Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie
steigt die »Verarbeitungsflüssigkeit« in unserem Gehirn. Und je leichter wir ein Ereignis verarbeiten können, desto angenehmer finden wir es. Unser Gehirn spart sich gern Arbeit.
Nicht nur wenn wir Menschen begegnen, findet der »Effekt der bloßen Darstellung« statt. Er gilt auch für Dinge, Situationen, Worte. Hören wir zum Beispiel im Radio binnen weniger Minuten zwei kurze Werbespots für dieselbe Marke, dann setzt die Marketingstrategie genau auf diesen Effekt. Ein großes Marketingbudget, das uns die Marke an allen Ecken möglichst oft »darbietet«, beeinflusst uns also tatsächlich – auch wenn wir das oft nicht bewusst merken oder wahrhaben wollen.
Sogar die Wahrheit relativiert sich durch Wiederholung: Wir halten Aussagen tatsächlich eher für wahr, wenn wir sie mehrfach hören. Wie oft kanzeln sich Gäste in Talkshows gegenseitig mit dem Satz ab: »Ihre Behauptung wird nicht dadurch wahr, dass Sie sie ständig wiederholen!« Doch dieser Satz ist erwiesenermaßen falsch – in Studien wurde dieser sogenannte »Truth-Effekt« anschaulich gezeigt. Zeitgenossen, die ständig »dieselbe Leier« erzählen, mögen wir daher zwar als nervig empfinden; irgendwann glauben wir aber tatsächlich, was sie sagen.
Was machen wir aus diesen Erkenntnissen?
Erstens: Setzen Sie nicht allzu sehr auf die Liebe auf den ersten Blick! Wie viele Menschen daten sich durch ihr Leben und hoffen vergeblich auf den großen »Bang« beim ersten Treffen! Sind Sie sich auf den ersten Blick nicht richtig unsympathisch, dürfen Sie also ruhig noch ein paar weitere Blicke riskieren und schauen, wie sich die Sache entwickelt. Auf jeden Fall werden Sie Ihr Date dann mit der Zeit lieber mögen – ob das am Ende in eine erotische Beziehung mündet oder »nur« in eine Freundschaft, hängt davon ab, ob Sie den anderen auch körperlich anziehend finden. Denn körperliche Anziehung bleibt eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Beziehung, die auch der »Effekt der bloßen Darstellung« (leider) nicht ausgleichen kann. Kombinieren Sie die Erkenntnisse aus diesem Kapitel auch mit denen zur künstlichen Verknappung (siehe vorangegangenes Kapitel): Zeigen Sie sich zwar oft, aber seien Sie nicht leicht zu bekommen !
Zweitens: Wollen Sie sich bei jemandem beliebt machen, bieten Sie sich dieser Person möglichst oft dar, indem Sie sich einfach öfter in ihrer Nähe aufhalten. Wenn Ihr Chef Sie zum Beispiel sympathisch findet, kann das Ihre Karriere dramatisch befördern. Noch viel mehr gilt das für die Chefin Ihres Chefs – die Sie vielleicht bisher noch gar nicht persönlich kennt, die aber bestimmt einmal ein Wörtchen mitreden wird, wenn es um Ihre Beförderung geht. Auch bei ihr können Sie jetzt schon Sympathiepunkte sammeln, indem Sie ihr einfach oft begegnen, zum Beispiel morgens zufällig auf dem Flur oder regelmäßig in der Kantinenschlange. Kommt dann der Zeitpunkt X, wird Ihre Chef-Chefin Sie bereits heiß und innig lieben – ohne dass Sie ihr je persönlich vorgestellt worden sind.
Drittens: Wenn Sie eine »Wahrheit« verkaufen wollen, wiederholen Sie sie gebetsmühlenartig. »Steter Tropfen höhlt den Stein«, sagt der Volksmund, der natürlich wieder einmal verblüffend recht hat.
Und viertens: Passen Sie auf, dass andere nicht mit solch billigen Tricks Sie manipulieren.
Graziano, W. G., Jensen-Campbell, L. A., Shebilske, L. J. & Lundgren, S. R. (1993): Social influence, sex differences and judgements of beauty: Putting the interpersonal back into interpersonal attraction. Journal of Personality and Social Psychology, 65, 522–531
Hasher, L., Goldstein, D. & Toppino, T. (1977): Frequency and the conference of referential validity. Journal of Verbal Learning and Verbal Behavior, 16, 107–112
Moreland, R. L. & Beach, S. R. (1992): Exposure effects in the classroom: The development of affinity among students. Journal of Experimental Social Psychology, 28, 255–276
Moreland, R. L. & Zajonc, R. B. (1982): Exposure effects in person perception: Familiarity, similarity, and attraction. Journal of Experimental Social Psychology, 18, 395–415
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Sie sitzen bei einem gemeinsamen Mittagessen mit Ihrer besten Freundin beim Italiener. Sie schwärmt von ihrer neuen Flamme: Unverschämt gut sieht er aus – kein Wunder, denn er ist Brasilianer. Ihm wurden Rhythmus und Musik in die Wiege gelegt, als Gitarrist reist er mit
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