Psalms of Isaak 01. Sündenfall
gehorchen mussten. »Nun gut«, sagte Rudolfo. »Ich werde vorausreiten. Du wirst mich begleiten.« Den anderen schien das nicht zu behagen, doch überrascht wirkten sie nicht. »Ihr Übrigen folgt uns mit etwas Abstand.«
Rudolfo ritt vorneweg, und Leutnant Alyn reihte sich gleich hinter ihm ein. Unterwegs griff er unter seinen Umhang und lockerte sein Schwert in der Scheide.
Als er um die Kurve trabte, hob Rudolfo die Hand zum Gruß. Rasch musterte er die Ansammlung von Karren und alten Männern in zerschlissenen Talaren, schätzte die Handvoll Wächter ein und pfiff eine der Hymnen der Streunenden Arme, gerade so leise, dass Alyn sie noch hören konnte. Der Leutnant nickte einmal langsam.
»Dies sind dunkle Tage für eine Pilgerfahrt«, sagte er zu der Wache, die sich ihm näherte. »Ich habe einen Halbtrupp Späher und biete Euch Geleitschutz, falls Ihr auf dem Weg seid, dem Ruf des Papstes in die Heimat Folge zu leisten.«
Der Wächter, der einen müden, alten Schecken ritt, kratzte sich am Kopf und schob dabei seine Stahlhaube zurück. »Ihr tragt die Farben der Zigeunerspäher«, sagte er.
Rudolfo nickte. »So ist es.«
»Dann wärt Ihr am besten beraten, wenn Ihr weiterreitet. Es besteht keine Bundschaft mehr mit den Waldbewohnern.« Er deutete in Richtung der Androfranziner, von denen inzwischen einige stehengeblieben waren und zu ihnen herüberblickten. »Besonders nicht für diese Bande.«
Rudolfo musterte sie. »Wirklich?«
Der Wächter senkte die Stimme. »Was mich angeht, ich bin ein Bibliothekswächter aus Turam, der halbe Rationen und den halben Lohn bekommt, um diese Alten in ihr neues Heim zu geleiten. Die Politik der Bundschaft kümmert mich nicht. Es gibt Gerüchte, dass Sethbert Windwir mit einem Bannspruch vernichtet hat.«zu
»Das ist wahr«, sagte Rudolfo. »Ich habe es gesehen.«
»Und doch richtet sich der Bannschrieb gegen die Waldbewohner und ihren Zigeunerkönig – diesen verdammten Rudolfo.«
Rudolfo zuckte die Achseln. »Wer weiß schon, was man noch glauben soll?« Er blickte zu den anderen Wachen, die sich nun näherten. »Dennoch«, sagte er, »fehlen Euch ein paar Klingen, um zu schaffen, was Ihr noch vor Euch habt.«
Der Ausdruck auf dem Gesicht des Wächters ließ Rudolfo die Lippen zu einem Lächeln verziehen. »Was sollen wir noch vor uns haben?«
Rudolfo richtete sich im Sattel auf und deutete nach Norden und Osten. »Diese Reihe von Büschen dort zeigt das Ufer des Ersten Flusses an. Ihr werdet Euch dem Ufer auf Eurem Weg bis auf zwei Meilen nähern, und dort sind die Länder der Sümpfler.«
Die Wache nickte. »Jawohl. Wir hatten vor, bei Nacht an den Plänklern des Sumpfkönigs vorbeizuschlüpfen.«
Rudolfo ließ sich wieder in den Sattel sinken. »Vielleicht werdet Ihr es schaffen, vielleicht auch nicht«, sagte er mit einem Schulterzucken. »Ich biete Euch mich und meinen Halbtrupp Zigeunerspäher an. Wenn Ihr Euch wegen des Bannschriebs Sorgen macht, dann werden wir abseits von Euren Schützlingen reiten und aus der Ferne Wache halten.«
Ein alter Androfranziner löste sich aus der Gruppe und kam näher. »Worum geht es hier, Hamik?«, fragte er. Wahrhaftig, er trug einen einfachen, zerschlissenen Talar, doch Rudolfo bemerkte den Ring an seinem Finger.
»Ihr seid der Erzgelehrte dieser Gesellschaft«, stellte Rudolfo fest.
Der Alte nickte. »Ich bin Cyril. Vom Franzinerhaus in Turam. Ihr seht mir wie ein Waldbewohner aus.«
Rudolfo nickte und verbeugte sich leicht, aber schwungvoll. »Sehr richtig.«
»Er hat uns seine Schwerter zur Unterstützung angeboten. Er verfügt über einen Halbtrupp von Rudolfos Zigeunerspähern.«
Er beobachtete, wie mindestens drei unterschiedliche Regungen im Gesicht des Erzgelehrten aufwallten. Als Erstes Überraschung. Dann Zorn. Dann Erschöpfung. Dies sind die einzigen Regungen, derer unsere Herzen im Moment fähig sind, dachte Rudolfo. Er erhob die Stimme, um die Worte des Wächters zu ergänzen. »Ich bin ebenfalls zum päpstlichen Sommerpalast unterwegs, um mit Papst Resolut über die Vernichtung von Windwir zu sprechen. Ich bin mir des Bannschriebs bewusst, hege allerdings Zuversicht, dass sich die Sache beizeiten friedlich lösen lassen wird.« Er klopfte auf seinen Schwertgriff. »In der Zwischenzeit sollen meine Klinge und die Klingen meiner Männer für die wahren Kinder des P’Andro Whym da sein. Wir werden Abstand halten, wenn es Euch recht ist.«
Das Gesicht des Erzgelehrten verhärtete sich kurz. »Und
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