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Provinz Fünf (German Edition)

Provinz Fünf (German Edition)

Titel: Provinz Fünf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Popoff
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Geheimnis. Alles bewegte sich und atmete. Das Licht spielte und warf Farbflecken auf Larikas glänzende Haut, die Wellen streichelten ihre nackten Schultern, ihr nasses Haar schillerte in den Farben eines Regenbogens. Ich konnte Sel nicht einmal beneiden, denn niemals hätte ich so ein himmlisches Werk schaffen können. Es war nicht einmal sein Werk, sondern das des Schöpfers, der das Universum geschaffen hat. Beim Anblick des Bildes war mir als hätte ich Teil an der Schaffung der Welt. Ich spürte die Kraft des schöpferischen Geistes. Mein Körper wurde kraftlos. Ich lehnte mich gegen die Wand und setzte mich auf den Boden. Ich versank langsam in dem Bild, das zur Hälfte Bild und zur Hälfte atmende Realität war.
    „ Ich spürte eine Ruhe, die ich noch nie erlebt hatte. Ich sah mich selbst vor Larikas Porträt sitzen. Ich fing an, mich treiben zu lassen und unter mir blieb das Haus, dann die Berge, der Planet, die Galaxie. Um mich herum waren nur ferne Sterne und der rote Abglanz des Kosmos. Mein Bewusstsein befreite sich von mir selbst und nahm das All auf. Ich existierte nicht mehr als einzelnes Wesen, ich war überall im Universum und es war in mir. Es gab keine Logik mehr. Nur die reine Kontemplation war übrig geblieben. Farben und Formen waren verschwunden. Es gab kein Wissen und keine Fakten, sondern ein Eintauchen in die Weisheit und die Güte des Universums. Ich trat in die glanzvolle Welt des Geistes ein. Überall strahlte die endlose Sonne des reinen Genußes empfangener Weisheit. Ich flog auf die strahlenden Portale des Absoluten zu. Das Universum war schön, liebevoll und freundlich. Es gab keinen Grund, sich vor dem Tod zu ängstigen, war er doch Teil der Ewigkeit. Es ertönte eine feierliche, mahnende Messe ...”
     
    „Ich lag bewusstlos am Boden und meine Kräfte waren aufgesogen von einer überirdischen Erfahrung. Etwas klopfte langsam auf den Boden. Ich sah mich um. Es war, als ob jemand mit einem Stock klopfte. Ich sah auf. ER musterte mich langsam mit seinen gleichgültigen, leeren Augenhöhlen. Inmitten seines Schädels sprühte ein Diamantenfeuer. Der Zerstörer des Lebens persönlich.
    „ ER war mit einem schmutzigen Bettlaken bedeckt, das sich um seine Schienbein-Knochen wickelte. Wenn ER ging, klopften die Knochen seiner Füße auf den Boden. Es als ob jemand mit einem Stock klopfte.
    „ER musterte das Porträt und gab ein missmutiges „Hm” zu erkennen.
    „ Das Gemälde war außerhalb seiner Macht, aber nicht seiner Wünsche. Es gab keinen Platz zum Zögern.
    „ Indessen dünkte ich ihm noch nicht einmal ein würdiger Happen für seinen exquisiten Gaumen zu sein.
    „ Ich war geschmeichelt, dass er persönlich gekommen war, um sein Opfer zu begutachten — mich!
    „ER stand vor dem Bild: Milliardenjährig, raubgierig. Langsam schmolz er dahin.
    „ Ha, ha, ha!”
    „ Verdammt noch mal, war es möglich, dass sich der Ewige Tod vor der Macht der Ewigen Schöpfung und der Ewigen Kunst fürchtete?”
     
    Eugene lag bewusstlos auf dem Boden. Das ferne Klopfen des tödlich langsamen Ewigen Lebens ertönte irgendwo in seinem Unterbewusstsein.
     
    Am Abend war Sel lebhaft und erregt. Es war, als ob ihn jemand von einer gewissen Last befreit hätte und ihm nun eine endlose Freizeit bevorstünde. Mit einer Fernbedienung in der Hand, musterte er auf dem riesigen Bildschirm an der Wand Jagdwaffen und einen Munitionskatalog.
    Eugene betrat das Wohnzimmer und lie ß sich schwerlich auf dem Sofa nieder.
    „ Na, wie geht es dir, Gene? Du siehst nicht gut aus. Vielleicht hast Du nicht genug geschlafen?”
    „ Ich fühle mich schlecht. Hundeelend.”
    „ Das geht vorbei. Na, was sagst Du? Ist was draus geworden, nicht?”
    Zweifellos meinte er seine Bilder. Er war offensichtlich nicht böse.
    „Ja, sie sind gut geworden! Großartige Arbeit!”
    Sel sagte lächelnd: „Jetzt wird nicht mehr gemalt, zumindest eine Woche lang nicht. Wir werden auf die Jagd gehen und wir werden Sauftouren machen, ausgehen, jede Menge Spaß haben, nette Mädchen, aber überhaupt keine Malerei.”
    „ Es gibt eine Sache, die ich nicht verstehen kann, Sel. Wie hast Du dieses unglaubliche Porträt gemalt, wenn Du mit Larika zerstritten warst? Ein derartiger Zustand Eurer Beziehung war wohl kaum besonders stimulierend für die Schaffung eines solchen Meisterwerks?”
    „ Meine Güte, Gene, wir haben nicht gestritten. Es ist nur so, dass ich zeitweise ein bisschen unhöflich zu ihr war, aber das ist normal

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