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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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sogar ein kleines Fenster direkt unterhalb der Decke, das sich zu einem der vielen Gärten der Waldresidenz öffnete. Da der Frühling immer weiter fortschritt, konnte Petronus schon die blühenden Blumen riechen, obwohl er sich auf den Schreibtisch stellen musste, um sie zu sehen.
    Er blickte auf, als es an seiner Tür klopfte. »Herein«, sagte er.
    Neb trat als Erster ein und Petronus hätte geschworen, dass der Junge jedes Mal noch ein Stückchen größer war, wenn er ihn sah. Seine Schultern waren breiter geworden, und er hatte sogar Ansätze eines Bartes, so sauber zurechtgestutzt, wie ein Junge es nur fertigbringen konnte. Er trug seinen Talar auf elegante Weise, obwohl er sich noch immer darin bewegte, als würde er ihm nicht gehören, als wäre er kein richtiges Mitglied des Ordens. »Ihr habt uns gerufen, Eure Exzellenz?«
    »Kommt herein, und setzt Euch«, sagte Petronus.
    Isaak humpelte hinter Neb herein. Er trug einen kleinen Metallvogel in einem verbogenen Käfig. Der Vogel zuckte und klickte. Isaak und Neb setzten sich in die wartenden Stühle.
    »Was habt ihr da?«, fragte Petronus.
    Isaak stellte den Vogel auf den Tisch. »Es ist ein Automat. Jin Li Tam sagte, sie wolle später mit Euch darüber sprechen.«
    Neb meldete sich zu Wort. »Ich denke, dass er in Windwir war, als die Stadt gefallen ist.«
    Petronus musterte den Vogel. Er sah vertraut aus. Wie etwas, das er bei jemandem zu Hause gesehen hatte. »Ich freue mich auf die Erklärungen der edlen Dame Tam. In der Zwischenzeit …« Petronus griff unter seinen Schreibtisch und zog einen in Tuch geschlagenen Gegenstand hervor, der am Vormittag mit einem Reiter eingetroffen war. Er hatte ihn natürlich gleich wiedererkannt. Er stammte aus dem päpstlichen Amtssitz im Sommerpalast – eine der wenigen Handkanonen, die man wiederhergestellt hatte, ehe der Orden beschlossen hatte, dass es die Bundschaft entehrte, sie weiterhin anzufertigen. Er legte sie auf den Schreibtisch. »Dies hat uns der neue Aufseher, Erlund, zukommen lassen. Das ist der Gegenstand, den Oriv benutzt hat, um – nun, um seinem Leben ein Ende zu setzen.« Er wickelte die Kanone aus und sah, wie Nebs Augen groß wurden. »Man benutzte sie während der Tage der Jüngeren Götter, lange vor der Alten Welt und vor P’Andro Whym.« Sein Blick wanderte von Neb zu Isaak. »Bist du damit vertraut?«
    Isaak nickte. »Das bin ich, Vater.« Petronus war nicht sicher, weshalb der Metallmann auf diesem alten Titel beharrte, aber es gefiel ihm. Er schien ihm bescheidener zu sein.
    »Erkennst du ihn aus deiner Zeit in der Bibliothek wieder?«
    Der Metallmann schüttelte den Kopf. »Nein, Vater. Man hat mir nicht gestattet, mit irgendwelchen Waffen außer dem Bannspruch zu arbeiten.« Abluft strömte aus seinem Rücken, und seine Zahnräder surrten. »Oriv hat ihn benutzt, als König Rudolfo und die edle Dame Tam mich aus dem päpstlichen Sommerpalast holten. Er hat einen der Zigeunerspäher damit getötet. Aber ich habe angenommen, König Rudolfo hätte ihn mit hierhergebracht.«
    »Vielleicht ist das ein anderes Gerät«, sagte Petronus. Aber noch während er es sagte, wusste er, dass das nicht wahrscheinlich war. Auf der Welt hatte es weniger als ein halbes Dutzend davon gegeben, und keines davon hätte jemals aus der Verwahrung durch die höchsten Amtsträger des Ordens oder die Offiziere der Grauen Garde verschwinden dürfen. Als Petronus Papst gewesen war, hatten sie eines in seinen Schlafräumen aufbewahrt, und eines in jedem seiner Amtszimmer. Die Übrigen waren in Gewölben tief unter der Bibliothek weggeschlossen gewesen.
    Neb starrte es an, und Petronus fragte sich, ob ihm die Blutspritzer auf dem Schaft auffielen. Sie hatten die Waffe gesäubert, aber sie hatte so lange im Blut gelegen, dass sich der helle Holzschaft verfärbt hatte. »Es ist eine recht einfache Mechanik«, sagte Petronus. »Ein Funke entzündet einen Umschlag aus Wachspapier mit einem Pulver darin. Die Explosion dieses Pulvers treibt ein Geschoss an – oder in diesem Fall eine Handvoll Eisensplitter. Bei einer Entfernung von mehr als ein paar Schwertlängen ist es ziemlich ungenau.«
    Aber genau genug für Orivs Vorhaben. Wenn es wirklich sein Vorhaben gewesen war. Petronus war argwöhnisch, besonders jetzt, da Isaak sich erinnert hatte, dass die Waffe sich schon einmal in Rudolfos Gewahrsam befunden hatte. Er würde sich bei seiner Rückkehr danach erkundigen.
    Wenn die Waffe sich tatsächlich in Rudolfos Obhut

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