P.S. Ich liebe Dich
seinem vorigen Job zu seinen Aufgaben gehört hatte, Leute zu töten, wenn sie versuchten, an ihm vorbei auf irgendeine andere Seite zu gelangen. Er nahm sich solche Regelverstöße sehr zu Herzen.
»Wo sind sie denn?«, fragte der Schnurrbartmann.
Der Bär räusperte sich und sah weg. »Sie verstecken sich, Boss.«
»Okay«, meinte der Schnurrbartmann. »Dann suchen wir sie eben.«
Die Kamera folgte den drei Männern, die den Club durchforsteten, hinter den Sofas, unter den Tischen, hinter den Vorhängen, sogar auf den Toiletten. Hollys Familie schüttete sich aus vor Lachen.
In einer Ecke des Lokals entstand plötzlich Unruhe. Die Kamera fuhr auf das gekippte Bett zu, und man sah unter den Goldlaken ein Gewühle, als kämpften darunter drei Schweine. Natürlich waren es Sharon, Denise und Holly, die dort herumrollten, einander beschimpften und nebenbei versuchten, sich so platt wie möglich zu machen, damit keiner sie bemerkte.
Die Gorillas, die sich inzwischen genähert hatten, zählten bis drei, dann zerrten sie das Laken weg. Drei sehr erschrockene junge Frauen, die aussahen wie Rehe im Scheinwerferlicht, starrten sie an, flach auf dem Bett ausgestreckt, die Arme an die Seiten gepresst.
»Wir mussten nur ein Nickerchen machen, ehe wir gehen«, verkündete Holly mit ihrem Prinzessinnenakzent.
»Na los, Prinzessin, jetzt reicht’s aber«, rief Paul. Die drei Männer schoben die Mädels nach draußen und versicherten ihnen, dass sie ab jetzt im »Boudoir« Hausverbot hatten.
»Kann ich schnell noch meinen Freundinnen in der VIP-Lounge sagen, dass wir gehen?«, fragte Sharon.
»Hören Sie, jetzt reicht es aber wirklich«, erwiderte Schnurrbartmann wütend. »Ihre Freundinnen sind nicht da drin. Machen Sie, dass Sie wegkommen.«
»Entschuldigen Sie mal«, gab Sharon ebenso ärgerlich zurück. »Ich habe zwei Freundinnen in der VIP-Bar, eine mit rosa Haaren und die andere … «
Der Schnurrbartmann hob die Stimme. »Die Sängerin mit den rosa Haaren möchte nicht gestört werden, außerdem ist sie genauso wenig Ihre Freundin wie Mette-Marit von Norwegen. Jetzt verschwinden Sie endlich, sonst kriegen Sie noch mehr Ärger.«
Im Club Diva brüllten die Zuschauer vor Lachen.
Die Szene wechselte, und auf dem Bildschirm erschien die Überschrift »Der lange Weg nach Hause« . Die Freundinnen saßen im Taxi. Abbey streckte angestrengt den Kopf aus dem Fenster. »Sie kotzen mir nicht in meinen Wagen!«, blaffte der Taxifahrer sie an. Abbeys Gesicht war puterrot, ihre Zähne klapperten vor Kälte, aber sie wollte natürlich nicht nach Hause laufen. Jack lachte. Ciara saß mit verschränkten Armen auf der Rückbank und schmollte, weil ihre Freundinnen sie nicht nur gezwungen hatten, viel zu früh aufzubrechen, sondern auch noch ihre Identität als Popstar hatten auffliegen lassen, was extrem peinlich gewesen war. Sharon und Denise schliefen, die Köpfe aneinander gelehnt. Im Saal des Club Diva lächelte John und ergriff die Hand seiner Frau.
Die Kamera schwenkte und zeigte wieder Holly auf dem Beifahrersitz. Aber diesmal plauderte sie nicht mit dem Taxifahrer, sondern hatte den Kopf an die Kopfstütze gelehnt und starrte in die dunkle Nacht hinaus. Holly wusste noch genau, was sie in diesem Moment gedacht hatte: Jetzt muss ich wieder zurück in das große leere Haus, ganz allein.
»Herzlichen Glückwunsch, Holly!«, sagte Abbey mit vor Kälte zitternder Stimme. Holly drehte sich um und sah sich direkt der Kamera gegenüber. »Filmst du immer noch? Stell das Ding endlich ab!« Damit schlug sie Declan die Kamera aus der Hand. Und der Film war zu Ende.
Als Daniel das Licht im Saal wieder anmachte, schlüpfte Holly schnell von ihrem Platz und floh in den nächstbesten Nebenraum. Sie musste ihre Gedanken ordnen, bevor alle zu reden anfingen. So fand sie sich in einem winzigen Abstellraum wieder, umgeben von Schrubbern und Eimern und leeren Fässern. Was für ein dummes Versteck, dachte sie, setzte sich aber trotzdem auf eins der Fässer und dachte über das nach, was sie gerade gesehen hatte. Sie fühlte sich wie unter Schock. Ein bisschen sauer war sie schon auf Declan – er hatte gesagt, er würde eine Doku über das Dubliner Nachtleben drehen, und jetzt hatte er seine Schwester und ihre Freundinnen gnadenlos vorgeführt.
Hier, vor allen Leuten wollte sie sich nicht mit Declan streiten. Der Film war ja auch gut gewesen – großartige Aufnahmen, einwandfrei geschnitten. Was sie störte, waren diese
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