P.S. Ich liebe Dich
er die Serviette aus dem Kragen zog und sie pedantisch zu einem kleinen Quadrat mit perfekten rechtwinkligen Ecken faltete. Dann schob er auf dem Tisch alles so lange herum, bis es seiner Vorstellung von Ordnung entsprach. Mit so einem Mann hätte Holly niemals leben können.
Auf einmal hörte man von draußen einen dumpfen Aufprall, und sie sprangen beide auf. Emily lag auf der Erde und weinte bitterlich, Timmy stand erschrocken neben ihr. Richard eilte nach draußen.
»Aber sie ist hingefallen, Daddy, ich hab nichts gemacht«, hörte Holly den Kleinen beteuern. Der arme Timmy. Unwillig beobachtete sie, wie Richard ihn am Arm packte und ihn in die Ecke schickte, wo er darüber nachdenken sollte, was er getan hatte. Bestimmte Dinge änderten sich anscheinend nie.
Als Holly am nächsten Tag ihren Anrufbeantworter abgehört hatte, hüpfte sie eine Weile in heller Aufregung durchs Haus. Dann spielte sie die Nachricht ein zweites und auch noch ein drittes Mal.
»Hi, Holly«, sagte eine barsche Stimme. »Hier spricht Chris Feeney vom X-Magazin. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich von unserem Gespräch sehr angetan war. Hmm … « Er zögerte ein wenig. »Nun, normalerweise würde ich das nicht auf den Anrufbeantworter sprechen, aber Sie werden sich bestimmt freuen, dass wir beschlossen haben, Sie als neues Mitglied in unser Team aufzunehmen, und es wäre mir recht, wenn Sie so bald wie möglich anfangen. Rufen Sie mich bitte zurück, sobald Sie Zeit haben, damit wir alles Weitere besprechen können. Hmm … Auf Wiedersehen, bis bald!«
Holly rollte auf ihrem Bett herum, aufgeregt, gespannt und begeistert, und drückte gleich noch einmal auf »Play«. Sie hatte nach den Sternen gegriffen – und einen erwischt!
Achtundzwanzig
Holly starrte zu dem großen georgianischen Gebäude empor, und ihr ganzer Körper kribbelte vor Aufregung. Heute war ihr erster Arbeitstag, und sie spürte, dass es ihr in diesem Gebäude gut gehen würde. Es lag mitten im Stadtzentrum, und die Büros der Zeitschrift befanden sich auf dem Stockwerk über einem kleinen Café. In der letzten Nacht hatte Holly vor Nervosität nur wenig geschlafen, aber anders als bei ihren bisherigen Jobs graute ihr kein bisschen vor dem Neuanfang. Sie hatte Mr.Feeney gleich zurückgerufen (nachdem sie seine Nachricht noch ungefähr tausendmal angehört hatte), ihr zweites Vorstellungsgespräch abgesagt und dann ihrer Familie und ihren Freunden die frohe Nachricht überbracht. Natürlich waren sie alle genauso begeistert gewesen, und als sie heute früh das Haus verlassen hatte, war ein wunderschöner Blumenstrauß angeliefert worden – von ihren Eltern, mit den besten Wünschen.
Sie fühlte sich wie am ersten Schultag und hatte sich extra neue Stifte und eine Mappe zugelegt, mit der sie ganz besonders business-like aussah. Trotzdem war sie traurig geworden, als sie sich zum Frühstück an den Tisch setzte. Traurig, weil Gerry diesen spannenden Tag nicht miterlebte. Sonst hatte es immer ein bestimmtes Ritual gegeben, wenn Holly in einem neuen Job anfing, was ja recht häufig vorgekommen war: Gerry brachte ihr das Frühstück ans Bett und packte ihr dann ein großes Lunchpaket mit Schinken-Käse-Sandwiches, einem Apfel, einer Tüte Chips und einem Schokoriegel. Dann fuhr er sie zur Arbeit und rief in der Mittagspause an, um sich zu vergewissern, dass ihre Kollegen nett zu ihr waren. Nach Feierabend holte er sie ab und brachte sie nach Hause. Dann aßen sie zusammen, und Gerry hörte zu und lachte, während Holly die verschiedenen Leute im Büro beschrieb und meistens auch schon darüber jammerte, wie sehr sie ihre Arbeit hasste. Natürlich machten sie das alles nur am ersten Tag. In normalen Zeiten quälten sie sich wie die meisten anderen Menschen in letzter Minute aus den Federn, machten einen Wettlauf zur Dusche und schlurften dann mehr oder weniger brummig in der Küche herum, wo sie schnell eine Tasse Kaffee hinunterschütteten, um besser in den Tag zu kommen. Zum Abschied küssten sie sich, dann ging jeder seiner Wege. Am nächsten Tag wiederholte sich alles. Wenn Holly gewusst hätte, dass ihre gemeinsame Zeit so kurz bemessen war, hätte sie sich nicht so von der ganzen öden Routine auffressen lassen, tagein, tagaus …
Doch heute Morgen war es ganz anders. Sie erwachte in einem leeren Haus, allein im Bett, und niemand brachte ihr das Frühstück. Sie musste nicht darum kämpfen, als Erste unter die Dusche zu kommen, und in der Küche war es ohne
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