Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie
drücken. Andererseits stehen die Chancen nicht schlecht, dass Sie ein paar Jahre länger leben – und zusätzlich auch noch glücklicher sind, als wenn Sie eine der ersten beiden Antworten angekreuzt haben.
Wie zufrieden jemand mit seinem Leben ist, hängt nämlich ganz entscheidend davon ab, wie stark seine sogenannte »Kontrollüberzeugung« ist. Das ist die Überzeugung: Ich selbst habe einen Einfluss auf das, was in meinem Leben geschieht. In dem Kapitel »›Blöde Kuh‹ oder ›dumm gelaufen‹? Wie wir uns und den Rest der Welt sehen« haben wir ja bereits gesehen, dass wir in unserem Kulturkreis grundsätzlich eher annehmen, dass die beteiligten Menschen für bestimmte Ereignisse verantwortlich sind und weniger die »äußeren Umstände«. Hier geht es nun konkret um die Frage, inwieweit Sie den Eindruck haben, Sie selbst sind dieser Mensch, der die Ereignisse in seinem eigenen Leben steuert – und weniger die Menschen um Sie herum, denen Sie »ausgeliefert« sind.
Wenn Menschen unglücklich sind, kann das viele Ursachen haben. Eines lässt sich aber bei fast allen beobachten: Sie haben in einem oder mehreren Bereichen die Kontrolle über ihr Leben verloren. Kennen Sie das? Sie fühlen sich machtlos, hilflos? Haben den Eindruck, Sie funktionieren nur noch, werden gesteuert, wie eine Marionette? Haben die Verbindung zu sich selbst verloren? Das macht nicht nur unglücklich, sondern auch krank! Herzinfarkt und Depression sind die häufigsten Folgen einer solchen dauerhaften Fremdbestimmung.
Die gute Nachricht ist: Das können Sie ändern. Es gibt ein Gegenkonzept – die sogenannte »Selbstwirksamkeitserfahrung«. Das ist die Erfahrung: Ich kann mein Leben gestalten! Ich kann aus eigener Kraft Dinge verändern!
Dabei geht es gar nicht um die ganz großen Lebensveränderungen, über die wir immer wieder in Zeitschriften lesen (»Diese Menschen haben ihr Leben radikal verändert – Sylvia (42): Von der erfolgreichen Geschäftsfrau zur enthaltsamen Nonne in Afrika – Stefan (38): Vom überzeugten Großstadt-Single zum Selbstversorger-Landei mit Patchwork-Familie«). Schon ganz winzige Veränderungen reichen aus, um sich Kontrolle und Zufriedenheit in Ihr Leben zurückzuholen.
Wie klein diese Veränderungen sein können, zeigt ein interessantes Experiment in Pflegeheimen. Dort leiden Menschen ja oft besonders unter dem Eindruck, nichts mehr selbst bestimmen zu können. Man sagt also den Menschen im Pflegeheim, sie können selbst entscheiden, ob sie eine Zimmerpflanze haben möchten – und seien dann auch ganz allein für die Pflege der Pflanze verantwortlich. Einer Vergleichsgruppe »verordnet« man einfach Zimmerpflanzen und teilt ihnen mit, das Heimpersonal übernehme die Pflege, sie bräuchten sich selbst um nichts zu kümmern.
Später befragt man die Probanden, wie zufrieden sie mit ihrem Leben sind. Das eindrucksvolle Ergebnis: Die Gruppe, die über so scheinbar winzige Details wie eine Pflanze entscheiden kann, ist viel zufriedener als die Vergleichsgruppe. Und der eigentliche Hammer: Eineinhalb Jahre später liegt die Sterberate in der Gruppe, der man diesen kleinen Entscheidungsspielraum gegeben hat, bei 15 Prozent – in der Vergleichsgruppe bei 30 Prozent, also doppelt so hoch!
Unser Rat daher an Sie: Brechen Sie öfter mal! – Die Routine und die Regeln, vor allem, wenn es nur vermeintliche sind. Fangen Sie klein an, sonst geht es in die Hose. Werfen Sie jeden Tag Ihr Lasso aus und holen Sie sich ein kleines Stück Kontrolle über Ihr Leben zurück!
Wenn zum Beispiel in der Teambesprechung die interessanten Themen immer nur an die Kollegin gehen, sagen Sie einfach mal: »Das würde ich gern machen!« Ihr Chef wird sich über Ihr Engagement freuen. Wenn Ihnen im Privatleben die beste Freundin täglich vier Stunden Zeit raubt, weil sie ihre eigenen Probleme mit Ihnen ausführlich besprechen muss, sagen Sie: »Ich möchte jetzt mal eine Stunde Zeit für mich haben.«
Dann gibt es noch die scheinbar aussichtslosen Fälle – da haben wir schon tausend Mal probiert, etwas zu ändern und es klappt einfach nicht. »Das geht nie!«, denken wir, aber: Was, wenn es möglich wäre? Nehmen wir zum Beispiel an, Sie quälen sich morgens aus dem Bett, weil bei Ihnen im Büro unbedingt jeder um halb acht anwesend sein soll, obwohl dort vielleicht noch gar nichts los ist um die Uhrzeit. Liebend gerne würden Sie morgens eine Stunde länger schlafen und dafür am Abend auch eine Stunde länger bleiben.
Weitere Kostenlose Bücher