Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie
Sie hier ein bisschen mehr investieren, können Sie dadurch deutlich unsere Umwelt durch die Verwendung von Blablabla-Stoffen schützen!« Sie versucht also, noch eine letzte Information draufzusetzen, die Ihr Gehirn dann besonders stark gewichtet und die Sie letztlich möglicherweise überzeugt. In der Fachsprache nennen wir das dann ein sogenanntes »Reserveargument«.
Beide Effekte können sich gegenseitig ganz hervorragend ergänzen – wir sprechen dann auch vom »Primat-Rezenz-Effekt«: Das meiste holen Sie raus, wenn es Ihnen gelingt, sowohl den ersten als auch den letzten Eindruck zu hinterlassen. Vielleicht ergattern Sie also den ersten Termin und treffen die Auswahlkommission nach dem Gesprächsmarathon noch einmal »zufällig« auf dem Flur, um schnell noch für das angenehme Gespräch zu danken und einen schönen Feierabend zu wünschen. In Gruppendiskussionen setzen Sie die besten Akzente, wenn Sie am Anfang und am Ende eine gute Äußerung platzieren.
Und damit ist dann endlich auch der »späte Vogel« wissenschaftlich rehabilitiert!
Anderson, N. H. & Barrios, A. A. (1961): Primacy effects in personality impression formation. The Journal of Abnormal and Social Psychology, 63, 346–350
Baddeley, A. D. & Hitch, G. (1993): The recency effect: implicit learning with explicit retrieval? Memory & Cognition, 21, 146–155
Aber hallo! Mit dem Halo-Effekt können Sie punkten (und gepunktet werden)
Dieser sozialpsychologische Trick macht Sie sympathischer
Sie sitzen mit Ihrem Ehemann bei einem schönen Candle-Light-Dinner im Restaurant. Gutes Essen, schöne Musik, nette Gespräche – alles ist perfekt.
Nun ja, fast alles.
Ihnen ist natürlich nicht entgangen, dass die attraktive blonde Kellnerin das Beuteschema Ihres Mannes genau ins Zentrum trifft. Schon gleich am Anfang hat er ihr unverhohlen Blicke zugeworfen.
Aber je später der Abend wird, desto mehr entspannen Sie sich. Denn die Kellnerin scheint ja wirklich ein ganz ausgesprochen dummes Huhn zu sein: Erst hat sie eine Bestellung verwechselt. Dann den Wein von der falschen Seite eingegossen. Und schließlich ist ihr vor versammelter Mannschaft beim Abräumen ein Teller entglitten.
»Peinlich, peinlich«, denken Sie schadenfroh. »Die ist schon mal gar keine Konkurrenz für mich. Mein Mann steht zwar auf blond – aber nicht auf blöd.«
Die Rechnung kommt. Aus den Augenwinkeln bekommen Sie ungläubig mit, wie Ihr Mann der guten Frau ein mehr als sattes Trinkgeld spendiert.
»Das waren fast 30 Prozent!«, raunen Sie. »Findest du nicht, dass Trinkgeld auch etwas mit dem Service zu tun hat?«
»Na eben«, antwortet er ehrlich erstaunt. »Sie hat das doch alles ganz vorbildlich gemacht.«
Vielleicht kommt Ihnen diese Geschichte auch gar nicht so außergewöhnlich vor – denn Sie haben es immer gewusst: Das Auge isst eben mit. Und zwar nicht nur beim Essen, auch im Büro, in der Schule, an der Supermarktkasse, überall. Wir lassen uns von attraktiven Menschen um den Finger wickeln, ohne es zu merken.
Das ist nicht nur so ein Eindruck, sondern wissenschaftlich bewiesen. In der Fachsprache nennen wir es den »Halo-Effekt« – nicht weil ihn die attraktive Frau Halo entdeckt hat, sondern weil »Halo« auf Griechisch »Lichthof« bedeutet. Wir beschreiben damit folgendes Phänomen: Eine bestimmte Eigenschaft einer Person und deren Wahrnehmung durch andere überstrahlt alle anderen Eigenschaften derart, dass sie das Gesamtbild völlig verzerrt. Das ist oft das Aussehen, kann aber auch eine ganz andere Eigenschaft sein, zum Beispiel, dass jemand besonders höflich ist oder der Sohn einer berühmten Mutter. Der Halo-Effekt wirkt natürlich besonders stark, wenn dem Gegenüber genau die »strahlende« Eigenschaft auch noch besonders wichtig ist.
Wird eine Person von einer aus unserer Sicht positiven Eigenschaft so überstrahlt, so schreiben wir ihr als Bonus gleich noch so ziemlich alle anderen positiven Eigenschaften zu: Intelligenz, Fleiß, Durchhaltevermögen, soziale Kompetenz bis hin zu musikalischem Talent. Überstahlt hingegen eine negative Eigenschaft eine Person, so dichten wir ihr zur Strafe auch noch jede Menge weiterer negativer Eigenschaften an.
Hinter vorgehaltener Hand bestätigen viele Personaler zum Beispiel schon lange, dass sie attraktivere Bewerber bevorzugen. Und wer von uns hat nicht schon mal selber fassungslos mitbekommen, wie doch die »Ideen« der besonders gut aussehenden Kollegin in der Teamsitzung auch immer
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