P.S. Ich liebe Dich
warf er sich wieder der Länge nach auf die Couch und steckte den Kopf unter ein Kissen. Ihm war bewusst, dass er soeben den dritten Weltkrieg heraufbeschworen hatte.
»Oh, Holly, sag ihr nicht, dass du’s weißt, die bringt mich um!«, tönte es erstickt unter dem Kissen hervor.
Aber Holly sprang vom Sessel, rannte nach oben und hämmerte gegen Ciaras Zimmertür.
»Bleib draußen!«, brüllte Ciara.
Siebzehn
»Was ist denn los, Ciara?«, fragte Holly betroffen. Sie konnte sich nicht erinnern, dass sie ihre kleine Schwester jemals hatte weinen sehen. Es musste also etwas Ernstes sein.
»Gar nichts ist los«, erwiderte Ciara, knallte ein Album zu und schob es schnell unters Bett. Anscheinend war es ihr furchtbar peinlich, in diesem Zustand überrascht worden zu sein. Hastig wischte sie sich das Gesicht ab und versuchte so zu tun, als ob nichts wäre.
»Doch, es muss irgendetwas los sein«, widersprach Holly und setzte sich neben ihre Schwester auf den Boden. Sie hatte keine Ahnung, wie sie in einer solchen Situation mit Ciara umgehen sollte, so unerwartet war dieser Rollentausch. Schon als Kind war Holly immer diejenige gewesen, die geweint hatte, und Ciara hatte sie getröstet. Ciara war die Starke.
»Mir geht’s gut!«, schnappte Ciara.
»Okay«, lenkte Holly ein. »Aber wenn es etwas gibt, worüber du gerne sprechen möchtest, dann lass es mich wissen, ja?«
Ciara weigerte sich, ihr ins Gesicht zu sehen und nickte nur mit dem Kopf. Gerade wollte Holly wieder aufstehen und ihre Schwester in Ruhe lassen, als Ciara plötzlich erneut in Tränen ausbrach. Sofort nahm Holly sie in die Arme.
Ciara legte den Kopf auf die Schulter ihrer großen Schwester, und diese streichelte tröstend den pinkfarbenen Haarschopf, während Ciara leise weinte.
»Möchtest du mir nicht doch erzählen, was los ist?«, fragte Holly sanft.
Ciara gluckste nur und holte das Fotoalbum unter dem Bett hervor. Mit zitternden Fingern schlug sie es auf.
»Der da«, sagte sie und zeigte auf ein Foto. Darauf war Ciara zu sehen, auf den Knien eines jungen Mannes, die Arme um seinen Hals geschlungen. Die beiden strahlten einander an, und Holly erkannte ihre Schwester kaum, so anders sah sie aus. Ihre Haare waren blond – diese Haarfarbe hatte Holly noch nie an ihr gesehen –, sie lächelte, und ihr Gesicht wirkte viel weicher.
»Ist das dein Freund?«, fragte Holly vorsichtig.
»Das war mein Freund«, schniefte Ciara, und eine Träne tropfte auf das Albumblatt.
»Bist du deswegen nach Hause gekommen?« Behutsam wischte Holly ihrer Schwester die Tränen ab.
Ciara nickte.
»Willst du erzählen, was passiert ist?«
Ciara musste erst tief Luft holen. »Wir haben uns gestritten.«
»Hat er … « Holly überlegte sich sorgfältig, wie sie ihre Frage am besten formulierte. »Er hat dir doch nicht wehgetan, oder?«
Ciara schüttelte den Kopf. »Nein«, stammelte sie. »Es ging um irgendeine blöde Kleinigkeit, und da hab ich gesagt, ich fahre nach Hause, und er meinte, das wäre ihm gerade recht … « Sie begann wieder zu schluchzen.
Holly hielt sie im Arm, bis sie weitersprechen konnte.
»Er ist nicht mal zum Flughafen gekommen.«
Holly rieb ihr über den Rücken wie einem Baby, das gerade sein Fläschchen getrunken hatte. Sie hoffte, Ciara würde sich nicht auf ihre Schulter übergeben. »Hat er angerufen?«
»Nein, und dabei bin ich doch jetzt schon seit zwei Monaten wieder hier«, klagte sie und sah Holly dabei so traurig an, dass ihre große Schwester fast ebenfalls angefangen hätte zu weinen. Was bildete dieser Kerl sich ein, ihrer Schwester so was anzutun? Andererseits kannte sie natürlich auch nicht alle Einzelheiten der Geschichte. Sie lächelte ermutigend. »Glaubst du denn, er ist vielleicht einfach nicht der Richtige für dich?«
Wieder begann Ciara zu weinen. »Nein, ich liebe Mathew, und es war wirklich nur ein blöder Streit. Ich habe den Rückflug nur gebucht, weil ich so wütend war, ich hätte nie gedacht, dass er mich einfach gehen lässt … «
Sie starrte schweigend auf das Foto.
Durch die offenen Fenster drangen die vertrauten Geräusche der Wellen und das Lachen der Strandbesucher herein. Früher hatten Holly und Ciara zusammen in diesem Zimmer gewohnt, und ein seltsames, angenehmes Gefühl überkam Holly. Es roch sogar genauso wie damals.
Neben ihr wurde Ciara allmählich ruhiger. »Tut mir Leid, Holly.«
»Hey, das braucht dir doch nicht Leid zu tun«, erwiderte sie und drückte ihre Hand. »Du
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