P.S. Ich liebe Dich
Hoffentlich begriff Cindy irgendwann, dass sie in Ruhe gelassen werden wollten. Sie hatte eigentlich schon genug Winke mit dem Zaunpfahl bekommen.
Eine Dreiviertelstunde später trafen sie am Costa Palma Palace ein, und Holly spürte wieder das Kribbeln im Magen. Die lange Auffahrt zum Hotel war von Palmen gesäumt. Vor dem Haupteingang gab es einen blau angestrahlten Brunnen. Die drei Freundinnen bekamen eine Studio-Suite, die aus einem Schlafzimmer mit Doppelbett, einer kleinen Küche und einem Wohnbereich mit ausziehbarer Couch bestand, dazu natürlich Badezimmer und Balkon. Holly trat gleich hinaus und blickte aufs Meer. Zwar sah man im Dunkeln nicht viel, aber sie hörte das Wasser leise an den Strand plätschern. Sie schloss die Augen und lauschte.
»Zigarette, Zigarette, ich brauch dringend eine Zigarette!« Denise stellte sich neben sie, riss ein Päckchen auf und inhalierte tief. »Ah! Jetzt geht’s mir schon besser, ich hab nicht mehr das Bedürfnis, einen Mord zu begehen.«
Holly lachte; sie freute sich darauf, die nächste Woche mit ihren Freundinnen zu verbringen.
»Holly, hast du was dagegen, wenn ich auf dem Ausziehsofa schlafe?«, rief Sharon von drinnen. »Ich wache morgens ungern neben jemandem auf, der nach Rauch stinkt.«
»Danke!«, gab Denise fröhlich zurück.
Um neun am nächsten Morgen regte Sharon sich als Erste, und kurz darauf flüsterte sie Holly zu, dass sie zum Pool gehen und ihnen ein paar Liegen reservieren wollte. Zehn Minuten später kam sie zurück. »Die Deutschen haben sämtliche Liegen okkupiert«, beschwerte sie sich. »Ich bin unten am Strand, wenn ihr mich sucht.« Schlaftrunken murmelte Holly eine Antwort und drehte sich noch einmal um. Gegen zehn schubste Denise sie so heftig, dass sie endgültig aufwachte. Sie beschlossen aufzustehen und zu Sharon an den Strand zu gehen.
Der Sand war so heiß, dass man sich fast die Fußsohlen verbrannte. So stolz Holly in Irland auf ihre Bräune gewesen war – hier konnte jeder sehen, dass sie gerade erst angekommen waren. Sie waren die Bleichsten weit und breit. Unter einem Sonnenschirm entdeckten sie Sharon, die gemütlich im Schatten saß und ihr Buch las.
»Ist es nicht wunderschön hier?« Denise sah sich lächelnd um.
Sharon blickte von ihrer Lektüre auf und lächelte zurück. »Wie im Paradies.«
Holly sah sich um, ob Gerry vielleicht in dieses Paradies gekommen war. Aber nein, er war nirgends zu sehen. Dafür wimmelte es überall von Pärchen – Pärchen, die sich gegenseitig den Rücken einrieben, Pärchen, die Hand in Hand am Strand entlangschlenderten, Pärchen, die Strandtennis spielten, Pärchen, die sich beim Sonnen aneinander kuschelten. Aber Holly hatte keine Zeit für Depressionen, denn Denise hatte ihr Strandkleid ausgezogen und hüpfte in nichts als einem knappen Stringtanga mit Leopardenmuster auf dem heißen Sand herum.
»Wäre eine von euch so nett, mich einzucremen?«
Sharon legte ihr Buch zur Seite und starrte sie über den Rand ihrer Lesebrille hinweg an. »Gern, vorausgesetzt, du kümmerst dich selbst um Po und Titten.«
»Dann such ich mir eben jemand anderes«, meinte Denise lachend, setzte sich aber gemütlich aufs Fußende von Sharons Liege. »Weißt du was, Sharon?«
»Was denn?«
»Du wirst richtig braun, wenn du deinen Wickelrock anbehältst.«
Sharon sah an sich hinunter und zerrte den Rock ein Stückchen weiter über die Beine. »Ich werde nie braun. Ich bin gesegnet mit einer dezenten irischen Blässe, Denise, wusstest du nicht, dass das jetzt Mode ist?«
Holly und Denise lachten. Sosehr sich Sharon auch schon bemüht hatte, braun zu werden – sie bekam höchstens einen Sonnenbrand und schälte sich dann. Irgendwann hatte sie es aufgegeben und die Tatsache akzeptiert, dass sie eben blass blieb.
»Außerdem bin ich in letzter Zeit so fett geworden, dass ich lieber was anlasse, um die Leute nicht in den Herzinfarkt zu treiben.«
Holly sah ihre Freundin an. Sie mochte es nicht, wenn Sharon so abschätzig über sich sprach. Gut, sie hatte ein bisschen zugelegt, aber fett konnte man sie ganz bestimmt nicht nennen.
»Dann könntest du ja rauf an den Pool gehen und die Deutschen verjagen«, scherzte Denise.
Den Rest des Tages verbrachten sie am Strand und kühlten sich gelegentlich im Meer ein wenig ab. Mittags aßen sie etwas an der Strandbar, und insgesamt war alles so faul und entspannt, wie sie es sich vorgenommen hatten. Holly spürte, wie Stress und Anspannung allmählich aus
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