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P.S. Ich liebe Dich

P.S. Ich liebe Dich

Titel: P.S. Ich liebe Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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sehr?« Holly kam sich vor wie eine Mutter, die ihr Kind nach seinem ersten Schultag ausfragt, ob die anderen Kinder auch nett zu ihm waren. In letzter Zeit hatte sie einen richtigen Beschützerinstinkt entwickelt, wenn es um ihren Bruder ging. Es tat ihr gut, ihm zu helfen.
    »Ciara ist … na ja, sie ist eben Ciara.« Er grinste. »In vielen Dingen sind wir einfach anderer Meinung.«
    »Darüber würde ich mir lieber nicht den Kopf zerbrechen«, erwiderte Holly, während sie mit der Gabel einem Stück Fleisch nachjagte. »Ich glaube, die Mehrheit der Weltbevölkerung hat eine andere Meinung als Ciara.« Endlich hatte ihre Gabel Kontakt mit dem Fleisch aufgenommen und wollte es aufspießen, aber es sauste von ihrem Teller, segelte quer durch die Küche und landete auf der Anrichte gegenüber.
    »Dabei sagt man doch immer, Schweine können nicht fliegen«, lachte Richard.
    Holly kicherte. »Hey, Richard, du hast einen Witz gemacht!«
    Er sah richtig zufrieden aus, weil er sie zum Lachen gebracht hatte. »Anscheinend hab ich auch meine hellen Momente«, meinte er achselzuckend. »Wenn auch wahrscheinlich nicht allzu viele.«
    Holly legte Messer und Gabel weg und kaute langsam, während sie darüber nachdachte, wie sie das formulieren sollte, was sie sagen wollte. »Wir sind alle unterschiedlich, Richard. Ciara ist ein bisschen exzentrisch, Declan ist ein Träumer, Jack ist ein Witzbold, ich bin … na ja, ich weiß nicht, was ich bin. Aber du warst immer so beherrscht. So normal und ernsthaft. Aber das ist ja nicht unbedingt schlecht, wir sind einfach nur unterschiedlich.«
    »Du bist sehr einfühlsam«, sagte Richard nach einem langen Schweigen.
    »Wie bitte?«, fragte Holly. Um ihre Verlegenheit zu überspielen, stopfte sie sich rasch noch einen Bissen in den Mund.
    »Ich fand dich schon immer sehr einfühlsam«, wiederholte er. »Na ja, ich würde nicht hier sitzen und essen, während die Kinder draußen rumlaufen und ihren Spaß haben, wenn du nicht einfühlsam wärst. Aber ich meinte eigentlich früher, als wir Kinder waren.«
    »Nein, Richard«, entgegnete Holly kopfschüttelnd. »Jack und ich waren immer so gemein zu dir.«
    »Ihr wart nicht immer gemein zu mir«, erwiderte er mit einem amüsierten Lächeln. »Außerdem sind Geschwister doch dafür da, einander das Leben so schwer wie möglich zu machen. Das härtet ab. Und ich war auch ein ziemlich tyrannischer großer Bruder.«
    »Hmm, ich weiß nicht«, hakte Holly nach, weil sie das Gefühl hatte, irgendetwas ganz und gar nicht kapiert zu haben.
    »Du hast Jack vergöttert. Ständig bist du ihm nachgelaufen und hast genau das getan, was er dir gesagt hat.« Richard lachte. »Ich hab manchmal gehört, wie er dir Anweisungen gegeben hat, was du mir sagen sollst. Dann kamst du in mein Zimmer geschossen, hast es brav rausgeplärrt und bist schnell wieder abgehauen.«
    Verlegen blickte Holly auf ihren Teller, denn sie erinnerte sich an mehrere fiese Streiche, die sie Richard zusammen mit Jack gespielt hatte.
    »Aber du bist immer zurückgekommen«, fuhr Richard fort. »Irgendwann kamst du in mein Zimmer geschlichen und hast mir einfach wortlos zugesehen, wie ich am Schreibtisch saß und arbeitete, und ich wusste, das war deine Art, mir zu sagen, dass es dir Leid tut.« Er lächelte sie an. »Niemand sonst bei uns zu Hause hatte ein Gewissen. Nicht mal ich. Du warst die Einzige, du warst schon immer sensibel.«
    Er aß weiter. Holly schwieg und versuchte, das, was er ihr gesagt hatte, zu verdauen. Sie erinnerte sich nicht, Jack vergöttert zu haben, aber wenn sie so darüber nachdachte, musste sie Richard wohl Recht geben. Jack war ein lustiger, cooler, gut aussehender großer Bruder gewesen, der jede Menge Freunde hatte, und Holly hatte immer darum gebettelt, mit ihnen spielen zu dürfen. Wahrscheinlich fühlte sie ihm gegenüber immer noch das Gleiche. Wenn er jetzt angerufen hätte, würde sie wahrscheinlich immer noch alles stehen und liegen lassen. Das hatte sie sich noch nie so klar gemacht. Auch Gerry war mit Jack am besten ausgekommen, sie waren öfter zusammen ein Bier trinken gewesen und hatten bei Familienessen nebeneinander gesessen. Aber Gerry war nicht mehr da, und Jack rief zwar gelegentlich an, aber der Kontakt war längst nicht mehr so intensiv wie früher. Zurzeit war sie mehr mit Richard zusammen. Ob sie Jack etwas zu sehr auf ein Podest gehoben hatte?
    In letzter Zeit hatte Richard sie oft sehr nachdenklich gestimmt. Jetzt sah sie ihm zu, wie

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