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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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dafür wollt Ihr nichts?«
    Er lächelte. »Nur die Gelegenheit, das Vertrauen in meinen fragwürdigen Namen wiederherzustellen.«
    Sowohl die Augen des Wächters wie auch die des Erzgelehrten weiteten sich ein wenig, und Rudolfo genoss ihr Schweigen wie einen guten, gekühlten Wein.
    Schließlich nickte der Erzgelehrte und sprach: »Dann soll es so sein.« Er machte eine Pause, und Rudolfo konnte sehen, wie sich die Frage, die er als Nächstes stellen wollte, auf seinem Gesicht abzeichnete, ehe sie ihm über die Lippen kam. »Und wie heißt Ihr?«
    Rudolfo warf den Kopf zurück und lachte. »Aber natürlich bin ich Rudolfo, der Herr der Neun Häuser der Neun Wälder, General der Streunenden Armee.« Er neigte den Kopf und gab sein Bestes, um im Sattel eine Verbeugung zu machen. »Und ich stehe Euch zu Diensten.«
    Neb
    Neb stand am Ufer des Flusses und betrachtete die untergehende Sonne. Am vorigen Tag hatten sie ihr Lager errichtet, dabei hatten sie ihre Zelte mit Bedacht außerhalb des früheren Standorts der Stadtmauern aufgeschlagen, nahe am Fluss. Petronus – Petros, rief er sich in Erinnerung – war ein schlauer alter Fuchs. In der Waisenschule hatte er nur sehr wenig vom Gesetz der Androfranziner gelernt, aber er hatte genug von den Kodizes und Bänden des Konzils der Urteilsfindung gelesen, um zu wissen, dass es verworrener war als ein whymerischer Irrgarten.
    Er war sich nicht sicher, ob es funktionieren würde, hoffte es aber.
    Sie hatten den Tag damit verbracht, Gräben in der verkohlten Erde auszuheben, lange, flache Gräben.
    »Wir werden mit jenen beginnen, die außerhalb der Stadt gefallen sind«, hatte der Alte ihnen mitgeteilt, als sie sich am Morgen versammelt hatten. »Wir werden bei Tageslicht arbeiten, und sollte sich uns jemand nähern, werde ich mich darum kümmern.«
    Sie hatten den ganzen Tag an den Gräben gearbeitet, aber niemand war zu ihnen gekommen. Einmal hatte Neb einen Reiter in einigem Abstand bemerkt, aber der Reiter hatte sich nach Süden gewandt und war verschwunden.
    Nun stand Neb am Fluss und entkleidete sich. Seine Gewänder waren schwarz vom Ruß, so wie auch alles andere an ihm.
    Neb hätte im Lager baden können. Es gab dort Wannen mit warmem Wasser, das einige der Frauen für die Totengräber aufgesetzt hatten. Aber der Tag hatte ihn aufgewühlt wie ein Wagenrad eine vom Regen aufgeweichte Straße, und er musste sich von den anderen entfernen, um sich zu sammeln.
    Er watete ins kalte Gewässer und zuckte zusammen, als sein Fuß gegen etwas Rundes, Glitschiges stieß. Der Schädel trieb an die Oberfläche und wurde von der schwachen Strömung flussabwärts getragen. Neb blickte ihm nach, und plötzlich wurde ihm klar, dass er nicht das Geringste dabei fühlte.
    »Das ist jetzt mein Leben«, sagte er zu dem Schädel, während dieser davontrieb.
    Ein Wind, den er nicht spüren konnte, strich über den mit Asche bedeckten Boden und ließ eine kleine, graue Wolke aufsteigen. »Sei gegrüßt, Junge«, sprach eine Stimme aus der Wolke.
    Neb drehte sich zu ihr um, sah nichts und verfluchte sich leise dafür, dass er kein Messer mitgenommen hatte. Er duckte sich ins Wasser, tastete mit der Hand nach einem Stein. Aber ob Messer oder Stein, es würde keine Rolle spielen. Selbst wenn er sich überwinden konnte, eines von beiden zu gebrauchen, würde es gegen einen Feind, den er nicht sehen konnte, nichts nützen.
    »Von mir hast du nichts zu befürchten«, sagte die Stimme.
    Nebs Blick suchte das Ufer ab. Aber die Sonne stand schon tief, und die Möglichkeit, dass ein Schimmern des Lichts den Standort des magifizierten Spähers verraten könnte, verstrich rasch. »Ich werde nicht zu Sethbert zurückgehen«, sagte er mit leiser Stimme.
    Der Späher lachte leise. »Daraus mache ich dir keinen Vorwurf. Ich gehöre nicht zu Sethbert.«
    Also ein Zigeunerspäher, dachte er. »Dann seid Ihr von den Neun Häusern der Neun Wälder?«
    »Jawohl«, sagte die Stimme. »Und du von den Totengräbern.« Das war eine Feststellung, keine Frage.
    Neb nickte. »So ist es. Ich …« Er wusste nicht, wie er den Gedanken zu Ende bringen sollte. »Ich habe einmal hier gelebt.«
    Jetzt bewegte sich die Stimme ein Stück den Fluss hinab. »Dann bedaure ich deinen Verlust. Sethbert hat der Welt mit seinem Verrat übel mitgespielt.« Eine Pause entstand. »Aber mach dir keine Sorgen, Junge. Er wird dafür bezahlen.«
    Neb hoffte, dass der Zigeunerspäher recht hatte. Er hoffte es mit allem, was in ihm war.

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