P.S. Ich liebe Dich
schon aufgemacht habe. Dann April, Mai, Juni, Juli, August, September, Oktober, November, Dezember.«
»Oooh, schau mal, Holly, wie groß der Umschlag für Juli ist. Viel dicker als die anderen. Wahrscheinlich ist da ein Packen Geld drin«, lachte Sharon.
»Das hab ich auch schon überlegt. Aber es könnten auch viele kleine Dinge sein, eins für jeden Tag im Juli … «
Holly strahlte ihre Freunde an. Ganz egal, was Gerry für sie vorbereitet hatte, eines hatte er jedenfalls schon geschafft: Sie fühlte sich fast wieder normal. Mit John und Sharon zu lachen, während sie rätselten, was in diesen Umschlägen sein mochte, war beinahe, als wäre Gerry wieder bei ihnen.
»Wartet!«, rief John mit ernster Stimme.
»Was?«
Johns blaue Augen blitzten. »Es ist April, und du hast den Umschlag hier noch nicht geöffnet.«
»O ja, o Gott, o ja! Soll ich ihn jetzt gleich aufmachen?«
»Ja, los«, ermunterte sie Sharon. »Wir wollen ja nicht riskieren, dass Gerry als Gespenst zurückkommt und uns daran erinnert, oder?«
Holly nahm den Umschlag und riss ihn vorsichtig auf. Danach gab es nur noch acht, sie musste mit Bedacht vorgehen und jeden genießen, ehe er nur noch eine Erinnerung war. Langsam zog sie die kleine Karte heraus.
Eine Disco-Diva muss immer richtig gut aussehen. Kauf dir was Schönes zum Anziehen, das wirst du nämlich nächsten Monat brauchen!
P.S. Ich liebe Dich.
»Ooooh«, riefen John und Sharon wie aus einem Mund, »jetzt wird er auch noch richtig geheimnisvoll!«
Sechs
Holly lag auf dem Bett und knipste mit einem leicht irren Lächeln die Nachttischlampe aus und an. In einem Laden mit dem schönen Namen »Bed Knobs and Broomsticks« in Malahide hatte sie sich mit Sharon schließlich auf dieses Exemplar geeinigt. Die Lampe besaß einen wunderschön geschnitzten Fuß und einen cremefarbenen Schirm, was hervorragend zur ebenfalls in Creme und Holz gehaltenen Einrichtung des Schlafzimmers passte (natürlich war es auch die allerteuerste gewesen, aber sie konnten ja nicht einfach mit der Tradition brechen). Obgleich Gerry beim Einkaufen nicht körperlich bei ihr gewesen war, hatte sie trotzdem das Gefühl, dass sie die Lampe gemeinsam ausgesucht hatten.
Um die Neuerwerbung zu testen, hatte sie die Vorhänge im Schlafzimmer zugezogen. Im Licht der Nachttischlampe wirkte das Zimmer weicher und wärmer. Wie leicht eine Lampe die nächtlichen Wortgefechte zwischen ihnen hätte beenden können. Aber vielleicht hatten sie das beide nicht gewollt. Es war ihnen fast zu einer lieben Gewohnheit geworden, etwas Vertrautes, was sie einander noch näher brachte. Holly hätte alles darum gegeben, noch einmal so einen kleinen Streit erleben zu dürfen. Sie wäre sofort für Gerry aus ihrem gemütlichen Bett gestiegen und mit Freuden über die kalten Fliesen getappt. Es hätte ihr nicht mal etwas ausgemacht, sich im Dunkeln am Bettpfosten zu stoßen. Aber diese Zeit war vorbei, ein für alle Male.
Der Klang von Gloria Gaynors »I Will Survive« holte sie ruckartig zurück in die Gegenwart. Ihr Handy klingelte.
»Hallo?«
»Hallöchen, ich bin wieder da-aa!«, kreischte eine vertraute Stimme.
»O mein Gott, Ciara! Ich wusste gar nicht, dass du heimkommen wolltest!«
»Tja, ich eigentlich auch nicht, aber mir ist das Geld ausgegangen, und da dachte ich, ich überrasche euch alle!«
»Na, bei Mum und Dad hast du das bestimmt geschafft.«
»Ja, Dad hat vor Schreck das Handtuch fallen lassen, als er aus der Dusche kam.«
Holly schlug sich die Hand vor den Mund. »Nein, Ciara, das hast du dir ausgedacht!«
»Da konnte ich ihn nicht mal umarmen«, lachte Ciara.
»Oje, oje, wechseln wir lieber das Thema, ich kriege schon Visionen«, kicherte Holly.
»Okay, was ich dir sagen wollte – ich bin wieder da, wie du inzwischen wahrscheinlich gemerkt hast, und Mum organisiert zur Feier des Tages heute Abend ein Essen.«
»Was will sie denn feiern?«
»Dass ich noch am Leben bin.«
»Oh, okay. Ich dachte, du hast irgendwas zu verkünden oder so.«
»Ja, dass ich lebe.«
»Na schön. Wer kommt denn alles?«
»Die ganze Familie.«
»Hab ich schon erwähnt, dass ich dringend zum Zahnarzt muss? Ich kriege alle Zähne gezogen, da kann ich wirklich nicht kommen, tut mir Leid.«
»Ich weiß, ich weiß, das hab ich Mum auch schon gesagt, aber wir waren schon seit einer Ewigkeit nicht mehr alle zusammen. Weißt du überhaupt noch, wann wir Richard und Meredith das letzte Mal gesehen haben?«
»Ach, der gute alte Dick,
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