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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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»Wie läuft der Krieg?«
    Nun seufzte der Zigeunerspäher. »Nicht gut, fürchte ich. Der Papst hat einen Bannschrieb gegen uns erlassen. Er ist auf irgendeine Weise über alles falsch unterrichtet worden.«
    »Er ist kein Papst«, sagte Neb und bedauerte seine Worte, sobald er sie ausgesprochen hatte.
    Zum Glück hakte der Späher nicht nach, sondern fuhr fort. »General Rudolfo reitet in diesem Augenblick aus, um mit ihm zu verhandeln. Wir zerstreuen die Streunende Armee, und der Großteil lässt sich in die Neun Wälder zurückfallen.«
    Der Großteil. Der Gedanke klang kurz nach, bevor er die Frage stellte. »Der Großteil?«
    Nun befand sich die Stimme flussaufwärts von ihm. »Einige von uns bleiben zurück. Wir werden aus den Schatten ein Auge auf euch haben, während ihr eure Arbeit verrichtet. Sag dem alten Mann, dass wir hier mit ihm sprechen möchten, morgen, am Fluss, wenn die Sonne aufgeht.«
    Neb nickte. »Das werde ich ihm ausrichten.« Er hielt inne und überdachte seine nächste Frage einen Augenblick lang. »Da war eine Frau mit roten Haaren. Aus dem Haus Li Tam. Sie ist vor einer Woche aus Sethberts Lager zu Euch geflohen.«
    »Sie ist in Sicherheit«, sagte der Zigeunerspäher. »Rudolfo hat sie vor der ersten Schlacht zusammen mit dem Metallmann verschwinden lassen.«
    Ein Mechoservitor, dachte Neb. Ein weiterer Überlebender von Windwir. Er fragte sich, ob es noch jemanden gab. Es schien ihm seltsam, dass ein Mechoservitor die Zerstörung überstanden haben sollte, aber er freute sich über jedes kleine bisschen vom Licht der Androfranziner, das der Welt erhalten blieb, obwohl er sich fragte, was für eine Rolle einem Mechoservitor in dieser veränderten Welt zufallen würde.
    Und die Frau. Ihre blitzenden grünen Augen und ihr Kupferhaar füllten seine Erinnerungen aus. Sie hatte ihn weit überragt, war sogar einen ganzen Kopf größer als Sethbert gewesen. »Ich bin froh, dass sie in Sicherheit ist«, sagte er.
    Ein leises Pfeifen drang über die verkohlte Landschaft. »Ich werde an anderer Stelle gebraucht«, sagte der Zigeunerspäher. »Richte dem alten Mann die Nachricht aus. Morgen bei Dämmerung. Sag ihm, dass sie von Gregoric kommt, dem Ersten Hauptmann der Zigeunerspäher.«
    Neb nickte. »Das werde ich.«
    Stille antwortete ihm, dann das kaum hörbare Flüstern des Windes über dem Boden.
    Der Himmel war nun violett, und das restliche Licht versickerte rasch, färbte das Wasser so schwarz wie das Feld aus aschebeckten Knochen, das sich, so weit er sehen konnte, vom Fluss aus nach Westen erstreckte.
    Unter dem Blick der unzähligen Toten schrubbte sich Neb sauber, so schnell er es vermochte, dann lief er zum Lager zurück, um seinen Papst aufzusuchen.

Kapitel 12
    Resolut
    Papst Resolut der Erste hatte seinen Namen schnell gewählt. Bis vor zehn Tagen war er lediglich Erzbischof Oriv gewesen, und das hatte nun wirklich nichts Großartiges an sich gehabt – weder in seinen Augen noch in denen irgendeines anderen. Er war in den Reihen des Ordens aufgestiegen, hatte als Akolyth bei den Ausgrabungen angefangen und sich auf einen Posten als Rechtsgehilfe beim Amt für Landbeschaffung vorgearbeitet, wo er Forschungs- und Schreibarbeiten für das Gesetz der Androfranziner übernommen hatte. Irgendwie hatte er in den folgenden Jahren die Gunst von Papst Introspekt III. erworben und sich plötzlich als Bischof wiedergefunden. Der Sprung von diesem Posten zum Erzbischof – mit dem Auftrag, die weitläufigen Besitztümer des Ordens zu betreuen, die sich über die Benannten Lande verteilten – war ein ziemlich kurzer gewesen.
    Aber dieser neuerliche Sprung, dachte er. Bei den Göttern!
    Er erhob sich von seinem Schreibtisch und wandte dem Papierberg, der sich dort auftürmte, den Rücken zu. Mit flüsternden Pantoffeln ging er über den Teppich und hielt an den großen, offenen Türen inne, die auf den kleinen Balkon hinausführten, der sich an den Amtssitz des Papstes im Sommerpalast anschloss. Der Zweite Sommer war angebrochen, und die Bergluft wurde von der Hitze herabgedrückt. Er trat hinaus und blickte in die Ferne.
    Der Balkon war nach Süden ausgerichtet, was ihm einen weiträumigen Blick auf das kleine Dorf ermöglichte, auf seine Steinhäuser und die mit hölzernen Schindeln gedeckten, hochgezogenen Dächer. Jenseits des Dorfes erstreckten sich die Ausläufer des Drachenrückens bis zum Wald hinab, der Meile um Meile hinaus ins Land reichte. Es war ein klarer Tag, und hundert Meilen

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