Psalms of Isaak 01. Sündenfall
Fuß und hatten nicht erwartet, auf Zigeunerspäher zu treffen.
Es dauerte nicht einmal fünf Minuten, sie niederzuringen. Als es vorbei war, hielten die beiden magifizierten Späher den Anführer an den Armen fest und ließen ihn zusehen, wie der übrige Halbtrupp die Verwundeten tötete.
Nachdem die Schlachtgeräusche erstorben waren, näherte sich die Wache der Androfranziner. Hinter ihnen folgte mit einigem Abstand der Erzgelehrte Cyril. Rudolfo löste sich von den anderen und ritt ihnen entgegen.
»Wie geht es den Verletzten?«, fragte er. »Wir müssen schnell weiter, wenn wir hier fertig sind.«
Cyril meldete sich zu Wort. »Wir haben Bruder Simeon verloren. Das Geschoss hat ihn an der Kehle getroffen. Die anderen werden sich erholen.«
Rudolfo nickte. »Wir brauchen Schaufeln.«
Der Erzgelehrte wirkte überrascht.
»Ihr seid Androfranziner«, sagte Rudolfo. »Ihr habt doch bestimmt Schaufeln?«
Cyril nickte. »Ich werde sie Euch bringen lassen. Braucht Ihr auch Männer?«
Rudolfo schüttelte den Kopf. »Wir werden sie selbst begraben.«
Sogar Rudolfo stieg aus dem Sattel und nahm eine Schaufel zur Hand. Sie arbeiteten schnell, hoben ein großes, rechteckiges Loch im weichen Boden aus. Die beiden magifizierten Späher hielten den Anführer fest, und er beobachtete mit zusammengekniffenen Augen, wie sie arbeiteten.
Sie schleppten die Leichen in das offene Grab, und während seine Männer sie mit Erde bedeckten, ging Rudolfo zu dem einzigen überlebenden Plänkler. Als er vor ihm stand, blieb er eine Minute lang still und ließ ihn auf sich wirken.
Er war um einiges größer als Rudolfo, sein Haar und Bart ein wirres, strähniges Durcheinander, wie es seinem Rang im Stamm der Sümpfler entsprach. Er trug fleckige und zerschlissene Baumwollhosen, ein Hemd aus Wildleder, das mit Schlamm bedeckt war und schon Risse hatte, und niedrige Stiefel, die etwas neuer aussahen als der Rest seiner Kleidung. Vermutlich hat er sie sich erst kürzlich angeeignet, dachte Rudolfo.
Er stand vor dem Mann und nickte seinen magifizierten Spähern zu, damit sie ihn losließen. »Verstehst du diese Worte?«, fragte er, und als der Mann ihn nur anstarrte, wechselte er mühelos auf eine der nonverbalen Sprachen.
Aber diese hier verstehst du, nicht? , bedeutete er ihm in der uralten Zeichensprache des dunklen Hauses von Xhum Y’Zir.
Die Augen des Plänklers weiteten sich. Rudolfo brauchte keine weitere Bestätigung.
Sag deinem Sumpfkönig, dass Jakobs Sohn seine Toten begraben hat. Er wartete, und der Mann nickte. Sag ihm, dass die Androfranziner unter Rudolfos Schutz durch die Riten der Bundschaft stehen, ganz gleich, was ihm sonst zu Ohren kommen mag. Der Mann nickte abermals.
Rudolfo blickte nachdenklich ins Dämmerlicht hinaus, und seine Hände bewegten sich noch einmal, diesmal in der Sprache seiner Zigeunerspäher. Sie fielen zurück, und Rudolfo wandte dem Plänkler den Rücken zu, während er wieder in den Sattel stieg.
Als er sich umdrehte, rannte der Plänkler schon nach Osten, und der Mond, blau und grün und voll, ging behäbig an einem kohlschwarzen Himmel auf.
Jin Li Tam
Der Halbtrupp schloss sich Jin Li Tam und Isaak am großen Torbogen der Siebten Waldresidenz an. Ihr Anführer, ein schmächtiger Mann mit langem Schnauzer und sorgfältig gestutztem Bart, trat vor.
»Edle Dame Tam«, sagte der Späher, »man hat mir aufgetragen, Euch darum zu bitten hierzubleiben.«
Sie hob eine Augenbraue. »Und wenn ich nicht bleiben will?«
Sie hatte weite Hosen und ein ebenso weites Hemd angezogen, außerdem ein Paar hohe, weiche Reitstiefel aus Rehleder. Isaak stand neben ihr und trug ihr Gepäck. Sie hatte ihr Messer, das sie unter dem Hemd verborgen hielt, war aber ansonsten unbewaffnet – sie konnte sich ohnehin nicht vorstellen, dass Rudolfos Männer Gewalt einsetzen würden, um sie zum Bleiben zu bewegen.
»Wir werden Euch nicht gegen Euren Willen festhalten, aber wir können nicht zulassen, dass der Metallmann geht.«
Isaak trat vor. Er hatte einen sauberen Talar angelegt, und weil sie draußen waren, hatte er die Kapuze übergezogen. Seine matt glühenden Augen flackerten auf und vertrieben die Schatten unter dem dunklen Stoff. »Ihr könnt mich nicht festhalten«, sagte er zu dem Späher. »Ich bin Eigentum des Androfranzinerordens und verpflichtet, den Anweisungen meines Papstes zu gehorchen. In dieser Angelegenheit habe ich keine Wahl.« Er wandte sich an Jin Li Tam. »Ihr befindet Euch nicht unter
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