P.S. Ich liebe Dich
sagen will, Holly: Du brauchst das nicht zu tun, wenn du es nicht willst. Keiner zwingt dich … «
»Meine Damen und Herren, lassen wir Holly wissen, dass sie als Nächste dran ist!«, rief der Moderator. »Los geht’s!« Alle begannen mit den Füßen zu stampfen und Hollys Namen zu rufen.
»Jedenfalls zwingt dich niemand dazu, der dich wirklich mag«, stammelte Sharon, die jetzt auch langsam Panik bekam. »Aber wenn du es nicht machst, dann wirst du es dir selbst nie verzeihen, das weiß ich.«
»Holly! Holly! Holly!«
»Sharon!«, rief Holly wieder, inzwischen völlig außer sich. Plötzlich schienen die Wände der Kabine näher zu rücken und ihr brach der kalte Angstschweiß aus. Sie musste hier raus! Sharon sah sie an: Ihre Augen waren rot und geschwollen und schwarze Mascara-Streifen zogen sich über ihre Wangen (das angeblich wasserfeste Zeug taugte einfach nichts!).
»Kümmer dich nicht um die Leute da draußen, Holly«, rief Sharon.
Holly zitterte und stieß völlig verängstigt hervor: »Ich kann nicht singen, Sharon.«
»Das weiß ich!«, erwiderte Sharon. »Deine Familie weiß es auch, und der Rest von denen da draußen kann dir den Buckel runterrutschen!« Jetzt wurde sie richtig aggressiv. »Du wirst keinen von den Dumpfbacken da draußen jemals wieder sehen! Wen kümmert es, was die denken! Mich nicht! Dich vielleicht?«
Holly dachte einen Moment nach. »Nein«, flüsterte sie dann.
»Was hast du gesagt? Kümmert es dich, was die denken?«
»Nein«, antwortete Holly ein wenig kräftiger.
»Lauter!« Sharon schüttelte sie an den Schultern.
»Nein!«, schrie Holly.
»Lauter!«
»Neeeeeeiiiin! Es kümmert mich nicht, was die denken!«, brüllte Holly so laut, dass die Menge draußen leiser wurde. Sharon machte einen etwas benommenen Eindruck, vielleicht klangen ihr die Ohren von Hollys Gebrüll, und sie standen beide eine Weile da wie angewurzelt. Doch dann kam Bewegung in sie, sie grinsten sich an und fingen an zu kichern.
»Komm, das wird ein richtig alberner Holly-Tag, über den wir uns noch in ein paar Monaten totlachen können«, bettelte Sharon.
Mit einem letzten Blick auf ihr Spiegelbild holte Holly tief Atem und rannte dann los, als hätte sie etwas ganz Dringendes zu erledigen. Die Leute hatten sich alle zur Tür umgedreht und riefen Hollys Namen. Als sie auftauchte, erhob sich stürmischer Beifall. Holly verbeugte sich mit großer Geste und schritt unter Beifall und Gelächter zur Bühne. »Zeig’s ihnen«, schrie Sharon. Ob sie wollte oder nicht, jetzt hatte Holly die komplette Aufmerksamkeit. Wäre sie nicht auf die Toilette geflohen, hätten die Leute, die hinten saßen und die ganze Zeit quatschten, wahrscheinlich gar nicht mitbekommen, dass sie sang.
Mit verschränkten Armen stand sie auf der Bühne und starrte wie unter Schock ins Publikum. Ohne dass sie es merkte, begann die Musik, und sie verpasste den Anfang ihres Songs. Aber der DJ hielt die Aufnahme an und begann noch mal von vorne.
Jetzt herrschte Totenstille. Holly räusperte sich ausgiebig ins Mikrophon. Das Publikum zuckte zusammen. Holly sah Hilfe suchend zu Denise und Sharon hinüber, und der ganze Tisch hielt aufmunternd die Daumen nach oben. In jeder anderen Situation hätte Holly sich darüber totgelacht, wie sentimental sie alle dreinblickten, aber in diesem Augenblick war es seltsam tröstlich. Schließlich setzte die Musik wieder ein, Holly umklammerte das Mikrophon mit beiden Händen, machte sich bereit und begann mit zittriger, schüchterner Stimme zu singen: »What would you do if I sang out a tune? Would you stand up and walk out on me?«
Denise und Sharon lachten, weil das Lied so gut gewählt war, und applaudierten heftig. Holly sang tapfer weiter, völlig schief wie immer, und machte dabei ein Gesicht, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. Gerade als sie dachte, dass sie gleich wieder ausgebuht würde, stimmten ihre Familie und ihre Freunde kräftig in den Refrain mit ein: »Ooh I get by with a little help from my friends; yes I’ll get by with a little help from my friends.«
Das Publikum wandte sich zu ihrem Tisch; alles lachte, und die Atmosphäre wurde herzlicher. Unterdessen nahm Holly Anlauf für den bevorstehenden hohen Ton und brüllte dann aus Leibeskräften: »Do you neeeeeeed anybody?« Sie erschrak selbst über ihre Lautstärke, und ein paar Leute halfen ihr weiter: »I need somebody to love.«
»Do you neeeed anybody?«, wiederholte sie und hielt das Mikrophon der Menge
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