das Modell von Sels letzten, hervorragenden Bildern”, rief Eugene voller Genuss.
Sie war atemberaubend in diesen unglaublichen Bildern. Er keuchte vor Leidenschaft, seine Hände zitterten, er schwitzte. Nie wieder würde er in der Lage zu malen! Er wollte sie auf der Leinwand. Er wollte ihre Seele. Er wollte sie. Er wollte ein Künstler sein.
Verdammter Krieg! Er hat mich von allem beraubt!
Er ist nicht nur wegen des Geldes in den Krieg gezogen. Er wollte das Leben bis zum Äußersten spüren. Um es so zu malen. Um es zu erfassen. Er nahm das Risiko auf sich und verlor. Ein Mann glaubt nie, dass er verlieren kann, auch wenn er viel riskiert. Der Glaube an den Erfolg ist viel stärker. Dort unten am Pool war jener Teil der Welt, den er für immer verloren hatte. Der Glanz blieb in den unerreichbaren Sphären der Vergangenheit. Um sich nicht zu übergeben, rollte er sich unter dem Fenster wie ein Ball zusammen ...
Wie viel Zeit vergangen war, wusste er nicht. Der Weltschmerz und das grenzenlose Glück quälten ihn gleichzeitig.
Auf der Gegensprechanlage, bestellte er beim Roboter einen sehr großen Wodka-Martini.
„ Ja, Eure Hoheit”, sagte der Roboter. „Wie groß?”
„ Den größten, den Du jemals gemacht hast, Robert. Den größten.”
„ Sehr gut, Eure Hoheit.”
Eugene kam in der Nähe des Fensters. Ihr nackter Körper war herrlich. Für einen Augenblick war er eifersüchtig auf den unsichtbaren Sänger. Wo hat sich das Arschloch versteckt? Eugene lehnte sich aus dem Fenster, um den Glücklichen zu sehen.
Der Roboter klopfte an die Tür. Eugene murmelte: „Verdammt, Robert. Komm rein, eiserner Mann.”
Der Roboter trat ein. Eugene nahm das große, frostige Glas mit Wodka und erstklassigem Wermut und leerte es mit einem Zug. „Sehr gut, Robert. Vielen Dank.”
Er ging ins Bad und trank ein Glas Leitungswasser. Diese verdammten Spiegel zeigten ihm immer wieder sein schreckliches Gesicht. Eugene füllte das Glas mit Wasser und warf es auf das Gesicht im Spiegel aber es änderte sich nichts. Er konnte so nicht vor ihr erscheinen. Zum ersten Mal seit dem Krieg wollte er gut aussehen vor einer Frau.
„Aber ich werde nie wieder so aussehen.” Er sah Tränen in seinen Augen. „Verdammt, jetzt fange ich an zu jammern wie der einarmige Tramper in dem verrückten Krankenhaus!”
Eugene riss sich zusammen, nahm eine Dusche, rasierte sich, und verwendete ein feines Aftershave aus Sels großer Sammlung. Er zog seinen neuen sportlichen Anzug an, den er am Flughafen gekauft hatte. Schon seit langem hatte er sich nicht so sorgfältig herausgeputzt. Die Erwartung: das war es, was ihm so lange Zeit gefehlt hatte! Die Erwartung etwas zu erleben! Etwas Schönes zu erleben!
Er schluckte eine Muntermacherpille, die Dr. Larkin
Weitere Kostenlose Bücher