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Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie

Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie

Titel: Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kitz Manuel Tusch
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auf Stufe zwei: den Widerstand. Dabei mobilisieren wir Ressourcen, um dem Stress Paroli zu bieten. Hält der Stress dann allerdings noch viel länger an, ermüden wir irgendwann, sind erschöpft – und auf Dauer krank.
    Stressforschung betreibt man schon seit langer Zeit an Mensch und Tier – und man ist bis vor Kurzem davon ausgegangen, dass es eine universelle Reaktion auf akuten Stress gibt: kämpfen oder flüchten, auf Englisch »fight or flight«. Hunde und Menschen, so dachte man, greifen den Stressor entweder direkt an oder rennen weg. Das kann man ja schließlich auch in jedem Park beobachten, immer bei den Hunden und manchmal auch bei den Menschen …
    Erst vor gut zehn Jahren fiel dabei auf, dass man bei dieser Forschung hauptsächlich das Verhalten männlicher Tiere (und männlicher Menschen) ausgewertet hatte. Man entdeckte bei Frauen plötzlich ganz andere Muster, die man mit »Kümmern und Bindung« beschrieb, auf Englisch »tend and befriend«. Während Männer aggressiv werden, kümmern sich Frauen in Stresssituationen verstärkt um sich und ihren Nachwuchs – und pflegen ihre Netzwerke.
    Diese Muster stammen noch aus der Frühzeit des Menschen: Dort war es für den allein jagenden Mann günstig, einen Angreifer zu bekämpfen oder vor ihm wegzurennen – während die Frau, die auf den Nachwuchs aufpasste, mit keiner dieser Möglichkeiten gut bedient war (und schon gar nicht der Nachwuchs). Für die Frau war es besser, den Nachwuchs zu beschützen und Netzwerke mit anderen Frauen zu bilden, die ihr im Notfall helfen konnten.
    Nichts gegen ein gutes Bad oder eine knackige Schießerei – aber wie das obige Beispiel zeigt, löst in der modernen Welt keine der beiden Möglichkeiten in Reinform akuten Stress ideal (auch wenn manche jetzt widersprechen mögen …). Beide haben aber ihre Berechtigung: Studien zeigen regelmäßig, dass wir mit einem guten sozialen Netzwerk besser für Stresssituationen gerüstet sind. Insbesondere Krankheiten überstehen Menschen besser, wenn sie sozial vernetzt sind. Andererseits hilft es auch, die Kontrolle zurückzugewinnen – also zu kämpfen. Das geht auch ohne Waffenschrank, und vor allem Männer haben tatsächlich regelrecht Spaß daran, das Waffenarsenal des Arbeitslebens jeden Tag neu auszutesten …
    Wie hilft uns das im Alltag? Zum einen können wir mit den Menschen um uns herum leichter umgehen, wenn wir vorhersagen können, wie sie in einer Stresssituation wohl reagieren werden. Zum anderen können wir etwas für die eigene nächste Stresssituation lernen. Kombinieren Sie ganz bewusst die beiden Ansätze, die uns die Natur mitgegeben hat: Fürsorge und Kampf. Im konkreten Beispiel sähe die optimale Lösung dann so aus: erst nach Hause, dann Schaumbad und Telefonat mit dem Freundeskreis, eine Nacht drüber schlafen – und am nächsten Morgen ganz ruhig und sachlich dem Chef die Meinung geigen.
    Krohne, H. W. & Slangen, K. E. (2005): Influence of Social Support on Adaptation to Surgery. Health Psychology, 24, 101–105
    Selye, H. (1956): Stress beherrscht unser Leben . Düsseldorf: Econ
    Taylor, S. E ., Klein, L. C ., Lewis, B. P ., Gruenewald, T. L ., Gurung, R. A . & Updegraff, J. A . (2000): Biobehavioral Responses to Stress in Females: Tend-and-Befriend, Not Fight-or-Flight. Psychological Review, 107, 411–429

Zimmerpflanzen machen (manchmal) glücklich

    Selbstwirksamkeitserfahrungen sind der Schlüssel zum Glück – und schon durch Winzigkeiten zu haben
    Bleiben wir bei dem miserablen Tag im Büro aus dem vorigen Kapitel: Der Chef hat mal wieder nur an Ihrer Arbeit rumgestänkert, Ihnen nur die langweiligen Projekte aufs Auge gedrückt, und zu allem Überfluss hat sich dann auch noch der wichtigste Kunde über Sie beschwert.
    Was denken Sie, wenn Sie abends erschöpft auf dem Sofa sitzen?
    ❏ Der Chef kann mich halt nicht leiden. Der bevorzugt ganz klar meine Kollegin – da muss wohl der Halo-Effekt eine Rolle spielen.
    ❏ Es war Vollmond, deswegen war heute nicht mein Tag. Irgendwie haben sich sowieso alle gegen mich verschworen in letzter Zeit. Ich kann es offenbar keinem recht machen, ganz egal, was ich auch tue.
    ❏ Es lag hauptsächlich an mir. Ich kann und werde morgen einige Dinge anders machen.
    Haben Sie die letzte Antwort gewählt, ist das vielleicht im ersten Moment etwas schmerzlich: Sie liegen abends auf dem Sofa, und auf Ihnen ganz allein lastet die komplette Verantwortung für Ihre eigene Misere. Das kann ganz schön schwer

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