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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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diesem Jahr ein wenig mit der Ausbildung in der nonverbalen Verständigung begonnen. Wenn die Schule nicht zerstört worden wäre, hätte er am Ende seines letzten Jahres zumindest grundlegende Kenntnisse besessen.
    Sobald sie außer Hörweite waren, beugte sich Petros zu ihm. »Ich habe dich gerade davor gerettet, einen sehr törichten Pfad einzuschlagen.«
    Und plötzlich wusste Neb, wo er das Gesicht dieses Mannes schon gesehen hatte. Natürlich war er nun älter und stattlicher … und ganz anders gekleidet. Aber dieser Alte besaß eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit einem Porträt, unter dem Neb tausendmal in der Halle des Heiligen Stuhls im Westflügel der Großen Bibliothek durchgegangen war – dort, wo die Gesichter der Päpste mit ernsten, von Sorgen gezeichneten Mienen von den Wänden blickten. Das zweitneueste Gemälde, das neben dem Porträt Introspekts hing, zeigte das einzige Gesicht, das lächelte, wenn auch nur ein wenig.
    Petronus.
    Natürlich konnte er das gar nicht sein. Der Mann war seit über dreißig Jahren tot.

Kapitel 9
    Rudolfo
    Rudolfo verbrachte den Tag mit seinen Hauptleuten und ordnete Aufklärungsattacken auf die Lager der entrolusischen Vorposten an. Die erste Schlacht hatte den Aufseher sechs junge Offiziere und einen erfahrenen Sergeanten gekostet, darüber hinaus eine ganze Schar von Fußsoldaten. Sie hatten auch einen Halbtrupp von Sethberts Deltaspähern zur Strecke gebracht, womöglich sogar noch mehr. Das war schwer zu sagen, bevor nicht die Magifizienten ihre Wirkung verloren.
    So sah eine gute erste Schlacht aus. Und heute Morgen war ein Vogel vom Haus Li Tam eingetroffen. Vlad Li Tams Eiserne Armada dampfte bereits dem Delta entgegen und würde die Mündungen der Drei Flüsse blockieren. Es war eine kleine Flotte, aber auch wenn sie klein war, konnte sie es mit Leichtigkeit mit den Seestreitkräften der Stadtstaaten aufnehmen. Dafür hatten die Androfranziner gesorgt, die nicht gewollt hatten, dass die Bank, die einen so bedeutsamen Anteil ihres Reichtums verwahrte, ohne Schutz dastand. Und die Schiffsbauer der Li Tam waren mit den Bauanleitungen, die die Androfranziner aus den Ruinen der Ersten Welt rekonstruiert hatten, die einzigen Schiffsbauer gewesen, die Eisenschiffe anfertigen konnten.
    Die Einmischung des Hauses Li Tam war ein Anfang, nicht mehr. Rudolfo wusste, dass die Smaragdküsten über keine Fußsoldaten oder berittenen Truppen verfügten, die sie entbehren konnten. Sie würden alle vorhandenen Streitkräfte in der Nähe ihrer Heimat belassen, da sie wussten, dass die Stadtstaaten weitaus mehr aufbieten konnten als die drei Brigaden, die in den Norden nach Windwir geritten waren.
    Aber die Armada würde sich als nützlich erweisen. Und wenn sich die Nachricht verbreitete, würden andere hinzustoßen. Rudolfo konnte sich nicht vorstellen, dass irgendeines der Benannten Lande an der Seite der Entrolusier in den Krieg zog. Er hatte bereits ein Dutzend Vögel zu einem Dutzend Herrscher geschickt, und dabei mit Bedacht Formulierungen wie »die Verheerung von Windwir« und »dieser Krieg der entrolusischen Aggressoren« benutzt. Selbst jenen, die die Androfranziner hassten – und davon gab es einige -, würde es nicht möglich sein, Berührungspunkte mit jemandem zu finden, der das Wissen dieser Stadt eingeäschert hatte. Diese wenigen, die den alten Orden verachteten, lehnten ihn ab, weil sie neidisch waren. Rudolfo zweifelte nicht daran, dass sie die Androfranziner ohne einen Augenblick des Zögerns vernichtet hätten. Aber die Bibliothek hätten sie niemals angetastet.
    Im Lauf von zweitausend Jahren hatten die Androfranziner diese Bibliothek aufgebaut, hatten das Wissen gehortet, das sie aus der Asche der Alten Welt ausgegraben hatten. Die Wunder, an denen sie die Welt hatten teilhaben lassen – jene nach und nach bedächtig und sparsam bemessenen Brocken -, waren verblüffend anzuschauen. Aber wer konnte schon erraten, welche Wunder sie versteckt gehalten hatten, wohl wissend, dass die Welt noch nicht reif dafür war? Wer wusste, welche Wunder sie noch zu verschachern hatten, wenn die Menschheit über eine weitere Ära jugendlichen Leichtsinns hinauswuchs, nachdem ihre Reife während des Dritten Kataklysmus ein vorzeitiges Ende gefunden hatte, der als das Zeitalter des Lachenden Wahnsinns bekannt war.
    Einen Augenblick lang dachte er an Isaak, diesen außergewöhnlichen mechanischen Mann, der im Talar eines Akolythen der Androfranziner nach Norden ritt. Zu

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