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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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ihm hatte Rudolfo sofort Zuneigung verspürt, auch wenn er noch einen gewissen Argwohn hegte. Ihn umgab eine Unschuld, von der Rudolfo sich manchmal wünschte, er könnte sich daran erinnern, sie einst selbst besessen zu haben. Und mit dem, was er in seinem Metallkopf mit sich herumtrug – und seine Geschwister in ihren Köpfen -, hoffte Rudolfo zumindest ein wenig von dem wiederzuerlangen, was die Welt verloren hatte.
    Es war eine leichte Entscheidung gewesen.
    Da stieß Gregoric ihn an. »Hier kommen sie, General.«
    Rudolfo blickte auf und konnte erkennen, wie sich am unteren Ende der Hügelkette das Gras niederbog, als etwas – oder mehrere Dinge – sich in ihre Richtung bewegte. Ein brauner Vogel stieg aus der Mitte auf, und Rudolfo lächelte. »Hervorragend«, sagte er. »Sie haben noch ein Lager versprengt.«
    »Das ist ein guter Anfang«, meinte Gregoric.
    Rudolfo sah ihn an. Sie waren zusammen aufgewachsen, Gregoric war nur ein wenig älter. Erstaunlicherweise war er der Sohn des Ersten Hauptmanns gewesen, der die Zigeunerspäher von Rudolfos Vater angeführt hatte. Später, als Jakob im Sterben lag und Rudolfos zwölf Jahre alten Schultern die Bürde der Herrschaft über die Neun Häuser der Neun Wälder gerade erst auf sich genommen hatten, hatte er Gregorics Vater zum General befördert. Das war seine erste Entscheidung gewesen, denn er wusste, dass die Welt – trotz der Abgeschiedenheit der Waldzigeuner in den nördlichen, von der Prärie umgebenen Wäldern – nach Anzeichen für Stärke in dem jungen, neuen König Ausschau halten würde.
    Gregoric war seinem Vater ins Amt des Ersten Hauptmanns gefolgt, und war seitdem ein tadelloser Anführer der Späher gewesen. Selbst in heiklen Situationen fand er offensichtlich ausreichend Schlaf, anders als Rudolfo. Er strich sich mit der Hand durchs kurze dunkle Haar.
    »Es ist ein sehr guter Anfang«, stimmte Rudolfo zu. »Es wird schwerer werden, wenn er seine besseren Truppen ins Spiel bringt. Er ist schon immer ein allzu selbstsicherer Mann gewesen – ich nehme an, er ist nicht davon ausgegangen, dass es ihm so schlecht ergehen würde. Ich meine sogar«, fuhr er fort, »dass wir uns weitaus besser geschlagen haben, als Lysias erwartet hat, wenn man seine gestrige Reaktion bedenkt.«
    Ein leises Pfeifen drang den Hügel herauf, und Gregoric gab eine Antwort. Das Unterholz bebte, und ein Trupp Zigeunerspäher trat auf die freie Fläche hinaus.
    »Hauptmann«, sagte eine Stimme in der Nähe, »und General.«
    »Was habt ihr herausbekommen?«, fragte Gregoric.
    »Wir haben eine weitere Bestätigung erhalten, dass sie nicht mehr als drei Brigaden hier haben. Wir haben auch erfahren, dass sie einen Überlebenden hatten – einen Jungen. Darüber hinaus nichts mehr.«
    »Ausgezeichnete Arbeit«, sagte Gregoric. »Wascht euch, gebt den Männern zu essen, und schlaft ein wenig.«
    »Jawohl«, sagte der Anführer der Späher. »Ihr habt den Hauptmann gehört.«
    Rudolfo wartete, bis sie außer Hörweite waren. »Ein Überlebender. Das ist mir neu.«
    Gregoric nickte. »Er hat noch weitere sieben Brigaden. Das macht mir Sorgen.«
    »Und er hat noch immer nicht seine besten Leute vorgeschickt«, fügte Rudolfo hinzu.
    »Das wird er bald müssen«, sagte Gregoric, der den Hang hinabschaute. Rudolfo folgte seinem Blick und sah eine weitere Welle von Bewegungen durch das hohe Gras näher kommen.
    Diesmal stieg ein weißer Vogel auf, und sie zogen beide ihre Schwerter. Die Fußsoldaten im Umkreis bemerkten den Vogel ebenfalls, und auch sie zogen die Waffen. Rudolfo warf dem Hauptmann der Bogenschützen neben sich einen Blick zu, woraufhin dieser nickte.
    Gregoric rannte den Hügel hinab, und Rudolfo folgte ihm. Am Fuß des Hügels warteten sie, und der Trupp stürmte an ihnen vorbei.
    »Sie sind gleich hinter uns«, zischte der Anführer der Späher, als er an Gregoric vorbeiglitt.
    Und da waren sie schon, nur dass es nicht die magifizierten Späher waren, die sie gestern so mühelos niedergemacht hatten. Diese Schar war aus härterem Holz geschnitzt. Rudolfo spürte einen heißen Schmerz in seiner Seite, und noch während er sein Schwert nach unten schwang, wurde ihm klar, dass ein Messer durchgegangen war und ihn erwischt hatte.
    Gregoric sank auf ein Knie nieder, sein Oberschenkel blutete plötzlich.
    Niemand kümmerte sich darum. Keiner wollte riskieren, dass ihre Gegner herausfanden, wen sie da verletzt hatten. Aber die Zigeunerspäher drängten heran, sowohl jene,

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