P.S. Ich liebe Dich
… « Und schon legte er wieder los, während sein Vater sich im Sessel zurücklehnte und verzweifelt Hollys Blick mied, um nicht wieder lachen zu müssen.
Auf Zehenspitzen schlich sich Holly in die Küche, wo ihr Bruder auf einem Stuhl saß, die Beine auf den Tisch gelegt, und irgendetwas kaute. »Ah, da ist er ja, der ›naked chef‹ persönlich.«
Jack grinste und stand auf. »Meine Lieblingsschwester!« Er zog die Nase kraus. »Wie ich sehe, hat man also auch dich hierher gelockt.« Mit ausgebreiteten Armen ging er auf sie zu und drückte sie fest an sich. »Wie geht es dir?«, sagte er leise in ihr Ohr.
»Ganz gut, danke«, antwortete Holly mit einem traurigen Lächeln und küsste ihn auf die Wange, ehe sie sich ihrer Mutter zuwandte. »Liebste Mum, ich bin da, um dir in dieser mühseligen Phase deines Lebens meine Hilfe anzubieten«, sagte Holly, während sie auch ihrer Mutter einen Kuss auf die erhitzten Wangen drückte. »Ach, was hab ich für ein Glück, dass ich so aufmerksame Kinder habe«, meinte Elizabeth ein wenig sarkastisch. »Ich sag dir was: Du kannst das Kartoffelwasser abgießen.«
»Mum, erzähl uns von der Hungersnot damals, als du ein kleines Mädchen warst und es keine Kartoffeln mehr gab«, sagte Jack mit einem übertriebenen irischen Akzent.
Elizabeth wedelte mit dem Geschirrtuch nach ihm und gab im gleichen Ton zurück: »Höre, mein Sohn, dies war lange vor meiner Zeit.«
»Bist du dessen ganz gewiss?«, fragte Jack.
»Ja, ganz gewisslich«, mischte sich Holly ein.
Die beiden anderen schauten sie an. »Seit wann gibt es denn das Wort gewisslich?«, lachte ihre Mutter.
»Ach, haltet doch den Mund, alle beide.« Holly setzte sich zu ihrem Bruder an den Tisch.
»Ich hoffe, ihr beiden habt keinen Quatsch vor heute Abend, ich hätte das Haus nämlich zur Abwechslung gern als streitfreie Zone.«
»Mutter, ich bin schockiert, dass du überhaupt auf solche Ideen kommst«, erwiderte Jack und zwinkerte Holly zu.
»Na schön«, meinte ihre Mutter, die ihm natürlich kein Wort glaubte. »Tja, tut mir Leid, Kinderchen, aber hier gibt’s für euch nichts mehr zu tun. In ein paar Minuten ist das Essen fertig.« Elizabeth setzte sich zu ihren Kindern an den Tisch, und sie starrten alle drei zur Küchentür und dachten das Gleiche.
»Nein, Abbey«, hörte man Emily schreien, »du musst tun, was ich dir sage!« Dann lautes Geheule. Kurz darauf hörte man Richard dröhnend lachen – wahrscheinlich hatte er einen Witz gemacht, denn er war der Einzige, der lachte.
»Alle mal herhören, das Essen ist fertig!«, verkündete Elizabeth, und alle gingen ins Esszimmer. Wie bei einem Kindergeburtstag herrschte einen Moment Chaos, weil jeder sich anstrengte, einen Platz mit netten Nachbarn zu ergattern. Holly war zufrieden; sie saß zwischen ihrer Mutter und Jack. Abbey zog eine Grimasse: Zwar hatte sie den Platz neben Jack erwischt, aber auf ihrer anderen Seite saß Richard. Declan saß Holly gegenüber, neben ihm war ein leerer Stuhl, auf dem eigentlich Timothy sitzen sollte, dann kamen Emily, Meredith und Ciara. Hollys Vater hatte den schwarzen Peter zwischen Richard und Ciara am Kopfende des Tischs, aber er war so ein entspannter Mensch, dass er dieser Aufgabe von allen am besten gewachsen war.
Unter Oohs und Aahs trug Elizabeth das Essen auf, und bald erfüllte der Duft den ganzen Raum. Holly hatte die Kochkünste ihrer Mutter schon immer geliebt; Elizabeth experimentierte immer wieder mit neuen Gewürzen und Rezepten – das hatte sie ihrer Tochter vererbt. »Hey, Timmy verhungert noch da draußen«, rief Ciara Richard zu. »Der arme Junge hat doch inzwischen wirklich genug Strafe gehabt.«
»Er heißt Timothy«, verbesserte Meredith sie steif.
»Ihr fahrt ganz schön auf diese Strafaktionen ab, was?«, bohrte Ciara weiter. Sie wusste, dass sie sich damit auf dünnes Eis begab, aber sie liebte das Risiko, und noch mehr liebte sie es, Richard zu ärgern. Schließlich war sie ein Jahr lang weg gewesen, da hatte sie viel nachzuholen.
»Ciara, es ist wichtig, dass Timothy weiß, wann er etwas falsch gemacht hat«, erklärte Richard.
»Ja, aber kannst du ihm das nicht einfach sagen?«
Der Rest der Familie musste sich das Lachen verbeißen.
»Er muss lernen, dass seine Handlungen bestimmte Konsequenzen nach sich ziehen, damit sich keine unerwünschten Verhaltensweisen bei ihm einschleifen.«
»Na schön«, entgegnete Ciara und hob die Stimme, »aber jetzt verpasst er das ganze leckere Essen.
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